Hagen-Mitte. In Haspe ist das Projekt ein Erfolg – jetzt soll es auf die Innenstadt ausgeweitet werden. Bis zu 75 Stellplätze könnte es in Hagen-Mitte geben.
Nach dem großen Erfolg in Haspe soll das Elektro-Tretroller-Projekt in Hagen nun auch auf die Innenstadt ausgeweitet werden – allerdings voraussichtlich unter der Prämisse, dass das Fahren in der Fußgängerzone verboten wird. Zumindest vorerst. „Radfahren ist dort bislang auch nicht gestattet – es sollte gleiches Recht für alle gelten“, betonte Baudezernent Henning Keune in der Bezirksvertretung Mitte. Parallel arbeite die Verwaltung an einem Konzept, auch bestimmte Bereiche für Radfahrer unmittelbar in der Innenstadt zu schaffen, wo „gesteuertes Fahren“ möglich ist. In diesen Bereichen könnten perspektivisch dann auch die E-Tretroller fahren.
Zunächst aber geht es um eine richtungsweisende Entscheidung: Erst im Anschluss – die Ratsentscheidung steht noch aus – sollen dann ein Anbieter gesucht und das genaue Konzept und die Verleihstandorte festgelegt werden. Insgesamt zwischen 70 und 75 Stationen, an denen Nutzer die Roller leihen und wieder zurückgeben können, könnten dann im Bezirk Mitte entstehen. Gertrud Masuch (Hagen Aktiv): „Es handelt sich dabei um ein zusätzliches Mobilitätsangebot, dem wir uns nicht verwehren sollten.“
3900 Kilometer im Monat
In Haspe sei das Projekt, und das ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, ohne große Probleme gestartet, betont die Verwaltung. Während in anderen Städten beobachtet wird, dass die Elektro-Roller demoliert oder wild im ganzen Stadtgebiet geparkt werden, funktioniert das Hagener System – die Stadt arbeitet für das Angebot in Haspe mit der Firma Zeus zusammen – offenbar besser. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass das Abstellen der Fahrzeuge nur an bestimmten, festgelegten Stellen erlaubt ist. Nutzer können ihre Fahrten nur auf den festgelegten Flächen per App starten – und auch wieder beenden. Ansonsten läuft der Gebührenzähler weiter.
Der Anbieter hat mittlerweile auch die ersten Daten aus Haspe ausgewertet: Insgesamt wurden rund 3900 Kilometer im Monat mit den E-Rollern zurückgelegt, die durchschnittliche Reiselänge betrug dabei 3,6 Kilometer (durchschnittliche Fahrtzeit: 21 Minuten). Insgesamt, so gibt der Betreiber Zeus an, seien durch die E-Roller pro Monat rund 14 Kilo weniger CO2 ausgestoßen worden. Fazit: Die Nachfrage ist da.
75 Stationen und bis zu 200 E-Scooter
Während in Haspe 60 Roller (und 25 Stationen) zur Verfügung stehen, sollen es im Bezirk Mitte bedeutend mehr werden: Etwa 150 bis 200 Geräte (und bis zu 75 Stationen) würden den Hagenern dann zunächst zur Verfügung stehen. Eine genauere Einschätzung ist aber erst möglich, wenn seitens der Stadt durch ein sogenanntes „Interessenbekundungsverfahren“ geklärt worden ist, ob und wie viele Anbieter überhaupt bereit wären, sich in Hagen auf eine Ausschreibung zu bewerben, die nur das stationsgebundene Verleihsystem zulässt.
Hans-Joachim Junge (CDU) betonte: „Es wäre wichtig, vorab noch einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um die E-Roller aus der Fußgängerzone auszuschließen.“ Letztlich könne es durch die höheren Fahrgeschwindigkeiten (gegenüber Fußgängern) zu Unfällen und Konflikten kommen. „So könnte uns das erspart bleiben“, pflichtete auch Jörg Meier (SPD) ihm bei. Die Bezirksvertretung stellte sich mit großer Mehrheit (2 Gegenstimmen, eine Enthaltung) hinter die Idee, das Angebot in Hagen weiter voranzutreiben und neue Mobilitätsformen in der Stadt voranzubringen. Der Rat trifft seine Entscheidung am 23. Juni.
>>> Hintergrund: Geringe Kosten
Kosten für das Pilotprojekt entstehen so gut wie keine – lediglich für die Beschilderung entsprechender Roller-Parkplätze müsste die Stadt Mittel bereitstellen. Laut Fachdienst Verkehrssicherheit ist dafür mit rund 300 Euro pro Tretrollerparkplatz zu rechnen, sodass Gesamtkosten von 21.000 bis 22.500 Euro für die 70 bis 75 Stellplätze anfallen würden.