Hagen. Der Hengsteysee in Hagen galt als gigantische Pionierleistung. Künftig steht ein weiterer Entwicklungssprung im Hagener Norden an.
Es war das Jahr 1929, also vor 92 Jahren, als der Ruhrverband entschied, den Hengsteysee in Hagen auf seiner heutigen Fläche entstehen zu lassen. Zuvor floss lediglich die Ruhr hier entlang. Ihr altes Flussbett war so breit wie die Distanz zwischen dem Seeschlösschen auf Herdecker Seite und dem „Mäuseturm“, der noch heute im Wasser steht. Vor Errichtung des Stausees war er Brückenkopf einer Fußgängerbrücke, und im Seeschlösschen lebte der Schraubenfabrikant Wilhelm Funke. Hieraus leitet sich der Name Funkenburg ab. Der Mäuseturm war Wohnort des bediensteten Kutschers der Funkes. Hier befanden sich Pferdeställe und Wagenremise .
Die Seebauarbeiten begannen bereits 1926. Er wurde aus drei Gründen angelegt. Erstens als Flusskläranlage zur Reinigung des Ruhr- und Lennewassers. Die Wasserqualität erhöht sich hier, wo die Ruhr noch nur langsam fließt, weil biologische Selbstreinigungs- und Sedimentationsprozesse dafür sorgen. Aber: Der See verschlammt dadurch und muss regelmäßig ausgebaggert werden.
Schotter aus der Lenne lagert sich ab
Zweitens ist der See ein Geschiebefang. Die Lenne führt viel Flussschotter, der sich unterhalb der Lennemündung und im weiteren Verlauf im Hengsteysee ablagert. Und drittens: die Wasserkraft. Am Wehr, wo der See abschließt, betreibt die RWE das Laufwasserkraftwerk Hengstey, das gerade saniert wird.
Und: Am Nordufer wurde 1930 das Koepechenwerk (benannt nach Ideengeber Artur Koepchen) fertiggestellt. Eines der ersten beiden Pumspeicherkraftwerke in Deutschland. Es nutzt den Höhenunterschied des Ruhrabhangs von 160 Metern zwischen künstlich angelegtem Oberbecken und dem See.
Walzen des Wehrs werden gerade saniert
Erstmals seit über 90 Jahren werden aktuell die Walzen des Wehres saniert in einem mehrjährigen Prozess. Mitte Juni fand zudem der letzte Trafotransport über die Wehrbrücke ins Koepchenwerk statt. Aus technischer Sicht, so erklärte man bei Amprion bereits 2020, sei die Brücke nicht mehr als ein Transportweg für die von 1927 bis 1930 errichtete und heute denkmalgeschützte Koepchenwerk-Anlage und die 1984 daneben errichtete Neu-Anlage auf Herdecker Stadtgebiet. Die Brücke wurde 1928 gebaut.
Darüber hinaus hat der See für Hagen und Herdecke überragende Bedeutung für die Freizeitgestaltung. Zehntausende Radler, Jogger und Spaziergänger zieht es jedes Jahr an den Stausee, an dem es am Schiffswinkel bislang nur eine einzige Gastronomie gibt. Das Schiff „Freiherr vom Stein“ fährt führ gewöhnlich Freizeitsuchende über den See. Es fährt durch das ursprüngliche Flussbett der Ruhr. Im Koepchenwerk bietet die Industrie- und Denkmalstiftung regelmäßig Führungen für Besucher an. Ein besonderer Freizeittipp für alle, die an Industriegeschichte Interesse zeigen.
Drei Städte grenzen an den See
Drei Städte grenzen an den See. Im Süden die Stadt Hagen. Im Nordwesten Herdecke und im Norden Dortmund. Unter anderem liegt das Wohngebiet Klusenberg an einem Hang schräg oberhalb des Seeschlösschens. Dort leben Dortmunder Bürger, die aber ausschließlich auf Hagen und den Hengsteysee blicken.
Am See entlang führt der beliebte Ruhrtalradweg. Bald wird es noch dazu möglich sein, an der Dortmunder Straße über eine neue Brücke über die Volme zu radeln und Harkort- und Hengsteysee in Form einer Acht zu umfahren.
Große Visionen für den Hengsteysee in Hagen
Große Visionen werfen ihre Schatten am Hagener Südufer des Hengsteysees voraus. Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA) soll dort das Projekt „Seepark“ entstehen. Der Seepark mit dem Seebad und dem gegenüberliegenden Koepchenwerk auf Herdecker Seite sollen zukünftig ein Ensemble bilden, welches als östliches Eintrittstor in die Flusslandschaft Mittleres Ruhrtal einen Vorgeschmack auf weitere Sehenswürdigkeiten und touristische Highlights entlang der Ruhr bietet. „Zugänge zum See“, moderne Sportflächen, Gastronomie, ein Familienpark mit Spielplätzen, sowie Erlebnisflächen, welche die Themen Gartenkunst, Natur- und Umweltbildung sowie Industriekultur bedienen, sollen Teil des Seeparks werden.
Im Fokus steht dabei das Hengsteybad, das einen Zugang zum See erhalten soll. Im Strandhaus sollen Übernachtungsmöglichkeiten vorzugsweise für Radler entstehen, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind.