Hagen. Noch im Juni hieß es aus dem Theater, das Ballett Hagen käme ohne feste Leitung aus. Warum nun umgeschwenkt wird und Francesco Nappa kommt.

Das Theater Hagen hat umgeschwenkt: Während Intendant Francis Hüsers bei der Spielplanpräsentation Anfang Juni noch betonte, dass in puncto Ballett „alles wie bisher bleibt“ und vorerst keine neue Ballettdirektorin bzw. kein neuer Ballettdirektor eingestellt werde, verkündet das Theater nun, dass das Ballett ab der Spielzeit 2023/24 einen neuen Chef-Choreographen – Francesco Nappa – hat.

Zum Hintergrund: Seit dem Weggang von Marguerite Donlon­ zum Ende der Spielzeit 2020/21 (die Ballettdirektorin mit irischen Wurzeln wechselte nach Osnabrück) arbeitet die Compagnie unter keiner festen Leitung.

Pro Spielzeit bis zu zwei eigene Werke mit der Company

Der international tätige italienische Choreograph und Tänzer Francesco Nappa wird als Chef-Choreograph für die künstlerische, programmatische Ausrichtung verantwortlich sein. Pro Spielzeit wird er bis zu zwei eigene Werke mit der Company realisieren, teilt das Theater mit.

Der Choreograph ist am Hagener Haus kein Unbekannter, hatte er in den vergangenen Monaten das Theater doch bei der Auswahl neuer Tänzer für die Compagnie beratend unterstützt.

Kein Unbekannter im Hagener Haus

Außerdem erarbeitete er bereits 2019 mit dem Ballett Hagen eine Produktion (Händels „Wassermusik“) und probt derzeit seine neue Kreation, die den Titel „Und immer tanzt Giselle…“ trägt.

In der Spielzeit 2018/19 brachte Francesco Nappa eine Interpretation zu Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ auf die Hagener Ballett-Bühne. Im Bild sind der Tänzer Goncalo Martins da Silva und die Tänzerin Ana Isabel Casquilho zu sehen.
In der Spielzeit 2018/19 brachte Francesco Nappa eine Interpretation zu Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ auf die Hagener Ballett-Bühne. Im Bild sind der Tänzer Goncalo Martins da Silva und die Tänzerin Ana Isabel Casquilho zu sehen. © Theater Hagen | Leszek Januszewski

Die Choreographie wird im Januar 2023 im Großen Haus, begleitet vom Philharmonischen Orchester Hagen, uraufgeführt.

Für weitere Neuproduktionen sollen auch künftig Gast-Choreographen und -Choreographinnen engagiert werden.

Damit biete das Haus, teilt die Theaterleitung mit, den Tänzerinnen und Tänzern sowie dem Publikum auch weiterhin die Möglichkeit, unterschiedliche choreographische Stile und Arbeitsweisen kennen zu lernen.

Die Compagnie sei auf jeden Fall gespannt auf ihren neuen „Chef“, versichert die Theaterleitung. Und weiter: „Francesco Nappa ist eine vielseitige Künstlerpersönlichkeit, die durch ihre kontinuierliche Tätigkeit das Ballett Hagen prägen und pflegen und sicherlich rasch auch einen intensiven Kontakt zum Publikum aufbauen wird.“

Frage nach Identifikationsfigur wurde immer wieder gestellt

In den letzten Monaten waren immer wieder Fragen (zum Beispiel von den Ballettfreunden Hagen) gestellt worden, ob das Ballett nicht eine Identifikationsfigur bzw. einen Sympathieträger, der das Haus nach außen hin positiv – mit seinem Gesicht und seiner Handschrift – vertrete, benötige.

Die Theaterleitung hatte sich bislang allerdings gegen eine klassische Hierarchie für die Sparte Ballett entschieden und eher auf teamorientierte Strukturen gesetzt.

Weitere Infos:

Francesco Nappa arbeitet als Künstler, Choreograph, Regisseur, Maler und Komponist für digitale Musik.

Sein Tanzstudium begann er in seiner Heimatstadt Neapel und schloss es an der English National Ballet School in London erfolgreich ab.

Bereits im Alter von 17 Jahren trat er der Compagnie Les Ballets de Montecarlo bei und wurde nach nur kurzer Zeit zum Solotänzer ernannt.

Francesco Nappa setzte seine Tänzerkarriere am Royal Danish Ballet in Kopenhagen und am Netherlands Dans Theatre 1 in Den Haag fort.

Während seiner Laufbahn als Tänzer erhielt Francesco Nappa zahlreiche Tanzpreise und gastierte im In- und Ausland auf Gala-Veranstaltungen und Festivals.

Ab 2008 begann er seine Karriere als freiberuflicher Künstler, Regisseur und Choreograph mit ausführlichen Recherchen zu Stil und Wurzeln im zeitgenössischen Tanz.

Seine Kreationen schuf er für einige der großen europäischen Theater- und Ballettcompagnien, darunter für das Balletto di Toscana, das CNSMD in Lyon, das Aterballetto in Reggio Emilia, die Gauthier Dance Company in Stuttgart, das Theater in Ulm und für die Staatstheater in Schwerin und Saarbrücken.