Hagen/Herdecke. Im März 2024 läuft das Haltbarkeitsdatum der Brücke am Hengsteysee in Hagen ab, die Hagen und Herdecke verbindet. Und dann?

Zuletzt war nur klar, dass Stromnetzbetreiber Amprion die 1928 am Hengsteysee errichtete Stahlbrücke am Wehr zwischen Hagen und Herdecke nicht mehr benötigt. Nach einem finalen Trafotransport zum Koepchenwerk im vergangenen Jahr ist sie als Transportweg hinfällig. Ein Haltbarkeitsdatum hat sie für Amprion nun auch: März 2024. Doch eine Übernahme der Brücke durch die Städte Hagen und Herdecke, für die sie unerlässlich mit Blick auf den Freizeitwert und den Ruhrtalradweg ist, bleibt fraglich. Denn das Bauwerk ist in einem schlechten bis katastrophalen Zustand. (Lesen Sie auch: Der Hengsteysee – Er hat das Potenzial zu einem der schönsten Orte in Hagen)

Hagen und Herdecke bleiben skeptisch

Die Hagener Stadtspitze ist deutlich: „Die Stadt Hagen hält wie die Stadt Herdecke diese Verbindung zwischen den beiden Städten für zwingend notwendig. Allerdings müssen die Konditionen für eine Übernahme stimmen, da sich die Brücke in einem schlechten Zustand befindet, insbesondere der Oberbau mit Rad- und Fußweg ist in einem katastrophalen Zustand. Eine verlässliche Aussage zum Zustand der Brücke und einer möglichen Übernahme lässt sich mit den der Stadt Hagen bislang vorliegenden Informationen aktuell nicht treffen.“ Die Brücke liegt zu 78 Prozent auf Hagener und zu 22 Prozent auf Herdecker Stadtgebiet. (Auch interessant: Hagen will für die Brücke am Wehr nicht zahlen)

Die Amprion-Brücke verbindet die Städte Hagen und Herdecke.
Die Amprion-Brücke verbindet die Städte Hagen und Herdecke. © Michael Kleinrensing

Auch Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauß-Köster hegt Zweifel: „Es gibt Hinweise darauf, dass die Brücke in keinem guten Zustand ist. In diesem Zustand wollen wir die Brücke eigentlich nicht übernehmen. Vielmehr wäre uns daran gelegen, sie in einem sanierten Zustand zu übernehmen. Zumindest den Teil der Brücke in Partnerschaft mit der Stadt Hagen, der auf Herdecker Stadtgebiet liegt. Darüber laufen Gespräche mit Amprion.“

Holzverkleidung repariert

Dass diese Gespräche über die Brücke laufen, bestätigen alle Seiten. Auch Amprion. „Aktueller Stand ist nach wie vor, dass es diverse Interessen und Vertreter dieser gibt, die im Austausch bzgl. der Zukunft der Eisenbahnbrücke über 2024 hinaus stehen“, erklärt Amprion-Sprecherin Mariella Raulf. Im Zuge einer Verpflichtung, dass im technischen Störungsfall eine Anbindung über die Brücke sichergestellt sein müsse, bleibe dieses „Betriebsmittel“ bis März 2024 im Besitz von Amprion. „Die Eisenbahnbrücke ist in einem guten und betriebssicheren Zustand und durch das Eisenbahnbundesamt im letzten Jahr geprüft und abgenommen worden. Vor 14 Tagen wurde die Holzverkleidung repariert und kleinere Instandhaltungsmaßnahmen, wie die Bohlen zu erneuern, werden stets direkt von Amprion vorgenommen.“

Noch ganz frisch: die neue Brücke über der Volmemündung in die Ruhr. Dass sie als „Ersatz“ für den Wegfall der Brücke am Wehr gelten könnte, ist ausgeschlossen.
Noch ganz frisch: die neue Brücke über der Volmemündung in die Ruhr. Dass sie als „Ersatz“ für den Wegfall der Brücke am Wehr gelten könnte, ist ausgeschlossen. © Alex Talash

Elementare Verbindung

Für Hagen und Herdecke gilt die Brücke als elementar. Als Städteverbindung und für den Ruhrtalradweg. Hagens Baudezernent Henning Keune sagte bereits im Mai, dass der Brückenzustand „miserabel“ sei. Interessant ist in diesem Zusammenhang wie die Bewertungen der beiden Städte und Amprion hier auseinandergehen. Die Stadt Hagen hat zuletzt eine Brücke über die Volmemündung errichten lassen. Dass diese Brücke zwischen Herdecke und Vorhalle die Wehrbrücke perspektivisch ersetzt, gilt als ausgeschlossen. Die gewachsenen Fußgänger- und Radfahrerströme über die Wehrbrücke sollen weiterhin die Hauptverbindung zwischen Hagen und Herdecke darstellen. Zumal der Hengsteysee bei Wegfall der Brücke nicht mehr zu umrunden wäre.