Hagen. Der ADFC lobt den startenden Ausbau der Radwege-Infrastruktur in Hagen: „So darf es gerne weiter gehen.“ Aber es gibt auch Anregungen und Ideen:
Über viele, viele Jahre ging die rote Laterne nach Hagen. Und damit der Titel: fahrradunfreundlichste Stadt. Radverkehr ist in Hagen sicherlich ein Thema, das bei gefühlt jedem neuen Projekt für reichlich hitzige Diskussionen sorgt. Die Autofahrer ärgern sich über Zweiradfahrer – und andersrum. Der eine will mehr Platz, der andere bloß keinen Zentimeter abgeben. Die ewige Geschichte.
Soweit zur aktuellen Lage. Dabei zählt zu der aktuellen Lage aber auch, dass die Stadt sukzessive mehr Platz für Radfahrer schafft – so sind zuletzt hinter der Simon-Cohen-Brücke, und somit auf einer zentralen Verkehrsader in der Innenstadt, und am Graf-von-Galen-Ring am Hauptbahnhof neue Radspuren entstanden. Bald (siehe Beitext) sollen noch vier weitere Radwege an den Start gehen.
Es sind zwar eher kleine Ausbauschritte, wenn man bedenkt, dass das 206 Seiten lange Radwegekonzept, das das Büro „Planungssocietät“ Ende 2018 für Hagen vorgelegt hat, deutlich mehr Maßnahmen umfasst und bis zum Frühjahr dieses Jahres gerade einmal rund fünf Kilometer an neuen Radwege entstanden sind. Aber es gibt welche. So zumindest sehen es die ADFC-Mitglieder Günther Dörn, Kathrin Heinrichs, Peter Matthias, Michael Schröder und Jürgen Henning.
Erste Schritte auf dem Weg zur sicheren Verkehrsführung
Sie sind selbst viel mit ihren Rädern in Hagen unterwegs. Auch im Innenstadtverkehr. Und zu den Hauptverkehrszeiten. „Durch die Maßnahmen der Stadt hat sich die Situation spürbar verbessert. Wir finden es toll, dass die Stadt jetzt anfängt, etwas für Radfahrer zu tun und erste Schritte auf dem Weg zu einer sicheren Verkehrsführung umsetzt“, betont Peter Matthias stellvertretend für sich und die weiteren Mitglieder, die gleichzeitig hoffen, dass der Ausbau weiter fortgesetzt und die Radwege sukzessive miteinander verbunden werden, um ein ganzheitliches Netz zu schaffen.
Beispiel: Altenhagener Brücke/Märkischer Ring. „Hier war es in 20 Jahren, die ich nun Rad fahre, nicht möglich, sicher durch den Verkehr zu kommen. Man stand immer an dieser riesigen Kreuzung und wusste nicht, wie man da jetzt drüber kommen soll. Mit der neuen Radspur hat sich das verändert. Und das ist schön“, sagt Jürgen Hennig.
Radwege brauchen etwas Zeit, um richtig angenommen zu werden
Ähnlich an der Simon-Cohen-Brücke (früher: Marktbrücke). Während des Gesprächs rauschen einige Radfahrer vorbei. Sie wirken entspannt. Haben genug Platz, sich hier zu bewegen. Die Rad-Ampel gewährt ihnen einen kurzen Vorsprung vor den Autos. „Es sind noch nicht so viele Radfahrer, wie man sich wünschen würde. Aber neue Spuren brauchen ein wenig Zeit, bis sie angenommen werden. Dieses Argument darf also den weiteren Ausbau nicht ausbremsen“, sagt Peter Matthias. Der einzige Ärger bleiben vereinzelt ignorante Autofahrer, die die Spur als Park/Haltestreifen benutzen. Hier wünschen sich die Radfahrer stärkere Kontrollen.
Verbesserungs- und Nachbesserungsbedarf
„So darf es gerne weitergehen“, fällt das Urteil der ADFC-Mitglieder aus, die gleichwohl darum wissen, dass es an vielen Stellen noch Verbesserungs- und Nachbesserungsbedarf (beispielsweise Beschilderung an der Simon-Cohen-Brücke, wenn man aus der Potthofstraße nach links abbiegen möchte) gibt. „Denn wir vermuten auch, dass durch die überall steigenden Kosten und auch durch den Klimawandel immer mehr Menschen dazu übergehen werden, in den nächsten Jahren aufs Rad oder alternative Verkehrsmittel wie das E-Bike oder E-Roller umzusteigen.“
Besonders wünschen würden sich die Radfahrer, dass es künftig in Hagen eine Karte gibt, auf der alle Radwege einsehbar sind. „So etwas gibt es für Reitwege, oder Blitzer-Standorte. Für Radfahrer fehlt das noch“, so Matthias.