Hagen. Nach dem erfolgreichen Pilotversuch in Haspe soll das E-Scooter-Angebot in Hagen weiter wachsen. Wir erklären, was als nächstes passieren soll.

Das Angebot an Elektro-Tretrollern (E-Scooter) in Hagen soll bis zum Frühjahr kommenden Jahres auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden. Eine entsprechende Offensive hat der Projektverantwortliche Sivasai Prasad Yeesakonu, Mitarbeiter im Bereich nachhaltige Mobilität beim Umweltamt der Stadt Hagen, bei einem abschließenden Blick auf das Hasper Pilotprojekt bestätigt. Gleichzeitig hat die dortige Bezirksvertretung angesichts der positiven Erfahrungen mit dem neuen Verkehrsmittel einen Vorstoß auf den Weg gebracht, parallel ein Verleihsystem für E-Bikes oder Pedelecs einschließlich eines Angebots von Lastenfahrrädern zu prüfen.

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Im Stadtbezirk Haspe wurde ab Dezember vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit dem Anbieter Zeus Scooter GmbH an 25 festen Abstellplätzen ein Angebot mit bis zu 80 Elektrorollern etabliert. Dieses stationsgebundene System bietet in den Augen von Politik und Verwaltung im Gegensatz zu den andernorts üblichen Free-Floating-Systemen den Vorteil, dass die Fahrgeräte nur an definierten Orten ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden können – anderenfalls läuft der über eine Handy-App gestartete Gebührenzähler gnadenlos weiter. Dieser Ansatz verhindert, dass die kleinen Zweiräder wild überall abgestellt werden, Fahr- und Fußwege blockieren oder gar im Unterholz oder in Flüssen landen.

Nutzung am Spätnachmittag

Bei einem bilanzierenden Blick auf die Hasper Pilotphase wird deutlich, dass mit den E-Scootern durchschnittlich 3900 Kilometer pro Monat zurückgelegt wurden, die durchschnittliche Streckenlänge bei etwa 3,6 Kilometern pro Fahrt liegt, eine Tour im Schnitt 21 Minuten dauert und etwa ein Drittel der Fahrten zwischen 16 und 20 Uhr gebucht wird. Angesichts der Kundenreaktionen geht der Anbieter davon aus, dass mit einer Ausweitung des Angebotes über das gesamte Stadtgebiet das Verkehrssystem von den Hagenern künftig sogar noch intensiver genutzt wird. „Das Hasper Pilotprojekt war sinnvoll, um erste Erfahrungen zu sammeln“, betont Umweltdezernent Sebastian Arlt.

Der scheidende Umweltdezernent Sebastian Arlt unterstützt mit dem Team seines Ressorts den weiteren Ausbau des E-Scooter-Angebots in Hagen.
Der scheidende Umweltdezernent Sebastian Arlt unterstützt mit dem Team seines Ressorts den weiteren Ausbau des E-Scooter-Angebots in Hagen. © hws | Heinz-Werner Schroth

Inzwischen wird das Angebot ja auch im Stadtbezirk Mitte ausgerollt, wo zurzeit etwa 75 weitere Stellplätze (Kosten: jeweils 300 Euro) etabliert werden. Dabei wurden auf Basis einer Standortanalyse der Verwaltung vorzugsweise jene Punkte ausgeguckt, die im näheren Umfeld von Geschäften, Dienstleistungsanbietern, Supermärkten oder auch Schulen liegen. Insgesamt könnte somit das Angebot auf bis zu 350 Fahrzeuge ausgeweitet werden. Inwieweit die E-Scooter-Kultur dann im kommenden Jahr in den Hagener Norden, Süden sowie nach Hohenlimburg expandiert, hängt zunächst von den Beschlüssen in den zuständigen Bezirksvertretungen ab, die sich ab November erstmals mit der Thematik beschäftigen werden.

Nächstes Projekt mit Fahrrädern

Im Pilotbezirk Haspe plant man derweil schon den nächsten Schritt: „In meinen Augen sollte die Verwaltung jetzt prüfen, ob im Anschluss ein ähnliches Verleihsystem – ebenfalls stationsgebunden – für E-Bikes ebenfalls zunächst als Pilotprojekt in Haspe zu testen ist“, drängt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Müller auf den nächsten Schritt im Rahmen der Mobilitätswende. Umweltdezernent Sebastian Arlt schlägt vor, an dieser Stelle bevorzugt mit dem etablierten Anbieter „Metropolradruhr“ zusammenzuarbeiten: „So könnte man gleich flexibel in andere Städte fahren“, erinnerte er daran, dass es dieses System ja bereits in Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hamm, Herne, Mülheim und Oberhausen gebe. Allerdings fehlten derzeit noch die politischen Beschlüsse auf VRR-Ebene, dieses Zweirad-Angebot auszuweiten. „Dies könnte allerdings eventuell im Dezember erfolgen“, so die Einschätzung des Umweltdezernenten.

Der Hasper CDU-Vertreter Gerd Romberg regte an, genau zu prüfen, wo überhaupt noch der Platz sei, Fahrradstationen einzurichten. „Hier bietet es sich an, die bislang gemachten Erfahrungen in den anderen RVR-Städten mal abzufragen“, regte Dietmar Thieser (SPD) an. Und Hagen-Aktiv-Vertreter Michael Gronwald schlug vor, eventuell sogar leerstehende Ladenlokale zu Zweirad-Verleihpunkten umzubauen, wo es dann auch Lastenfahrräder für den bequemen Wocheneinkauf angeboten werden sollen.