Hagen. Eine Wohnungsgenossenschaft in Hagen will eine alte Buche fällen, der Baum sei einer Mauer im Weg. Das wollen die Anwohner nicht akzeptieren.
Als Dieter Rheinbacher dieser Tage einen Brief der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW) las, glaubte er zunächst, seinen Augen nicht recht zu trauen. „Es ist nötig, die Buche neben dem Hauseingang Nr. 8 zu fällen“, stand dort schwarz auf weiß geschrieben. Dieter Rheinbacher aus Hagen fiel aus allen Wolken.
Denn die Buche auf dem Grundstück in der Mainstraße ist kerngesund. Glatt und massig der Stamm, grün und voll das Laub. Die Zweige neigen sich laubenartig über die benachbarte Saarstraße und spenden an Hitzetagen wohltuenden Schatten.
Ohne Übertreibung darf man sagen, dass die Buche ein Prachtexemplar und zudem typisch für das von schönen Häusern, Gärten und Bäumen geprägte Flussviertel ist. „Solch einen Baum darf man doch nicht umhauen“, empört sich Dieter Rheinbacher.
Auch Nachbarin ist entsetzt
Mit dieser Auffassung steht er nicht allein da. Kathrin Finger aus dem Nachbarhaus ist ebenfalls entsetzt über die geplante Fällaktion: „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder unbequeme Baum einfach abgehauen wird?“ Gerade in Zeiten des Klimawandels müsse man doch auf solche Bäume wie die Buche setzen, die gesund sei und die Sommerhitze offenbar einigermaßen überstanden habe: „Wie sollen wir denn sonst atmen?“
Doch die HGW sieht das anders. Die Bruchsteinmauer im Bereich der Häuser an der Mainstraße 6 bis 8 müsse in großen Teilen instandgesetzt werden, teilte das genossenschaftliche Unternehmen, an dem die Stadt Hagen die Mehrheit hält, den Hausbewohnern mit. Das Wurzelwerk der Buche aber beschädige die Mauer so stark, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben sei, heißt es in dem Brief. Im Zuge der Instandsetzung müsse die Buche daher gefällt werden.
Anwohner fürchtet um weiteren Baum
Nun erhebt sich unweit des Baumes eine zweite Buche. In Größe und Gestalt ähnelt sie der ersten bis aufs Blatt, könnte man meinen, und Dieter Rheinbacher befürchtet, dass es auch bald diesem zweiten Prachtexemplar ans Holz gehen könnte, wenn der Schwesterbaum erst einmal abgesägt worden ist: „Aus welcher Himmelsrichtung man auch auf unser Grundstück schaut, der Blick bleibt unweigerlich an den beiden herrlichen Buchen hängen. Wenn der eine weg ist, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis auch der zweite dran glauben muss.“
Es dränge sich die Annahme auf, dass die HGW aus rein fiskalischen Gründen die Baumfällung einer Komplettsanierung der alten Bruchsteinmauer bzw. deren Ersatz durch eine Metallumzäunung bevorzuge, sagt Rheinbacher: „Wir Menschen, die hier leben, und auch die nachfolgenden Generationen haben ein Anrecht darauf, dass dieser Baum erhalten bleibt. Wir haben ein Anrecht darauf, dass uns diese letzten Naturdenkmäler vor Ort erhalten bleiben.“
+++Lesen Sie auch: Apfelsammlung der Biologischen Station Hagen+++
Solchen Argumenten mochte sich letztlich auch Alexander Krawczyk, Geschäftsführer der HGW, nicht verschließen. Am Freitag machte er sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort und verkündete anschließend: „Die Buche bleibt natürlich stehen. Für die Mauer werden wir schon eine andere Lösung finden.“
Die Baumschutzsatzung der Stadt Hagen hätte die Buche übrigens nicht gerettet. Denn Bäume auf Privatgrundstücken, die nicht weiter als zehn Meter vom Haus entfernt stehen, dürfen ohne weitere Genehmigung gefällt werden.