Hohenlimburg. Paketdienste dürfen werktags nur von 7 bis 10 Uhr und 19 bis 22 Uhr in die Hohenlimburger Fußgängerzone. Das reicht nicht, sagen die Händler
Online-Einkaufen boomt – und auch der heimische Einzelhandel stellt sich darauf ein. Schwierig wird es jedoch, wenn die im Internet bestellten Produkte von der Fußgängerzone in Hohenlimburg aus auf Reisen zu den Kunden gehen sollen – oder die Händler selbst Pakete angeliefert bekommen. Der Lieferverkehr ist werktags auf 7 Uhr bis 10 Uhr und 19 bis 22 Uhr beschränkt. An der Realität vorbei und nicht mehr zeitgemäß, sagen einzelne Händler. Der Bezirksbürgermeister kündigt Besserung an, die Stadt sieht keinen akuten Handlungsbedarf.
Enge Anlieferungszeiten
Auf das Thema angesprochen, winkt Okyay Gökbas ab. Er betreibt mit seiner Frau Minzi Aysel einen Deko- und Teppichhandel in der Fußgängerzone. Mit der An- und Ablieferung gebe es immer wieder Probleme. Der Laden in der Innenstadt lebt vom Online-Geschäft, verschickte zuletzt mehrere hundert Pakete pro Woche. Zugleich sieht er am Tag viele Privatwagen und Taxen durch die Fußgängerzone fahren. „Ich kann mir nicht für jeden Tag eine Sondergenehmigung holen“, wünscht er sich dauerhaft eine flexiblere Lösung für die Paketlieferungen. „Es ist Stand der Dinge, dass da auch mal ein Auge zugedrückt werden muss.“
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Bote gegen Ordnungsamt
Dass dieses Thema Zündstoff bietet, zeigte ein Vorfall, der sich vergangenen Monat in der Hohenlimburger Innenstadt ereignete. Ein Paketbote war werktags gegen 17 Uhr – also außerhalb der zulässigen Anlieferungszeit – in die Fußgängerzone gefahren. Es kam zum Streit mit einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes, am Ende stand eine Anzeige bei der Polizei gegen den Boten wegen vorsätzlich versuchter Körperverletzung.
Zahl der Pakete variiert
Der betroffene Bote Pedro Lourenzo räumt den Streit ein, fühlt sich aber zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die ausgewiesenen Anlieferungszeiten würden weder für die Kunden noch für die Zusteller einen Sinn ergeben. „7 Uhr bis 10 Uhr ist zu früh, manche Läden machen erst um 10 Uhr auf“, sagt er, „und 19 Uhr bis 22 Uhr ist zu spät, da haben die Läden zu und wie lange sollen wir arbeiten?“
Zeiten ändern
Sich im Vorfeld der Tour auf die festgeschriebene Zeit einzustellen, das sei schwierig. „Wir wissen vorher nicht, wie viele Pakete wir am Tag bekommen.“ Mal seien es mehr, mal weniger, „und je mehr Pakete wir ausliefern müssen, desto länger brauchen wir auch für die Route.“ Es gebe Tage, da käme er erst nach 10 Uhr morgens aus dem Depot.
Würde die Anlieferzeit morgens bis 11 Uhr verlängert, das würde ihm schon reichen, sagt Lourenzo. „Und mittags von 14 Uhr bis 17 Uhr.“
Fußgängerzone befahrbar machen
Ulrich Elhaus brennt das Thema schon lange auf den Nägeln. Er besitzt ein Sportgeschäft in der Hohenlimburger Fußgängerzone, bekommt von einem Paketdienstleister wegen der Probleme mittlerweile nur noch vormittags Pakete zugestellt, wie er sagt. „Bestellungen, die später eingehen, können also erst am nächsten Tag abgeholt werden.“ Er fordert eine bessere Befahrbarkeit der Innenstadt: „Viele Gemeinden haben ihre Fußgängerzonen geöffnet, andere haben sie als verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen“, würde er eine Befahrbarkeit in Schrittgeschwindigkeit begrüßen.
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Verschiedene Lösungen diskutiert
Die Verkehrslage in der Innenstadt ist ein Dauerthema in der Lokalpolitik. „Wir sind da in Gesprächen mit allen Beteiligten“, verweist Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann auf verschiedene Lösungen, die zur Debatte stehen. Neben der Option, die Zeiten für die Anlieferung auszuweiten, werde auch über eine zentrale Anlaufstation diskutiert, an der die Pakete abgeliefert, bzw. abgeholt werden können.
Stadt: Mehr Ladezeit heißt mehr Verkehr
Zurückhaltend äußert sich auf Anfrage die Stadt Hagen. „Bis 10 Uhr ist eine durchaus übliche Zeit, nicht nur in Hohenlimburg, sondern auch in anderen Städten. In der Hagener Innenstadt geht die Ladezeit nur bis 9.30 Uhr und dort funktioniert es aus unserer Sicht gut“, so Stadtsprecher Michael Kaub. Eine Erweiterung der Ladezeiten bedeute auch immer mehr Verkehr in einer Fußgängerzone. Etwas, das aus Sicht der Nutzer als wenig attraktiv empfunden werde.
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„Zudem erhöht sich die Unfallgefahr, da in einer Fußgängerzone die Nutzer in der Regel keinen Verkehr erwarten und weniger aufmerksam sind.“ Von Seiten der Stadt gebe es daher keine Bestrebungen, die Anlieferungszeiten zu verändern.