Hagen. Wer dieses Whisky-Geschäft in Hagen besucht, begibt sich auf Zeitreise. Was den neuen Laden so außergewöhnlich macht.
Can Gör öffnet die Ladentür. Der erste Gedanke: Wir befinden uns im Hinterzimmer eines Salons aus einer Filmszene, in der Geschäftsmänner mit Monokel und langen Bärten gemütlich ein Glas Whisky trinken und dabei Zigarren qualmen. Tatsächlich aber befinden wir uns mitten in der Fritz-Reuter-Straße in Hagen. Und nicht in irgendeinem historischen Filmstreifen der 80er-Jahre.
„Ich bin selbst Nostalgiker, großer Sinatra-Fan“, sagt Can Gör, der 26 Jahre alt ist und gebürtig aus Hagen stammt. Und Whisky-Fan, oder eher „Whisky-Enthusiast“, sagt Can Gör und lacht. Und was man in diesem Fall so gar nicht vermuten würde: Seine Leidenschaft für Whisky entdeckte der Hagener, der jetzt ein eigenes Whisky-Geschäft in Boelerheide eröffnet hat, im Schulunterricht.
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„Ich werde das oft gefragt – also wie ich auf den Whisky ,gekommen’ bin“, sagt Can Gör. Im Englisch-Unterricht beschäftigen sich die Schüler damals mit Schottland. Und die Diskussion kommt auf Whisky. „Viele, auch ich, verbinden damit erstmal Jim Beam-Whiskey oder Jack Daniels“, sagt Gör. Dabei gibt es so viel mehr. „Ich bin also nach Hause gefahren, habe im Internet recherchiert – und in den nächsten Jahren erste Sammlerflaschen gekauft.“ Über die Jahre wurde das Verkosten und Sammeln von außergewöhnlichen Sorten zu seinem Hobby.
Zertifizierung aus Schottland
„Und dann hatte ich 2018 die Idee, ein eigenes Geschäft aufzumachen“, sagt Can Gör, der gelernter Altenpfleger ist und hauptberuflich in der Intensiv- und Beatmungspflege arbeitet. „Im Hauptjob bin ich auf 20 Stunden runter – damit ich auch hier im Laden sein kann“, sagt Can Gör, der zunächst lange nach einem passenden Ladenlokal gesucht hat und dann bei seinem Vorhaben von der Pandemie ausgebremst wurde. „Letztlich war es eine glückliche Fügung: Gegenüber des Ladens meiner Mutter wurde ein kleines, gemütliches Ladenlokal frei. 55 Quadratmeter, große Fenster. Es hat einfach gepasst“, sagt der Hagener. Alles ist in Eigenarbeit renoviert, „und nach vier Jahren Planung ist es ein wunderschönes Gefühl, endlich im eigenen Laden zu stehen.“
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Can Gör ist übrigens zertifizierter „Whisky-Amabassador“, hat eine Fortbildung in Frankfurt absolviert – mit schriftlicher Prüfung und praktischer Degustationsprüfung. Das Zertifikat aus Schottland der Scotch Whisky Association hängt in seinem Laden an der Wand. Mit seiner Arbeit will er ein Bewusstsein schaffen für hochwertigen Alkoholgenuss. Nach dem Motto: weniger trinken, dafür hochwertiger. „Das soll aber – und das ist mir ganz wichtig – keine Animation sein, täglich Alkohol zu konsumieren, auf gar keinen Fall“, betont Can Gör. Es geht viel mehr um den Gelegenheitsgenuss.
Sorten aus aller Welt
Einen Lieblings-Whisky hat er selbst übrigens nicht. „Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten; Whiskys, die in japanischen Eichenfässern oder Rumfässern gereift sind, aus Taiwan, Schottland, Amerika, Indien – eigentlich aus aller Welt. Diese Vielfalt bilde ich hier auch ab“, sagt Can Gör, der auch Verkostungen möglich macht. Er mag keinen „Standard“.
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Er will „etwas Besonderes“. Beispielsweise bietet er auch hochwertigen Rum, Wodka, Tequila, Edelbier, oder Whisky-Gläser an. „Ich arbeite dafür mit guten Importeuren zusammen“, sagt der 26-Jährige, der erst vor einigen Tagen die Türen zum ersten Mal aufgeschlossen hat und bislang mehr als zufrieden mit der Resonanz ist: „Ich bekomme viele Nachrichten in den sozialen Medien – nicht nur aus Hagen“, sagt Can Gör.
Der Name „GC’s Golden Chapter“ ist übrigens ein Wortspiel. GC’s steht dabei für seinen Namen (also erst Nach- und dann Vorname – Gör, Can) und gleichermaßen für „Golden Chapter“, also golden, wie der Whisky, und chapter für ein neues Kapitel.
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Das neue Kapitel, das für Can Gör erst vor einigen Tagen so richtig begonnen hat. Mit seinem eigenen Laden in Boelerheide. Mit seinem Hobby, seinem Traum, der plötzlich keine Szene mehr ist, wie sie in so vielen Film-Streifen über die Leinwand laufen könnte, sondern Realität.