Hagen-Mitte. Vieles hat sich verändert im Hagener Nachtleben, das in den 90er-Jahren seine Blütephase erlebte. Das „Metronom“ war immer da. Ein Besuch.

Im Nachtleben zu arbeiten, heißt, mit dem Risiko verheiratet zu sein. Mal mit erfahrenen Gastronomen, Clubbetreibern oder Wirten gesprochen? Viele von ihnen erzählen Geschichten von Aufbruch und Ende. Von Aufmachen und Abschließen. Von Kaufen und Verkaufen. Von Pleiten und goldenen Zeiten. Der Name dieser letzten Hagener Disco neben dem Capitol ist angesichts solcher Achterbahnfahrten geradezu sinnbildlich. Ein Metronom ist schließlich ein Gerät, das konstant das Tempo vorgibt. Im Hagener Nachtleben und auch im Leben des Wirtes Thomas Zahel ist der Club an der Hochstraße genau das. Eine Konstante.

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Es seien die Details, die Verlässlichkeiten, das Erwartbare, sagt Thomas Zahel. Das sei es, was das gemütliche „Metronom“ als Disco entgegen vieler Trends der vergangenen Jahrzehnte bestehen lasse. Es war da, als die Hagener Nacht in den 80er- und 90ern brummte und bundesweit Maßstäbe setzte. Es war da, als diese große Zeit endete und der Funpark Anfang der 2000er-Jahre wie ein Staubsauger auf alles Tanzpublikum in Hagen wirkte und einstige Goldgruben wie das „Alpenrausch“ verschwanden. Und: Es ist immer noch da. Vielleicht erfolgreicher denn je. Warum?

Familie Zahel in einer in einer Sitzlounge des gemütlichen Clubs, den es schon seit den 80er-Jahren in Hagen gibt.
Familie Zahel in einer in einer Sitzlounge des gemütlichen Clubs, den es schon seit den 80er-Jahren in Hagen gibt. © Michael Kleinrensing

Die Tür ist entscheidend

Die Antwort hat drei Teile. Erstens: Es scheint eine Personenfrage zu sein. Thomas Zahel (61) ist ein relikt der großen Hagener Jahre. Hier ein Ausriss der Läden, die er gemacht hat: „Lover’s Club“, Rosengarten, Starlight, Alibi, „Max“, „Sevens“ (ehemals Pussycat Bar) und eben das Metronom. Wenn man so will, steht er für die alte Zeit, die er für sich ins Hier und Heute gerettet hat und über die er sagt, dass sie ihn auch zu einem besseren Menschen gemacht habe. Das „Metronom“ betreiben er, seine Frau Barbara und seine Tochter Kassandra als Team. Ihr Einfluss und ihre Regeln schaffen aus ihrer Sicht den Rahmen für den Erfolg.

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Damit sind wir bei Punkt zwei: den Regeln. „Wir legen hier überaus Wert auf die Tür“, sagt Thomas Zahel. Bis zu drei Türsteher regeln den Einlass, haben einen Blick auf die Lage im Club. „Hier gibt es keine Schlägereien. Hier werden Konflikte im Keim erstickt. Das spricht sich herum. Hier kann man mit einem guten Gefühl feiern.“ Das habe vor allem Einfluss auf Frauen. Es geben viele Single-Damen, die mit einem guten Gefühl ins Metronom kämen, um hier einen schönen Abend zu verbringen. „Frauen sind hier kein Freiwild. Sie wissen, dass sie hier mit Respekt und Anstand behandelt werden“, sagt Zahel.

Betreiben den Club „Metronom“ an der Hochstraße: (von links) Kassandra, Thomas und Barbara Zahel.
Betreiben den Club „Metronom“ an der Hochstraße: (von links) Kassandra, Thomas und Barbara Zahel. © Michael Kleinrensing

Der Funpark fraß vieles auf

Bleibt Punkt drei: Tochter Kassandra. Die 20-Jährige ist gleichzeitig ein Türöffner für die junge Szene. „Das ist für uns goldwert“, sagt ihre Mutter Barbara. „Kassandra hat es geschafft, dass ihre Altersklasse auch zum Feiern zu uns kommt. Dadurch entsteht eine gute Mischung aus reiferem Publikum und jungem“, sagt Barbara Zahel. Der Durchschnitt liege bei „30 Jahren plus“. Stammgast Michael ist übrigens 76.

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So sitzt eben das ganze Leben am Tresen des Metronoms oder tanzt auf dem gefliesten Dancefloor unter dem, was man heute nur noch selten findet: einer Disco-Kugel. Thomas Zahel hat Anfang der 2000er-Jahre mit dem „Starlight“ am Theater-Karree eine Pleite erlebt. Nicht, wie er sagt, weil das Konzept nicht stimmig gewesen wäre. Sondern weil die damalige Großraum-Discothek „Funpark“ das Publikum anzog. Heute hat das „Metronom“ neben dem „Capitol“ seinen Platz gefunden. „Es ist gut, dass es das Capitol gibt. Unsere Zielgruppen sind ganz verschieden“, sagt Thomas Zahel.

Außenansicht des Metronoms an der Hochstraße in Hagen.
Außenansicht des Metronoms an der Hochstraße in Hagen. © Michael Kleinrensing

„Catacombe“ war wichtig

Im „Metronom“, dass den Beinamen „3.0“, weil Zahel es mittlerweile zum dritten Mal betreibt, geht es Freitags und Samstags gegen 0 Uhr erst so richtig los. Aufgelegt wird schlichtweg alles. Als die „Catacombe“ gegenüber noch geöffnet war, da hätten sich die beiden Clubs wunderbar befruchtet. „Man konnte schön hier durchs Viertel hoppen“, sagt Zahel. Heute kommen noch Nachtschwärmer aus der benachbarten „Rose“ rüber, wo sie an warmen Abenden draußen auf der Straße ein Bierchen trinken. „Wir machen hier weiter, so lange wir Spaß haben. Das Metronom läuft, uns geht es es gut“, sagt Thomas Zahel.