Herdecke/Wetter/Hagen. Nach der erfolgreichen Klage 2018 stimmen die Stadtverwaltungen sowie Politiker aus Wetter und Herdecke für Einkaufszentrum-Pläne in Vorhalle.
Der Streit um ein neues Einkaufszentrum in Vorhalles Revelstraße scheint endgültig beigelegt. Die Stadt Wetter hatte gemeinsam mit Herdecke juristisch Einspruch gegen das Vorhaben in Hagen erhoben und 2018 vom Oberverwaltungsgericht Münster Recht bekommen.
Nun tauchte das Thema sowohl auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschusses in Wetter als auch im entsprechenden Herdecker Gremium auf. Hier wie dort stimmten die Fraktionen jetzt einhellig dem Vorhabenbezogenen Bebauungsplan für Vorhalle zu, so dass dort auf einem rund 1,4 Hektar großen Gebiet ein neues Nahversorgungszentrum entstehen kann.
Aldi, Edeka und Drogerie
Konkret handelt es sich um einen Aldi mit 1120 Quadratmetern, einen Edeka (1590 m²) sowie einen Drogerie-Markt mit 720 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Die Stadtverwaltungen aus Herdecke und Wetter äußerten 2017 im damaligen Verfahren Bedenken wegen der Größe, da sie einen Abfluss der Kaufkraft in ihren Kommunen befürchteten. Im Behördendeutsch heißt das „negative städtebauliche Auswirkungen auf den Zentralen Versorgungsbereich“. Vor allem bezüglich der Drogerieartikel, die Kunden – sinngemäß – bei ihren Erledigungen in Vorhalle ebenfalls dann dort und nicht mehr in hiesigen Geschäften kaufen würden.
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Das Gericht hatte damals dem Normenkontrollantrag stattgegeben und den erstellten Bebauungsplan vorläufig außer Vollzug gesetzt. Um die gerügten Mängel und formale Dinge zu korrigieren, hat die Hagener Verwaltung eine neue Verträglichkeitsanalyse von Stadt und Handel erstellen lassen sowie ein neues Planverfahren auf den Weg gebracht. In den Amtsstuben in Wetter und Herdecke richteten die Verantwortlichen ihr Augenmerk besonders auf die Auswirkung im Sortiment Drogeriewaren.
Um diesbezüglich negative Auswirkungen für die beiden kleineren Städte in Hagens Nachbarschaft auszuschließen, enthält das neue Gutachten eine Reduktion der Verkaufsfläche für den Drogisten auf 600 Quadratmeter. Dieser Empfehlung will die Stadt Hagen nachkommen und auf 590 m² festsetzen. Die Größen des Aldi- und Edeka-Marktes sollen unverändert bleiben.
In Wetter rechneten Verwaltungsvertreter aus, dass dadurch die Änderung die Umsatzverteilung für die Harkortstadt von 10,5 auf 9 Prozent sinke. Für den zentralen Versorgungsbereich hier seien Umverteilungen in den sonstigen Sortimenten für Nahrungs- und Genussmittel von ca. 5 % zu erwarten. Auf die übrigen zentralen Geschäfte in Wetter sowie die sonstigen integrierten Lagen seien ebenfalls nur geringe Umsatzumverteilungen zu prognostizieren. Es seien keine negative Auswirkungen auf den städtebaulichen Bestand oder die Entwicklung und Nahversorgungsstrukturen zu erwarten. Ohne Diskussion stimmten jetzt kürzlich daher auch die Fraktionen im Fachausschuss zu.
Bedenken mit Hagen ausgeräumt
Genau so schätzt Herdeckes Verwaltung die neue Situation durch die verringerte Drogerie-Fläche ein. Somit spreche nichts mehr gegen das Hagener Bauleitplanverfahren.
Lösung für Waldweg
Gute Nachrichten verkündete der städtische Rechtsdezernent Lars Heismann im Ausschuss.
Angesichts der Probleme mit Mountainbikern am Wittbräucker Waldweg habe die Stadtverwaltung Kontakt zum Eigentümer des Gebiets aufgenommen und die Zusage erhalten, die Verkehrslage – wie berichtet – entschärfen zu können. „Wir überlegen jetzt, welche Maßnahme an der Zufahrt aus dem Wald auf die Straße am besten wirken könnte“, so Heismann.
Jan Schaberick (SPD) wunderte sich etwas wegen dieser Einschätzung. „Erfolgt das Umdenken wirklich nur wegen dieser vergleichsweise marginalen Reduzierung? Es bleibt doch die Befürchtung, dass Kaufkraft abfließt.“ Darauf entgegnete Daniel Matißik als Leiter des Bau- und Planungsamtes, dass das damalige Gutachten eine Reihe von offenen Fragen beinhaltet habe. Die Kaufkraft-Auswirkungen durch das Vorhaller Einkaufszentrum hätten zudem eher Nachteile für Wetter gebracht, weniger gravierend für Herdecke, das sich dennoch der Klage angeschlossen und ein neues Gutachten für sinnvoll erachtet habe. Gemeinsam mit Hagen ließen sich dann Bedenken ausräumen. Laut Matißik schlage eine recht große Drogerie „durch, 100 Quadratmeter können entscheidend sein. Der Aldi und Edeka schädigen uns in Herdecke aber nicht. Und etwas mehr Wettbewerb ist immer gut.“