Dahl. . Der Schotte Graham Bridges ist nun Deutscher. Das feiert der 61-Jährige bei einem guten Whisky in der Märkischen Spezialitätenbrennerei in Dahl.

  • Kenner von der Insel lobt die hochprozentige Köstlichkeit aus dem Hagener Süden.
  • Ärger über den Brexit hat den Europäer dazu veranlasst, deutscher Staatsbürger zu werden.
  • Brennerei-Inhaber Klaus Wurm freut sich über den besonderen Besucher.

Mit der Nase nimmt er den ersten tiefen Zug, der Schotte. Dann kostet er ein kleines Schlückchen und lässt den Whisky im Mund von links nach rechts über die Zunge wandern. Er schluckt, der Schotte. Er schluckt und lächelt. „Sehr gut“, sagt Graham Bridges. „Wirklich sehr gut.“

Märkische Spezialitäten-Brennerei Dahl: Hierhin, wo nach feinstem Rezept und unzähligen Experimenten ein Whisky entsteht, der mit den allerbesten der Welt mithalten kann, verliert sich nur selten jemand, der aus dem Mutterland der hochprozentigen Köstlichkeit stammt. „Einmal – um genau zu sein“, sagt Klaus Wurm, Inhaber der kleinen Brennerei mit dem großen Ruf: „Aber ein Lob von einem Schotten ist für mich wie für einen Küchenmeister das eines Sternekochs. Das geht besonders lecker runter.“

Ein Schotte will nach dem Brexit kein Brite mehr sein

Dieser Schotte, dieser auf seine Herkunft so stolze Mann – er will kein Brite mehr sein. Auch deshalb ist er hier. Wenn man so will, hat er gebrochen – nicht mit seiner Heimat im Norden der Insel, aber doch mit dem großen Ganzen und der Politik in London.

Er hat gebrochen, weil Großbritannien mit der Europäischen Union gebrochen hat. Graham Bridges ist Schotte. Und er ist überzeugter Europäer. Weil er das bleiben will, ist er seit Dienstag deutscher Staatsbürger. Und zur Einbürgerung hat ihm seine Frau Sabine Schoebel mit diesem besonderen Ausflug in den Hagener Süden überrascht.

Brennerei spielt mit gebrauchten Fässern

Also trinken sie. Und sie reden. Über den Torfgehalt des Speyside Single Malt, einen besonders milden Whisky aus der Region im Osten der Highlands, über den leckeren Glamorangie und über ein ganz besondere Aroma, das das „Spiel“ mit gebrauchten Bourbon- oder Rumfässern einem guten Whisky verleihen kann. „Das schmeckt und macht betrunken“, sagt Wurm und grinst, der mit der Einladung an Bridges einen ganz besonderen „Willkommensgruß“ an den Schotten schicken will.

Also reden sie beide als Experten über Whisky (Wurm: „Ich vermittle ihm ein bisschen unserer Whisky-Leitkultur“). Und Graham Bridges spricht über die Politik in Großbritannien. „Ich muss ehrlich zugeben – ich bin tief enttäuscht“, sagt der 61-Jährige, der vor 35 Jahren als Soldat nach Deutschland kam und nicht mehr in seine Heimat zurückkehrte. „Die Öffentlichkeit in Großbritannien war schlecht informiert. Keiner hatte einen blassen Schimmer von den komplexen Zusammenhängen und was ein Austritt aus der Europäischen Union bedeutet. In Schottland haben sich 63 Prozent der Menschen gegen den Brexit ausgesprochen.“

Der Schotte genießt den Moment

Graham beschließt, sich von dieser Nation abzuwenden. Leicht fällt ihm das nicht. Aber: „Ich sehe nicht ein, dass diese Leute 35 Jahre meines Lebens durcheinander bringen. Ich will mein Schicksal nicht in ihre Hände legen. Mein Lebensmittelpunkt ist jetzt hier.“

Neues Glas. Mit der Nase nimmt er wieder einen tiefen Zug, der Schotte. Er kostet und lässt den Whisky über die Zunge wandern. Dann lächelt er. „Jeder Schotte ist auf seine Art ein Kenner“, sagt Graham Bridges. „Johnny Walker war nie mein bester Freund. Ich genieße solche Momente. Ich weiß ein gutes Glas zu schätzen.“

>>HINTERGRUND: WHISKY IN DER BIBEL

  • Der Whisky aus Dahl ist 2015 auch offiziell geadelt worden. Er ist in die Whisky-Bibel von Jim Murray aufgenommen worden.
  • Der Experte der Szene lobte den Schnaps aus dem Hagener Süden als einen „Superstar-Whisky“, der „uns allen einen Grund zum Leben gibt“.