Hagen. Auch behinderte Menschen sollen ein selbstbestimmtes Leben führen. In Hagen-Vorhalle entsteht deshalb ein ganz besonderes Haus.

Es ist ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches, aber auch hochmodernes Haus, das derzeit in Vorhalle entsteht. An der Ecke von Revel- und Ophauser Straße baut die Stiftung Bethel für 4,9 Millionen Euro ein Zuhause mit 24 Wohneinheiten für behinderte Menschen. „Wir sind sehr glücklich, unseren Klientinnen und Klienten fortan ein Leben in der eigenen Wohnung mit individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten“, so Pastorin Verena Schmidt, Geschäftsführerin von Bethel.regional in Dortmund ehemalige Superintendentin im Kirchenkreis Hagen.

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Das Wohnangebot folgt dem Ziel, auch behinderten Mensch ein möglichst selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Mittelfristig sollen so die klassischen Wohnheime, in denen bis zu 24 Menschen mit zeitweiliger oder Rund-um-die-Uhr-Betreuung leben und in denen Individualität eine ehr untergeordnete Rolle spielt, abgelöst werden.

Der Neubau in Vorhalle sieht auf drei Geschossen jeweils acht Ein-Personen-Wohnungen vor. Im Erdgeschoss werden Autisten leben, im ersten Stock Menschen mit geistiger Behinderung und in der zweiten Etage Personen mit erworbenen Hirnschädigungen (z.B. nach einem Unfall).

Bethel regional baut ein Wohnhaus für 24 Menschen mit Behinderung in Vorhalle.
Bethel regional baut ein Wohnhaus für 24 Menschen mit Behinderung in Vorhalle. © WP | Michael Kleinrensing

Die Wohnungen sind rund 40 Quadratmeter groß und verfügen über einen eigenen Balkon bzw. eine Terrasse. „Das ganze Haus ist barrierefrei“, betont der Hagener Architekt Jörg Meier. Im Keller befinden sich für jede Wohnung Abstell-, Wasch- und Trockenräume sowie Technik- und Lagerräume.

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Gipfelpunkt des Hauses wird im wahrsten Wortsinne ein großer und ebenfalls barrierefrei zugänglicher Dachgarten mit Gewächshaus, Hochbeeten und Aufenthaltszonen sein. „Hier können Bewohnerinnen und Bewohner zukünftig mit der Nachbarschaft Urban-Gardening-Projekte durchführen“, so Meier. Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass eine Kindergartengruppe aus Vorhalle eines der Hochbeete pflegt.

Begegnungen mit Nachbarschaft

Auf jeden Fall soll es zu Begegnungen mit der Nachbarschaft kommen, wie Verena Schmidt verdeutlichte: „Ein gutes Zusammenleben, Austausch und nette Gespräche sind unsere Ziele. Wir möchten zukünftig den Stadtteil gemeinsam mit unserem Haus Kirchbergstraße, welches bereits seit 2005 in Vorhalle verortet ist, und dem neuen Wohnangebot in der Revelstraße aktiv mitgestalten.“

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Die Bewohner werden selbstständig leben, doch wird eine 24-Stunden-Betreuung durch Pflegekräfte im Bereitschaftsdienst gewährleistet sein. Die Herstellungskosten werden aus Eigenmitteln von Bethel einschließlich Spenden, Wohnungsbaufördermitteln und KFW-Fördermitteln sowie Kapitalmarktdarlehen finanziert.

Mieten werden übernommen

Da das Gebäude unter anderem mit Wohnungsbaufördermitteln finanziert wird, sind die Mieten als Sozialmiete begrenzt, teilte Bethel mit. Die Mieten würden bei den überwiegenden Klientinnen und Klienten durch öffentliche Kostenträger im Rahmen der bewilligten Sozialleistungen für die Wohn- und Assistenzangebote übernommen.

Das Grundstück befindet sich in unmittelbarer Nähe des Vorhaller Feuerwehrgerätehauses. Früher befand sich dort die ehemalige Grundschule, 2014 erwarb die Stadt Hagen das Areal.

Das Gebäude wird im KFW 55 EE Standard errichtet und über eine Wärmepumpe und eine Pelletheizung beheizt. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage installiert. Fertig gestellt sein wird das Haus im Frühjahr 2024.