Hohenlimburg. Am Schloss Hohenlimburg könnte ein Ruheforst entstehen. Nicht alle Kirchengemeinden begrüßen diesen Plan – eine wendet sich direkt an die Politik

Die Intention des Fürstenhauses zu Bentheim-Tecklenburg, im Umfeld des Hohenlimburger Schlosses einen Begräbniswald zu errichten, damit Bürgerinnen und Bürger sich in unmittelbarer Nähe des Wahrzeichens bestatten lassen können, findet in den heimischen Kirchengemeinden unterschiedlichen Anklang. Hintergrund dafür ist, dass Hohenlimburg, bezogen auf die Einwohnerzahl, aktuell über eine überdimensionale Zahl an Friedhöfen verfügt. Diese sind: die evangelisch-lutherischen Friedhöfe an der Esserstraße und im Niederfeld; der evangelisch-reformierte Boeckwaag-Friedhof und der reformierte Friedhof an der Iserlohner Straße im Ostfeld, dazu der katholische Heide-Friedhof. Zusätzlich gibt es Begräbnisstätten in Holthausen und in Berchum.

Thema in der Politik

Die Bezirksvertretung diskutiert am 20. Oktober im Hohenlimburger Rathaus (Beginn: 16 Uhr) in öffentlicher Sitzung auch die Pläne des Fürstenhauses. Die katholische Bonifatius-Gemeinde sieht die fürstlichen Planungen durchaus kritisch, schließlich ist jeder Friedhof ein Wirtschaftsunternehmen, das am Ende eines jeden Jahres schwarze Zahlen schreiben muss. „Wir registrieren dieses mögliche neue Angebot für Hohenlimburg nicht gelassen“, sagt Burkhard Blesel, Mitglied im Kirchenvorstand der Gemeinde und Förderer des Heide-Friedhofes, „jede Beerdigung ist für uns wichtig und zählt. Unsere Gemeinde benötigt 30 bis 35 Beerdigungen pro Jahr, um den Friedhof zu finanzieren und zusätzlich Rücklagen zu bilden.“

Vorrangig für einen möglichen Begräbniswald ausgeguckt: Der fürstliche Forst im Hintergrund der Haltestelle Wesselbach am Schlossberg in Hohenlimburg.
Vorrangig für einen möglichen Begräbniswald ausgeguckt: Der fürstliche Forst im Hintergrund der Haltestelle Wesselbach am Schlossberg in Hohenlimburg. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Brief an Oberbürgermeister

Noch kritischer kommentiert Dechant Dieter Aufenanger, Leitender Pfarrer des Pastoralen Raums am Hagener Kreuz, die fürstlichen Pläne. Deshalb hatte er am Dienstag jeweils einen Brief an den Hohenlimburger Bezirksbürgermeister und an den Oberbürgermeister der Stadt Hagen geschrieben, mit der Bitte, die Idee, einen weiteren Friedhof zu schaffen, abzulehnen. „Ich sehe dafür keine Notwendigkeit“, so Pfarrer Aufenanger, „wir können in Hagen alles bieten. Nur keine Weltraum- und keine Seebestattung. Wir bekommen deshalb alle unter. Es gibt auf den Friedhöfen bereits zu viele freie Flächen.“

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Zukunftsfähige Ideen

Deshalb hat sich die katholische Bonifatius-Gemeinde unter der Federführung von Friedhofsgärtner Jens Büsse bereits zukunftsfähig aufgestellt. „Wir bieten auf dem Heide-Friedhof Rosarien an“, sagt dieser. „Ein Rosarium ist ein mit Rosen bepflanzter Bereich, in dem Begräbnisurnen in den Boden eingelassen und mit einer Tafel, auf der der Name des Verstorbenen steht, versehen werden.“ Auf den Friedhöfen in Nachrodt und in Wiblingwerde gibt es zudem bereits Baumbestattungen. Dort werden um einen Baum in einem gekennzeichneten, runden Bereich Urnen ins Erdreich eingelassen und diese Stellen ebenfalls mit Namens-Tafeln versehen. Jens Büsse: „So etwas könnte zukünftig auch auf dem Heide-Friedhof möglich sein. Wir haben schon einen Bereich dafür ausgewählt.“

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Lutheraner offen für Ruheforst

Anders beurteilt Pfarrer Johannes Bevers (evangelisch-lutherische Gemeinde Elsey) die fürstlichen Pläne. „Wir haben kein Problem damit. Unsere Gemeinde ist bereits seit einem Jahr darüber informiert, hat aber Stillschweigen bewahrt.“ Natürlich sind dem Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde die Veränderung der Begräbniskultur nicht verborgen geblieben. Johannes Bevers: „Vor 15 Jahren gab es noch rund 80 Prozent Sargbestattungen, heute sind es rund 75 Prozent Urnenbeisetzungen. Viele mit einer Rasenbestattung.“

Friedhöfe im Wandel

Veränderungen wird es auch bei der Größe zukünftiger Familiengruften geben, schließlich bleiben den Verantwortlichen der Gemeinde die zahlreichen Freiflächen speziell auf dem Friedhof an der Esserstraße nicht verborgen. Johannes Bevers: „Dort gibt es noch potenzielle Grabstätten für fünf oder sechs Familienmitglieder. Es gibt Überlegungen, diese Größe aufzugeben und kleinere anzubieten.“

Skepsis bei Reformierten

Die evangelisch-reformierte Gemeinde hat, so Juliane Hengstenberg, Vorsitzende des Presbyteriums, die Anfrage des Fürstenhauses abgelehnt, die Trägerschaft für den geplanten Begräbniswald zu übernehmen. „Eine Trägerschaft muss in den Händen einer Kommune oder einer christlichen Gemeinde liegen“, ergänzt Folkert Schuerhoff, der den Ostfeld-Friedhof betreut. Aus diesem Grund sieht er, wie das Presbyterium, die fürstlichen Pläne skeptisch.

„Wir begrüßen diese Pläne nicht. Jede Beerdigung in einem Begräbniswald fehlt uns.“ Aktuell hat die Gemeinde auch den alt-ehrwürdigen Boeckwaag-Friedhof in die künftige Entwicklung einbezogen. Hier sollen keine Bestattungen mehr stattfinden, um den Fokus auf den Ostfeld-Friedhof zu legen. Schuerhoff: „Dort bieten wir seit kurzem auch Baumgemeinschaftsanlagen an. Dabei sind die Grabstätten um einen Baum angelegt. Es ist hier auch die Beisetzung einer Urne möglich.“

Bestattungskosten im Ruheforst

Die Beerdigungskosten im Begräbniswald Philippshöhe betragen rund 2500 Euro. An dieser Kostenstruktur möchte sich auch das Fürstenhaus für den geplanten Ruheforst orientieren. Bei einer Ruhezeit bis zu 30 Jahren.

Beispielhaft die Kosten für eine Bestattung auf einem Friedhof. Hier der Heide-Friedhof: Erdwallgrab für eine Person 2375 Euro; zwei Personen 4100 Euro, inklusive Pflege: 6105 Euro. Urnengrab: eine Person 1360 Euro; zwei Personen: 2370 Euro. Urnenreihengrab inklusive Pflege: 2020 Euro. Urnenkammer in einer Stele: 2405 Euro. Pfarrer Dieter Aufenanger: „Die katholische und die evangelischen Gemeinden haben sich in der Preisgestaltung angepasst.“