Hagen. Das Planungsbüro Urbanista hat Ideen zur Westside und zur Varta-Insel in Hagen gesammelt. Was auf diesen Flächen jetzt entstehen könnte.
Zwei Flächen in der Stadt, zwei Ideen: Die Vorstellungen, wie sich mit der sogenannten Westside und der Varta-Insel die beiden Hagener Filet-Grundstücke entwickeln können, werden langsam konkreter: Das renommierte Planungsbüro Urbanista hat jetzt eine Zusammenfassung dessen vorgelegt, was Teilnehmer eines Workshops im Juni erarbeitet haben.
Ergebnis: ein eher campusartiges Gelände mit dem Schwerpunkt Energietechnik und ein urban geprägtes Gebiet hinter dem Bahnhof mit einer Plaza, in dem Co-Workingspaces entstehen, das Thema Mobilität eine große Rolle spielt und Produktion einen Weg zurück in die Stadt findet.
Erzählung zu zwei Flächen
Dahinter aber steckt für Planer Julian Petrin von Urbanista aber mehr als die Gestaltung zweier Räume. Er spricht von einer DNA der Stadt, von unglaublichen Potenzialen und einer großen Erzählung, die hinter diesem „tollen Flächenpärchen“ steckt. „Hagen ist eine frühindustrielle Stadt. Eine Stadt der Macher. Hier gibt es ein pionierorientiertes Produktions-Gen“, sagt Petrin, „dazu gibt es die Varta, die Wiege der Batterie-Geschichte.“
Wenn man sich nun diesen Flächen widme, so tue sich ein großer dynamischer Raum auf. Von „Hagen Valley“ ist die Rede. Von einer Senke, einem Tal mit Flüssen. So sollten die beiden Flächen eben nicht x-beliebige Gewerbeflächen sein, wie man sie in jeder anderen Stadt auch entwickeln könnte. Sie sollten, so Petrin, vielmehr moderne Areale sein, die unter dem Gesichtspunkt der Stadtentwicklung gedacht würden.
Durch den Volmepark zum Hagener Eck
Etwas konkreter könnte („Nichts ist in Stein gemeißelt“) das bedeuten, dass das Westside-Areal urbaner werden könnte. Es könne hier um Themen wie Kreislaufwirtschaft und Mobilität der Zukunft gehen. Eine Art breiter Boulevard könnte quasi parallel zu den Gleisen auf die Volme zuführen. Terrassen könnten am Fluss entstehen, ein Volmepark hin zum Hagener Eck, wo die Ennepe in die Volme mündet.
„Es geht hier auch um eine mögliche Verknüpfung von Arbeiten und Freizeit“, sagt Petrin, „in den Erdgeschossen der Gebäude könnte ein Nahversorger einziehen, es könnten Co-Working-Spaces entstehen.“ Dazu ein Hotel, in dem Teams übernachten, die für eine gewisse Zeit in Hagen arbeiten. Und Restaurants sowie ein Mobilitäts-Hub – eine Art Parkhaus, in dem man Verkehrsmittel wechseln kann mit einer Ladeinfrastruktur, die in Hagen eine Lücke schließen könne.
Brücke oder Tunnel
Ausgeklammert bleibt dabei zunächst die Frage, wie man fußläufig vom Hauptbahnhof auf das westlich gelegene Gelände kommt. „Was den Zugang betrifft, so sind Überlegungen in alle Richtungen erlaubt“, blickt Petrin auf die Diskussion um eine mögliche Brücke oder eine Tunnellösung. „Es gibt heute Beispiele für breite Unterführungen, die einen regelrecht in eine Stadt hineinziehen. Fest steht: Es braucht eine exzellente Anbindung.“
Auf der Varta-Insel könnte die Energietechnik eine große Rolle spielen. Die Ennepe könne genutzt werden für den Wärme- und Kältehaushalt der Gebäude, vielleicht auch, um auf regenerative Art Strom zu gewinnen. Ein Seitenarm des Flusses könnte geöffnet und integriert werden, ein Boulevard an diesem entlang führen.
Varta-Insel: produzieren und ausbilden
„Es könnte hier darum gehen, das Produzieren und das Ausbilden zu verknüpfen“, blickt Petrin auf Betriebe, aber auch auf eine Art Bildungscampus. „Unternehmen könnten auf diese Art selbst für Nachwuchs sorgen. Menschen ansprechen, an die sie sonst nicht herankommen würden.“
Diese Visionen sollen jetzt zunächst mit Teilnehmern des Workshops noch einmal diskutiert werden. In einem Zukunftsforum 2023 mit Architekten und potenziellen Interessenten könnten sie weiterentwickelt werden. Schließlich könnten die Entwürfe dazu dienen, bereits auf der anstehenden Messe Expo-Real diese gezielt anzusprechen.
Ergänzung zu bisheriger Planung
Eine Idee, die auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz vertritt: „Ich weiß durchaus, dass es dem ein oder anderen nicht schnell genug geht. Aber ich glaube nicht, dass es richtig ist, hier die Fläche an jemanden zu vergeben, der zuerst hier schreit. Die Sehnsucht nach einer Entwicklung trifft auf eine hohe Erwartung.“
Für Christopher Schmidt, Geschäftsführer von „Hagen.Wirtschaftsentwicklung“ kann der ganze Prozess zu einer Blaupause für die Entwicklung weiterer Areale in Hagen werden. Für Baudezernent Henning Keune stehen die Entwürfe keinesfalls im Gegensatz zu den städtebaulichen Zielen, die bislang definiert worden seien: „Im Gegenteil. Sie satteln darauf auf.“