Dahl. Damit an der Schule in Hagen-Dahl Unterricht stattfinden kann, sitzen zwei Sicherheitsmänner während des Unterrichts im Flur. Als Brandwache.

Selten hat man eine Schulleiterin in Hagen in letzter Zeit so frohgemut erlebt wie Verena Lange: „Es ist super, wir sind wirklich begeistert“, sagt die Leiterin der Gustav-Heinemann-Schule, der einzigen Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung in Hagen.

Was die Pädagogin so überschwängliche Worte finden lässt, ist der neue Zweitstandort in der Schule. Die vier Abschlussklassen mit insgesamt gut 50 Jugendlichen werden seit einigen Wochen in Dahl unterrichtet. Dort hat die Stadt Hagen das einstige Grundschulgebäude zurückgekauft und wieder für Unterrichtszwecke herrichten lassen. „Ich bin der Stadt wirklich dankbar, dass sie uns dieses Haus zur Verfügung stellt“, sagt Schulleiterin Lange: „Damit ist ein Traum wahr geworden.“

Betroffene Jugendliche im Distanzunterricht

Allerdings verlief der Start am so hoch gelobten Standort ausgesprochen holprig. Eigentlich sollten die Heinemann-Schüler das Gebäude direkt nach den Sommerferien beziehen. Daraus wurde allerdings nichts, weil die Bauarbeiten nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. Stattdessen wurden die betroffenen Jugendlichen per Distanzunterricht betreut – für geistig behinderte Schüler alles andere als eine optimale Betreuungsform.

Florian Lichtenstein (Lehrer), Annette Schnüll (stellvertretende Schulleiterin), Verena Lange (Schulleiterin) und Dennis Harbott (Projektleiter im städtischen Fachbereich Gebäudewirtschaft) freuen sich, dass nun Schülerinnen und Schüler am Außenstandort der Gustav-Heinemann-Schule in Hagen-Dahl unterrichtet werden können.
Florian Lichtenstein (Lehrer), Annette Schnüll (stellvertretende Schulleiterin), Verena Lange (Schulleiterin) und Dennis Harbott (Projektleiter im städtischen Fachbereich Gebäudewirtschaft) freuen sich, dass nun Schülerinnen und Schüler am Außenstandort der Gustav-Heinemann-Schule in Hagen-Dahl unterrichtet werden können. © WP | Hubertus Heuel

Als die Schule das Gebäude vor drei Wochen dann endlich beziehen konnte, funktionierte die Brandmeldeanlage nicht. Der Betrieb der Schule erfolgt deshalb derzeit auf Grundlage einer befristeten und eingeschränkten Nutzungserlaubnis. So wurde, für den Fall eines Stromausfalles, eine mobile Notbeleuchtung installiert. Zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes sitzen zudem als Brandwache während der Unterrichtszeiten im Schulgebäude. Ihre Aufgabe: Alarm zu schlagen, falls in dem Haus ein Feuer ausbricht.

Zusätzliche Schulplätze dringend gesucht

Die Stadt Hagen hatte das Schulgebäude, in dem am 14. Juli 2010 der letzte Schultag war, im vergangenen Winter von Winfried Bahn, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Bahn, zurückerworben und sich damit etwas Luft verschafft auf der Suche nach zusätzlichen Schulplätzen. Die Situation ist angespannt, die Zahl der Schüler in Hagen steigt und steigt, was vor allem an der Zuwanderung liegt.

Die vorhandenen Kapazitäten werden bald nicht mehr ausreichen, um alle Kinder unterzubringen. 11.500 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit eine weiterführende Schule in Hagen, 34 Jungen und Mädchen haben schon jetzt keinen Platz in der Sekundarstufe I gefunden und stehen auf der Warteliste.

Zudem verzögert sich die so dringend benötigte Errichtung neuen Schulraums in Hagen. Die Realisierung der neuen Grundschule Terra 1 in Wehringhausen sowie die Erweiterung der beiden Grundschulen Goldberg und Henry van de Velde werden erst 2025 bzw. 2026 erfolgen können. Grund für die Zeitverzögerungen ist nach Auskunft der Stadtverwaltung insbesondere die aktuelle Situation im Bausektor, wo es an Fachpersonal ebenso fehlt wie an Baumaterial. Mehrmals gab es auf Ausschreibungen für Gewerke keine Angebote.

Vielfältige pädagogische Möglichkeiten

Wegen der allgemein angespannten Situation im gesamten Bausektor wurde auch das Vorhaben, das Gebäude in Dahl wieder für den Schulbetrieb zu ertüchtigen, zu einem zeitlichen Wettlauf. Von den 400 schulpflichtigen Jungen und Mädchen aus der Ukraine, die in Hagen leben, besuchen fünf die Gustav-Heinemann-Schule. Die Förderschule ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat in diesem Schuljahr mit 265 Schülerinnen und Schülern einen neuen Höchststand erreicht. Tendenz weiter steigend.

Dass Schulleiterin Lange so angetan ist von dem neuen Standort in Dahl, liegt an der Ruhe des Ortes und den pädagogischen Möglichkeiten, die sich dort ergeben. So steht endlich wieder eine Trainingswohnung zur Verfügung, in der die Jugendlichen auf eine selbstbestimmte Haushaltsführung samt Kochen und Wäschepflege vorbereitet werden. Die Nutzung der alten Wohnung am Erststandort in Oberhagen war der Schule von der Feuerwehr aus Brandschutzgründen untersagt worden.

Die Stadtverwaltung gibt sich zuversichtlich, dass die fehlenden Komponenten für die Brandmeldeanlage in Dahl in den nächsten Wochen geliefert werden und die endgültige Bauabnahme für das Schulgebäude erfolgen kann. Dann dürfen auch die beiden Sicherheitsleute wieder abgezogen werden.