Hohenlimburg. Historischer Antrag in Hohenlimburg. Ein Platz soll nach dem ermordeten jüdischen Mädchen Margot Stern umbenannten werden.
Sie war 15, um Gottes Willen 15, als sie an einem Julitag des Jahres 1942 aus einem Zug in Minsk aussteigen und sich zu Fuß auf den Weg in den Wald machen musste. Das Ziel: Die gerade erst hergerichtete Mordstätte Maly Trostinez. Wie Tausende andere an diesem Tag wurde das junge jüdische Mädchen Margot Stern aus Hohenlimburg durch den Schuss eines SS-Schutzpolizisten hingerichtet und in einer Leichengrube verscharrt.
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80 Jahre später soll ein Platz im Herzen Hohenlimburgs, unweit von jenem Ort, wo Margot Stern aufwuchs, nach ihr benannt werden. Es handelt sich um den Platz in jenem Bereich, wo Freiheits- und Herrenstraße aufeinandertreffen. Direkt vor der evangelisch-reformierten Kirche und der Redaktion unserer Zeitung in Hohenlimburg.
Dieser Schritt, den die Bürger für Hohenlimburg, CDU, SPD und Grüne gemeinsam initiieren, kommt nicht aus der Luft. Die Geschichte von Margot Stern und ihrer Familie ist trotz aller Grausamkeit und allen Leides, die sie in sich trägt, lebendig in Hohenlimburg. Gerade einmal 15 Jahre alt – ein Kind noch – war Rolf Stern, als er 1938 allein aus Deutschland in die USA flüchtete. Seine Familie, die über Generationen in Hohenlimburg gelebt hatte, sollte der Junge nie wiedersehen: Die Eltern Auguste und Julius, die jüngere Schwester Margot, um die es hier geht, sowie die Tante Jenny Weil wurden von den Nazis verschleppt und ermordet.
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Zum Gedenken an die Opfer wurden 2014 in der Wesselbachstraße 4 Stolpersteine verlegt. Da, wo einst das Haus der Familie Stern stand. Rolf Sterns Kinder Gail und Jeffrey sowie die Schwiegertochter Sheri waren eigens aus Baltimore (USA) angereist, um an dem Akt gegen das Vergessen teilzunehmen. Es war nicht ihr einziger Besuch in Hohenlimburg. Dreimal waren sie mittlerweile in Hohenlimburg und Sheri hat auch ein Buch über ihre Besuche hier verfasst. Titel: „Die Wiedervereinigung der Seelen: Eine Reise des Erinnerns, Gedenkens und Heilens.“
Familie zieht nach Meckenheim
Als die Nazis die Familie Stern 1938 zwangen, ihr Haus in Hohenlimburg zu verkaufen, zog die Familie zu einer Tante nach Meckenheim im Rheinland. Das war am 17. Mai 1938. Vier Jahre später wurde sie endgültig deportiert.
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In der Vernichtungsstätte Maly Trostinez bei Minsk ließen 40.000 bis 60.000 Juden auf jene Weise ihr Leben wie Margot Stern es tat. Erst im April 1942 waren dort Leichengruben ausgehoben worden. Die Züge mit den deportierten Juden hielten ab Ende 1942 in der Nähe der ausgehobenen Gruben, wo heute Mahnmale an diese fürchterliche Zeit erinnern. Ihre letzten Meter in den Tod rollten die Menschen mit Lastkraftwagen. Wegen der Spurenbeseitigung im Wald und häufigeren Attacken von weißrussischen Partisanen-Einheiten wurde die Exekutionsstätte später verlegt.
Antrag ist historisch
Frank Schmidt, Fraktions-Frontmann der Bürger für Hohenlimburg, erklärte zum Vorschlag in der Bezirksvertretung Hohenlimburg: „Das hat historisches Ausmaß, dass wir diesen Antrag gemeinsam auf den Weg bringen und das Gedenken an die Familie Stern hoch halten.“
Der Antrag wurde beschlossen. Die Verwaltung prüft das Vorhaben nun. Ein Schild soll vor Ort an Margot Stern erinnern.