Hagen. AGs an den Schulen sind wichtige Gruppenangebote, fielen aber lange Corona zum Opfer. Nun ergänzen sie wieder den Stundenplan.

Alexander Höhne (10) fährt morgens gern mit dem Fahrrad zur Schule. Er tut das, obwohl im letzten Schuljahr, als er noch die vierte Klasse der Grundschule besuchte, die obligatorische Verkehrserziehung der Polizei samt Abnahme des Fahrrad-Führerscheins der Corona-Pandemie zum Opfer fiel. „Meine Eltern haben mir beigebracht, wie ich mich auf der Straße verhalten muss und was die Verkehrsschilder bedeuten“, berichtet Alexander.

In der Fahrrad AG der Gesamtschule Haspe ist der Fünftklässler eher die Ausnahme. Die meisten der 30 Kinder besitzen kein eigenes Fahrrad, einige haben gar noch nie im Sattel gesessen. Umso wichtiger ist die AG, die die Technik- und Sportlehrer Lukas Korspeter und Anne Krimpmann leiten: „Einige Schüler lernen hier das Fahrradfahren“, berichtet Korspeter.

Hindernisstrecken mit Rampen

Um auch fortgeschrittenen Jungen und Mädchen wie Lukas ein adäquates Angebot zu machen, würden Hindernisstrecken mit Rampen und Wippen aufgebaut: „Die Kinder haben halt ganz unterschiedliche Voraussetzungen.“ Geübt wird mit einer Handvoll ausgedienter Fahrräder, die die Schule von Eltern oder ehemaligen Schülern geschenkt bekommen hat. Die Bedingungen sind also nicht optimal, dennoch peilen die beiden Pädagogen ein ehrgeiziges Ziel an: „Zum Abschluss der AG wollen wir an der Schule eine Fahrradwerkstatt etabliert haben“, so Korspeter.

Mahmoud, Eymen und Luca von der Lego Informatik AG.
Mahmoud, Eymen und Luca von der Lego Informatik AG. © WP | Michael Kleinrensing

Die Fahrrad AG ist eine von 30 Arbeitsgemeinschaften für die Schüler der Jahrgänge 5 bis 7 an der Gesamtschule in Haspe, die mit 1300 Schülern zu den großen Lehranstalten in Hagen gehört. Fußballspielen, Basteln, „Digital genial“ oder eben Fahrradfahren – obwohl sie nicht zum eigentlich Unterricht gehören, haben AGs an den Schulen ihren festen Platz.

Zeit und Raum für eigene Neigungen

Hier finden die Kinder Zeit und Raum, um ihren eigenen Neigungen nachzugehen und wertvolle soziale Erfahrungen zu sammeln. „Es sind Angebote, die vertiefende Erkenntnisse ermöglichen und gleichzeitig der Gemeinschaftsbildung dienen sollen“, sagt Dina Budaiwi, Ganztagskoordinatorin an der Gesamtschule Haspe: „Sie haben einen starken praktischen Bezug und gehen damit über ein Schulfach hinaus. Außerdem sind sie interessengeleitet.“ Mit anderen Worten: Obwohl die Teilnahme für die Kinder obligatorisch ist, sollen die Arbeitsgemeinschaften vor allem eines: Spaß machen.

AGs sind so etwas wie das Salz in der Suppe des Schullebens. Doch gut ein Jahr lang fielen diese wichtigen Gruppenangebote Corona zum Opfer; erst jetzt, wo sich der Schulalltag langsam erholt (auch wenn er sich wegen der hohen Infektionszahlen immer noch nicht normalisiert hat), ergänzen sie wieder den Stundenplan.

Arbeitsgemeinschaften finden parallel statt

Welch hoher Stellenwert ihnen an der Gesamtschule Haspe beigemessen wird, ist aus der Tatsache ersichtlich, dass alle Arbeitsgemeinschaften parallel zueinander donnerstags nachmittags stattfinden. So fühlt sich kein Kind bestraft, weil es länger in der Schule bleiben muss als seine Kameraden. „Unsere AGs sollen keine Lückenbüßerstunden sein, in denen Papierflieger gebastelt werden“, so Carsten Wijnands, didaktischer Leiter der Schule: „Sie sollen inhaltlich Sinn machen und der Schulgemeinde gut tun.“

Eine Fahrradwerkstatt, so sie denn am Ende der AG zustande kommt, wäre zum Beispiel etwas, das der Schule zugute kommen würde. Schließlich fänden Jungen und Mädchen dann vor Ort das notwendige Werkzeug und Knowhow, um Defekte an ihren Fahrrädern zu beheben.

Mülltrennung und Müllvermeidung

Aber auch die von Biolehrerin Claudia Magro geleitete Umwelthelden AG soll zum Nutzen der Schüler und der Schule beitragen. „Draußen ist es einfach viel zu dreckig – auf dem Schulhof und in der Stadt“, hat Jasmina Klaus (10) festgestellt. Und Fynn Jung (9) geht noch einen Schritt weiter: „Die Eisberge schmelzen, und wenn wir nichts dagegen unternehmen, ist bald die ganze Erde mit Wasser bedeckt. Das wollen wir nicht.“

Zur Serie „Wie wir uns wiedersehen“

Unser Miteinander hat sich in den letzten anderthalb Jahren in vielen Bereichen des täglichen Lebens verändert. Vom Büro, über den Besuch im Supermarkt, bei Freunden oder in der Kneipe: Viele von uns begegnen sich anders, oft vorsichtiger als zuvor.

Manche Arten der Begegnung haben sich durch Corona von Grund auf verändert, andere waren schon dabei, sich zu verändern und Corona hat diesen Prozess weiter beschleunigt.

Mit eben diesen „Begegnungen im Wandel“ befasst sich unsere große Serie „Wie wir uns wiedersehen“. In den nächsten Wochen berichten wir davon, wie sich das Miteinander in unserer Heimat verändert hat – vielleicht sogar für immer.

Alle Serienteile finden Sie gesammelt auf unserer Homepage unter begegnungen

Die Hasper Umwelthelden können zwar nicht die Welt retten, aber doch ihren Teil dazu beitragen, dass sie einen Tick sauberer wird. In der AG beschäftigen sich die Kinder daher mit Mülltrennung und Müllvermeidung. Und sie wollen den Schulhof verschönern, Beete anlegen und die Abfallbehälter in allen Klassenräumen „künstlerisch“ gestalten, um allen Kindern zu zeigen, dass Müll nicht auf den Boden, sondern in die Tonne gehört.

Von einer sauberen Schulen wird letztlich die gesamte Schulgemeinschaft profitieren.