Hagen. Was Ballettdirektorin Marguerite Donlon, die erst seit einer Spielzeit am Hagener Theater beschäftigt ist, am Theater Osnabrück reizt.
Für ihre Ballettproduktionen – erst am Samstag, 3. Oktober, begeisterte ihre Uraufführung „Zart“ das Publikum – wird Marguerite Donlon in Hagen gefeiert. Doch die beliebte Ballettdirektorin verlässt im kommenden Sommer, also zum Ende der Spielzeit 2020/21, das Hagener Theater und wechselt zum Theater Osnabrück. https://www.waz.de/kultur/ueberwaeltigende-bilder-ballett-hagen-tanzt-auf-glasscherben-id230584396.html
Die gebürtige Irin ist erst seit einem Jahr Chefin der Hagener Ballett-Compagnie. Unter mehr als 30 Bewerbern hatte sich die heute 53-Jährige, die die Stelle von Alfonso Palencia (der Vertrag des gebürtigen Spaniers war nicht verlängert worden) durchgesetzt.
Intendant bedauert Weggang
Intendant Francis Hüsers bedauert nach eigenen Worten den Weggang von Marguerite Donlon, „das ist sehr traurig, aber Theater bedeutet häufig auch Wechsel.“ Er, Hüsers, hätte es begrüßt, wenn Marguerite Donlon noch ein paar Spielzeiten länger am Hagener Haus geblieben wäre, „die Position neu zu besetzen, bedeutet natürlich wieder viel Arbeit für uns, aber Reisende soll man nicht aufhalten.“
Klaus Fehske, engagierter Kulturfreund, Mitglied im Beirat des Theaterfördervereins und Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, reagierte, als er vom Weggang Marguerite Donlons aus Hagen erfuhr, überrascht und schockiert: „Das ist ganz furchtbar“, so Fehske ohne Umschweife, „Marguerite Donlon hat eine sehr mutige Art und Weise, mit Personen und Gegebenheiten umzugehen. Sie versteht es, das Theater positiv nach außen darzustellen.“ Und weiter: „Die vorgegebenen Sparmaßnahmen hat sie geschickt umgesetzt, eine gute Auslastung ihrer Ballettabende erzielt und tolle Ideen umgesetzt. Sie ist einfach eine hinreißende Person.“
Bevor Marguerite Donlon im vergangenen Sommer nach Hagen gezogen war, hatte sie fünf Jahre in Berlin gelebt. Im Interview mit unserer Zeitung hatte sie erklärt, sie freue sich, nun in einem Theater mit Team-Struktur zu arbeiten und Hagen als einen reizvollen „Multi-Kulti-Melting-Pot“, der sie inspiriere, beschrieben. https://www.wp.de/staedte/hagen/hagens-neue-ballettchefin-freut-sich-auf-die-arbeit-im-team-id217089611.html
Eine typische Irin
Gemeinsam mit ihrer damals zwölfjährigen Tochter zog sie in eine Wohnung nach Wehringhausen. Sie sei eine typische Irin, hatte Donlon damals betont, sie sei warmherzig und humorvoll: „Vielleicht klingt das merkwürdig, aber Humor hat mir in schweren Zeiten geholfen. Mein Mann – die Liebe meines Lebens – ist vor fünf Jahren gestorben. Ohne Zuversicht und Lebenswille hätte ich die schwere Zeit kaum durchgestanden.“
Marguerite Donlon zur Entscheidung ihres Wechsels von Hagen nach Osnabrück: „Die Einladung kam für mich total unerwartet – mitten im Corona-Lockdown. An der neuen Position reizt mich, dass ich in Osnabrück ein Leitungsteam ganz neu aufbauen kann.“ Die Compagnie in Osnabrück sei mit zwölf Tänzern genau so groß wie die in Hagen.
Ihre Entscheidung, Hagen zu verlassen und nach Osnabrück zu gehen, habe sie gemeinsam mit ihrer Tochter gefällt, „sie ist froh, künftig näher bei den Großeltern und etlichen Verwandten, die in Bielefeld leben, zu sein.“
Als Choreografin seit 20 Jahren erfolgreich
Marguerite Donlon wurde in Longford, einer mittelgroßen Stadt in der Mitte Irlands, geboren. Mit 14 Jahren nahm sie Ballett-Unterricht (Marguerite Donlon: „Ich war eine Spätzünderin“), mit 16 ging sie nach England, um dort Tanz zu studieren.
1987 trat sie dem English National Ballet in London bei. 1990 wurde Marguerite Donlon Solo-Tänzerin an der Deutschen Oper in Berlin. Zeitgleich entdeckte sie für sich die Choreografie.
Seit 2000 feiert die heute
53-jährige Irin als Choreografin Erfolge. Von 2001 bis 2013 war sie Ballettdirektorin in Saarbrücken. Während dieser Zeit arbeitete sie auch als freie Choreografin für Compagnien und Ballerinen wie Svetlana Zacharovar. Sie ist Gründerin und Direktorin des „Donlon Dance Collective”.
In Hagen übernahm sie die Position der Ballettdirektorin im September 2019; hier leitet sie eine zwölfköpfige Compagnie.
Bis Ende Juni 2021 – dann läuft Marguerite Donlons Vertrag aus – werde sie mit vollem Elan mit den Hagener Tänzern zusammenarbeiten, „man ist in seine Compagnie auch immer ein bisschen verliebt und ich hoffe, sie bleibt so stark wie sie jetzt ist.“ Ihr langjährige Vertrauter, Ballettmeisters Francesco Vecchione, wird Marguerite Donlon nach Osnabrück begleiten.
Intendant Francis Hüsers betont, dass die Verträge der Tänzer am Hagener Haus Bestand haben, „jeder, der bleiben möchte, kann bleiben.“ Mitte Oktober wird die Stelle der Ballettdirektion am Theater Hagen ausgeschrieben, kurz darauf erfolgt das Auswahlverfahren.