Breckerfeld. Der SC Zurstraße hat den ersten Sieg in der Kreisliga A eingefahren. Auch auf einer anderen Baustelle geht es voran: Der Kunstrasen wird verlegt.
So stehen sie am Rand und blicken hinab auf den Platz. Nicht allerdings an einem Sonntag, so wie sie es in all den Jahren tun, wenn unten elf Männer in Rot-Schwarz dem Ball hinterherjagen. Sondern an einem Donnerstagabend. Das Flutlicht bleibt aus. Ein Arbeiter steigt aus dem Bagger, schlägt die Tür der Kabine zu. Am Buddenkamp wird der Feierabend eingeläutet. Schicht für die Arbeiter der Strabag, die hier über Wochen gewirkt und teilweise in Containern neben der Baustelle übernachtet haben.
Olaf Kampmann, Jens Richstein, Thorsten Rafflenbeul und Christoph Radke – allesamt Mitglieder im Vorstand des SC Zurstraße 70, beobachten die Szenerie zufrieden. Denn auch wenn es sportlich (trotz des Sieges am Wochenende, von dem bei Ortstermin noch niemand etwas ahnen konnte) unrund läuft für den Aufsteiger in die Kreisliga A: Dieses Projekt ist die Zukunft des kleinen Vereins mit der großen Bedeutung für den Breckerfelder Ortsteil. Die Zukunft eines kleinen Vereins, der so gerne wachsen möchte.
Einweihung vielleicht beim letzten Heimspiel
Mit der Schicht für die Arbeiter wird quasi eine Zäsur eingeleitet. Der Untergrund am Sportplatz Buddenkamp ist bereitet. Jetzt kann der Kunstrasen kommen. Das Braun-Grau der Fläche wird sich in ein kräftiges Grün verwandeln, auf dem der SC 70 am liebsten noch in diesem Jahr seine Heimpremiere erleben möchte. Auf einem neuen Platz, so grün und gerade, für den die Verantwortlichen gekämpft haben, für den sie reichlich Überzeugungsarbeit leisten mussten. „Unser letztes Heimspiel vor der Winterpause ist am 5. Dezember gegen Dahl. Es wäre toll, wenn wir mit dieser Partie den neuen Platz einweihen könnten.“
Bisher hat der ambitionierte Verein, der sich schon in der Vergangenheit durch viel eigenes Engagement und manchmal unkonventionelle Ideen ausgezeichnet hat, auf einem wahren Acker gekickt. Asche, in trockenen Sommern, Pfützen bei längerem Regen. „Von einer Eckfahne zur anderen lag in der Diagonalen ein Höhenunterschied von 1,20 Metern“, erzählt Olaf Kampmann, Vorsitzender des SC Zurstraße und lässt mal außen vor, ob das Kicken bergab ein Vor- oder ein Nachteil ist.
Sperrung der Landstraße bremst Trainingsbetrieb
Jetzt jedenfalls ist er begradigt, dieser irgendwie auch kultig-legendäre Sportplatz Buddenkamp, auf dem in den letzten Wochen weder Training noch Spiele stattfinden konnten. Vielleicht haben auch dieser ausbleibende Heimvorteil und die Umstände dazu beigetragen, dass die erste Mannschaft nicht im Hurra-Stil in der neuen Liga durchgestartet ist. „Wir trainieren in der Selbecke“, sagt Jens Richstein, „seit auch noch die Landstraße 528 vollgesperrt ist, ist das für unsere Spieler mit einem riesigen Umweg verbunden.“
Seine Heimspiele trägt der SC 70 auf der Spiel- und Sportanlage Breckerfeld aus. Dort auf an Trainingseinheiten zu kommen, war angesichts der dichten Belegung durch TuS und Schwarz-Weiß Breckerfeld (mit kompletter Jugendabteilung und zwei Senioren-Teams) keine Option. „Trotzdem: Die Unterstützung durch Schwarz-Weiß in dieser für uns schwierigen Phase war wirklich super“, sagt Kampmann mit Blick auf den Nachbarverein, der in derselben Liga spielt. „Wo immer es ging, haben sie uns unterstützt.“
Verein nimmt Eigenleistung vor
Der Platz und der Kunstrasen sind das eine, die Anlage drumherum das andere. Hier ist das Team des SC 70 gefordert. „Der Platz vor dem Vereinsheim muss begradigt werden, in Sachen Entwässerung gibt es noch einiges zu tun“, umreißt Kampmann die Projekte, die der Verein in Eigenregie angehen will. „Wir wollen das Vereinsheim streichen, die Bandenwerbung muss angebracht werden.“
Rund 600.000 Euro soll der neue Platz (ein gesandeter Kunstrasen) insgesamt kosten. Davon war jedenfalls die Rede, als der Förderantrag auf den Weg gebracht wurde. 65 Prozent, so sieht es das Förderprogramm, über das Gelder für die Entwicklung des ländlichen Raums verteilt werden, vor, übernimmt das Land.
Eigene Jugendabteilung bleibt das große Ziel
Was bleibt, ist ein übergeordnetes Ziel: Der SC Zurstraße will für den eigenen Unterbau sorgen, will eine eigene Jugendabteilung aufbauen. „Das Potenzial ist da“, sagt Jens Richstein, „und mit dem neuen Platz haben wir ein gutes Argument dafür, dass Kinder und Jugendlich zu uns zum Kicken kommen. Die Ausrede, dass es doch bei uns nur einen Ascheplatz gibt, zählt dann nicht mehr.“ Der SC plant an seiner Zukunft. An der kurzfristigen, aber auch der langfristigen.