Hagen. Eine Institution in Hagen verlässt ihren Platz. Die Betreiberin beklagt zu hohe Mieten. Laut Hausbesitzer gibt es aber einen anderen Hintergrund
Eine Hagener Billard- und Dart-Institution verlässt ihren Standort: Das „La Grange“ am Emilienplatz ist bereits dicht und macht an der Ecke Frankfurter Straße/Jägerstraße ab kommendem Monat auf kleinerer Fläche neu auf. Damit endet am Emilienplatz eine Szene-Ära. Der Grund ist aus Sicht von Betreiberin Ria Benbouchaib mehr als eine Verdopplung der Miete am bisherigen Standort.
Während die Redaktion den Hausbesitzer auf Nachfrage nicht ausfindig machen konnte, hat er sich am Folgetag selbst gemeldet. Er sieht die Sache anders - es soll hohe Mietzins-Rückstände gegeben haben.
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Eine Marke im Hagener Nachtleben
Das „La Grange“ darf man – ohne Mitbewerber zu degradieren – als „Marke“ im Hagener Nachtleben bezeichnen. „Bis zuletzt ist es einfach sehr gut gelaufen“, sagt Betreiberin Ria Benbouchaib. „Es war wirklich immer was los. Aber wegen der gestiegenen Miete muss ich den Standort verlassen.“ Billard und Dart erleben aktuell quasi ihre Renaissance. Der TV-Hype um beide Sportarten hat das im „La Grange“ schon seit Jahrzehnten funktionierende Konzept immer wieder neu belebt. Doch nun zieht es um.
Nach mehr als 23 hatten die Lausch-Brüder das „La Grange“ im Jahr 2019 abgegeben. Der neue Pächter, Manfred Schmidt, führte das Billardcafé nicht selbst weiter. Anfangs waren als Betriebsleiter ein passionierter Hagener Billardspieler sowie sein Kompagnon aus Iserlohn im Gespräch, doch die Pläne zerschlugen sich. Dann übernahm Ria Benbouchaib. Mitte 2020 wurde sie Leiterin im La Grange, Ende 2021, nachdem Manfred Schmidt verstorben war, übernahm sie das Geschäft.
Am neuen Standort – Hagener Kneipengängern zuletzt als „Ambassador“ und „Imperial“ bekannt – führt sie das Konzept fort. Ihre Stammkundschaft hat sie informiert. „Ich bin dort sehr zufrieden. Auch die Parksituation ist besser. Ich freue mich auf den Neustart, der wahrscheinlich Anfang Juni sein wird.“
Hausbesitzer dementiert die Aussagen: Es gab „Hohe Mietzins-Rückstände“
Das Haus befindet sich in Besitz von Panagis Maratos, der davon berichtet, dass schon zu Zeiten des verstorbenen Vorpächters hohe Mietzins-Rückstände angefallen seien. Während der Pandemie habe es zudem das deutliche Angebot einer Mietabsenkung gegeben. Doch dann, so der Besitzer, habe es erst wieder verspätete Mietzahlungen gegeben und dann keine mehr.
Von einer Verdopplung der Miete also könne überhaupt keine Rede sein – im Gegenteil. Mittlerweile würden sich die Mietrückstände in einem höheren fünfstelligen Bereich bewegen, weswegen man sich genötigt gesehen habe, das Mietverhältnis fristlos zu kündigen. Nun erfolge in dieser Woche die Rückgabe des Objektes.
Parallel dazu laufe ein Verfahren wegen der Zahlungsrückstände beim Landgericht Hagen. Vorsitzender Richter (und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit) Christian Potthast bestätigt, dass es dieses Verfahren gibt. Die Betreiberin des „La Grange“ gibt keine weitere Stellungnahme ab.
Hausbesitzer Panagis Maratos: „Ich habe eine lange Odyssee in diesem Fall hinter mir und war über die Äußerungen sehr verwundert“, sagt Maratos, der andeutet, dass ein ähnliches Konzept im bisherigen „La Grange“ am Emilienplatz wieder Einzug halten könnte.
Hagen: Mieten in der Innenstadt immer wieder Thema
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Das Thema Mieten ist nicht nur mit Blick auf das „La Grange“ ein großes. In der Innenstadt werden Summen aufgerufen, die viele Inhaber nicht mehr stemmen können. Eine Hagenerin Einzelhändlerin, die nicht genannt werden will, erzählt: „Ich habe nach einem Ladenlokal in der Innenstadt gesucht, da sollte ich 8000 Euro für 200 Quadratmeter zahlen. Wenn man die Innenstadt beleben will und erreichen möchte, dass es wieder mehr inhabergeführte Geschäfte in der Innenstadt gibt, dann muss was passieren. Die Preise sind viel zu hoch. Man möchte ja nicht nur existieren, sondern auch noch was verdienen.“ Zumal nur ein paar hundert Meter Luftlinie weiter – in Randlage außerhalb der Innenstadt – für ein Ladenlokal in vergleichbarer Größe gerade einmal 1000 Euro kalt als Mietpreis aufgerufen würden.
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Preise in Hagen variieren stark
Wie stark die Preise allein in Hagen variieren können, zeigt ein Blick auf die Zahlen des Gutachterausschusses für die Stadt Hagen (1A-Citylage). Bei Lokalen in der Größenordnung bis 60 Quadratmeter zahlen Mieter im Schnitt 45,6 Euro, die Spanne reicht von 26,30 Euro bis maximal 60,4 Euro pro Quadratmeter. Bei 61 bis 200 Quadratmetern reicht die Spanne von 18 bis 50 Euro; und bei den großen Geschäftsräumen (über 200 Quadratmeter) müssen Einzelhändler irgendwas zwischen 16,1 Euro bis 33,4 Euro zahlen. Wenn also der Höchstwert fällig wird, zahlt man im Extremfall – bei einer Miete von 33,4 Euro pro Quadratmeter – für einen mehr als 200 Quadratmeter großen Laden in der City bis zu 16.700 Euro Miete.