Hagen. Mit der Gestaltung des Seeparks am Hengsteysee wird es konkret: Profi-Büros sollen in den nächsten Monaten kreative Ideen erarbeiten.

Der Seepark Hengstey, der ein ganzheitliches Angebot für den regionalen und überregionalen Tourismus sowie die Freizeit und Naherholung am Hengsteysee in Hagen schaffen soll, tritt in eine entscheidende Phase: Im kommenden Jahr wird in einem freiraumplanerischen Wettbewerbsverfahren die endgültige Planung erarbeitet. Der Gewinnerentwurf soll bis zur Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA 2027) umgesetzt werden. Aber auch für die Zeit nach der IGA 2027 soll die gekürte Planung des Gewinners einen stimmigen Entwurf bieten, der weitere Möglichkeiten zum Ausbau des Seeparks liefert.

Rücksicht auf Anwohner

Teil der Hagener Mobilitätswende ist eine Konzeptidee, die auf der Rahmenplanung des Seeparks aufbaut. Hier wurden konkrete Umsetzungsvorschläge ausgearbeitet, um die Ortslage Hengstey vor einem Verkehrskollaps zu schützen und die zukünftigen Besucherströme im Seepark abzuwickeln. „Wir haben hier die Bedenken der direkten Anwohner durchaus im Blick“, sichert OB Schulz zu.

Es wurden in diesem Rahmen erste Prognosen über Besucherzahlen ermittelt, die als Berechnungsgrundlage für die Dimensionierung der zukünftigen Infrastruktureinrichtungen genutzt werden können. Ein wesentlicher Fokus des Konzepts liegt auf der Erschließung des Plangebiets und dient als wichtige Grundlage für die Planung im Realisierungswettbewerb im kommenden Jahr.

Das anspruchsvolle Wettbewerbsverfahren soll mit etwa 15 teilnehmenden Planungsbüros durchgeführt werden. „Wir setzen hier auf die Expertise von Profis, die viel Erfahrung mit Landschafts- und Freiraumplanung sowie ein hohes ästhetisches Verständnis mitbringen“, hebt Oberbürgermeister Erik O. Schulz auf ein qualitätvolles Niveau ab. Der Vorteil dieses Verfahrens liege in der Vielfalt der planerischen Lösungen. Auf diese Weise könne das langfristig wirtschaftlichste und planerisch attraktivste Ergebnis prämiert und letztendlich realisiert werden.

Preisgeld und Experten-Jury

Die ersten drei Gewinner erhalten ein Preisgeld für ihre Arbeiten. Diese Ausschüttung und weitere Kosten für das Wettbewerbsverfahren belaufen sich nach Angaben des Rathauses auf insgesamt 120.000 Euro. Insgesamt wird für das Seepark-Projekt eine Bausumme von 6,2 Millionen Euro kalkuliert.

Die Rahmenplanung im Rathaus sieht bereits klare Strukturen vor, wie sich die künftigen Attraktionen des Seeparks am Ufer entlangreihen könnten.
Die Rahmenplanung im Rathaus sieht bereits klare Strukturen vor, wie sich die künftigen Attraktionen des Seeparks am Ufer entlangreihen könnten. © Stadt Hagen

Und so soll der Wettbewerb ablaufen: Nachdem die teilnehmenden Planungsbüros feststehen, erhalten diese zu Beginn eine konkrete Aufgabenstellung für das Plangebiet am Hengsteysee. Nach einer gewissen Bearbeitungszeit werden die Planungen anonym eingereicht. Eine eigens hierfür zusammengestellte Jury aus sechs Fachpreisrichtern und fünf Sachpreisrichtern wählt am Ende den Gewinnerentwurf. Als Fachpreisrichter werden ausschließlich qualifizierte Landschaftsarchitekten gewählt, die mit derartigen Großprojekten vertraut sind. Die genaue Zusammenstellung wird noch vorgestellt.

Einer der Preisträger, in der Regel der Gewinnerentwurf, wird unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Preisgerichts und den Hinweisen der Vorprüfung mit den weiteren Planungsleistungen beauftragt. Alle Arbeiten des Wettbewerbes werden im Spätsommer 2023 öffentlich im Rathaus ausgestellt. Das Verfahren ist voraussichtlich gegen Ende 2023 auch durch Entscheidungen in der Politik abgeschlossen. Damit stehen dann auch die Inhalte des zukünftigen Seeparks fest und die Umsetzung kann in die nächste Phase gehen.

Erste Schritte sind schon gemacht

Den ersten Bauabschnitt bildet der Bereich Freizeitbad Hengstey, der bereits in der Umsetzung ist. Hierbei handelt es sich in erster Linie um die Aufwertung und den Ausbau des Strandhauses des Freibades und die Aufwertung der Bereiche um den Ruhrtalradweg mit Seeufer. Für die ersten drei Bauabschnitte des Ruhrtalradwegs im Umfeld des Freizeitbades liegt ebenfalls eine Entwurfsplanung vor. Diese beinhaltet den Bereich des Ruhrtalradwegs vom Laufwasserkraftwerk bis zum DLRG. Im Wesentlichen geht es darum, den Fuß- und Radweg durchgehend zu trennen und mit entsprechenden Wegbreiten zu versehen, um ein ungestörtes Spazieren am Ufer und zeitgleich gefahrloses Radfahren zu ermöglichen.

Für die Beantragung von möglichen Fördermitteln wurde hierfür bereits eine Projektskizze bei der Bezirksregierung Arnsberg im Juni 2022 eingereicht. Bei einem positiven Bescheid steht einer Förderantragstellung nichts entgegen. Die Bausumme für den Ausbau der rund 900 Meter langen Strecke liegt bei rund 1,5 Millionen Euro.

Wassersport im Blick

Ebenfalls sollen in diesem Zuge als zweiter Bauabschnitt auch Rastpunkte mit Aussichtspunkten auf der Strecke entstehen, um das „Wasser-Raumerlebnis“ entlang der Strecke zu verbessern und den Ruhrtalradweg aufzuwerten. Ein zentraler Verweilort und Rastpunkt mit zahlreichen Radabstellmöglichkeiten und Ladestationen soll vor dem Seebad und dem neuen Beach Club entstehen.

Auch die Einrichtungen für Wassersportler sollen im Seepark ein modernes Gesicht erhalten.
Auch die Einrichtungen für Wassersportler sollen im Seepark ein modernes Gesicht erhalten. © Stadt Hagen

Den dritten Bauabschnitt bildet der Bereich „Wassersport“, der durch den hier ansässigen Kanu-Club-Hagen 1953 und die Ortsgruppe DLRG Hagen geprägt ist. Zur Verbreiterung und Trennung der Wegetrassen werden hier unterschiedliche planerische Eingriffe nötig. Unter anderem ist auf dem Gelände des DLRG geplant, ein neues Gebäude zu errichten und das Grundstück neu zu ordnen. Einen wesentlichen Bestandteil in der Planung des Abschnittes bildet der Bau einer neuen Slipanlage für Boote. Mit dieser soll es zukünftig möglich sein, neben dem DLRG als Hauptnutzer, auch anderweitigen Wassersportlern den Zugang zum Hengsteysee zu ermöglichen.

Naturflächen im Fokus

Oberstes Ziel ist es, schützenswerte Vegetation zu belassen und zu fördern und nur da wo nötig, Eingriffe zu tätigen. Flächen für die zukünftigen Aktionsfenster befinden sich daher überwiegend auf den stark belasteten Bereichen, die einer Altlastensanierung bedürfen. Durch dieses Flächenrecycling soll die Nutzung von ursprünglich nicht belasteten Böden auf ein Minimum reduziert werden. Ziel ist es zudem, die derzeitige Brachfläche zu einem Park- und Erlebnisraum umzuwandeln, der unterschiedlichste Nutzungen miteinander verknüpft.

Die Schaffung einer zukunftsorientierten Parkanlage für Sport- und Freizeitaktivitäten ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtprojektes und soll in entsprechenden Maßnahmenpaketen bis zur IGA 2027 umgesetzt werden. Hierzu zählen in erster Linie Freianlagen, die zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im Seepark beitragen und die unterschiedlichen Nutzergruppen ansprechen, wie zum Beispiel Spielplätze oder moderne Sportflächen, Gastronomie, sowie Erlebnisflächen, welche die Themen Klimaschutz, Natur- und Umweltbildung sowie Industriekultur bedienen.

„Darüber hinaus soll ein Großteil – etwa 70 Prozent – der 20 Hektar großen Industriebrache wieder zu einem Stück Natur verwandelt und zu einem ökologisch wertvollen Landschaftsraum entwickelt werden“, hebt OB Schulz auf großzügige Naturflächen ab, „es handelt sich nämlich keineswegs um einen Freizeitpark à la Phantasialand“.