Hagen. Die Energiekrise hat in Hagen einen Ansturm auf elektrische Heizgeräte ausgelöst. Doch sind diese eine echte Alternative?
Die Nachfrage nach Heizlüftern, Konvektorheizungen oder Ölradiatoren in den Hagener Baumärkten ist infolge der Energiekrise und steigender Preise rasant gestiegen. „Wir haben lediglich noch zwei Heizlüfter vorrätig“, berichtet Martin Sterl, Geschäftsleiter bei Westfalia in der Pettenkoferstraße: „Auch online ist so gut wie nichts mehr lieferbar.“
Ähnlich stellt sich die Lage bei der Konkurrenz dar. Sowohl in Hagen als auch unternehmensweit verzeichne man einen Nachfrageanstieg bei Geräten, die über Strom betrieben werden und somit eine Alternative zum Heizen mit Gas bieten, so Alexandra Schierz von der Baumarktkette Hellweg mit einer Filiale in Boele: „Da sich diese Entwicklungen schon seit längerem abzeichneten, konnten wir früh reagieren und uns mit zusätzlichen Mengen der gefragten Artikel für die kommende Saison bevorraten.“
Der Saisonauftakt für die genannten Geräte sei gewöhnlich Anfang oder Mitte September: „In diesem Jahr verlagerte sich der Start auf Juni/Juli“, so Alexandra Schierz.
Aktuell angespannte Lage
Auch beim Baumarkt Bauhaus an der Eckeseyer Straße stelle man aufgrund der aktuell unklaren Weltlage sowie damit verbundenen Preissteigerungen bei Gas und Energie entgegen des saisonal üblichen Kaufinteresses an Kühlgeräten und Pools eine atypisch gestiegene Nachfrage nach alternativen Wärmequellen sowie jegliche Arten von Elektroheizkörpern und Sanitärutensilien fest, so ein Unternehmenssprecher: „Stark nachgefragt werden vor allem Öl- und Heizradiatoren, Konvektoren sowie Heizlüfter aus dem unteren und mittleren Preissegment, aber auch höherpreisige Elektroheizgeräte mit eingebautem Steinkörper zur besseren Wärmespeicherung.“
Bei einigen der genannten Warengruppen sei die Verfügbarkeit aktuell angespannt, während in anderen Bereichen die Lagerbestände gegenwärtig noch gut gefüllt seien. Grundsätzlich gelte jedoch: „Heizen mit Strom ist unter den gegenwärtigen Umständen nur eine Interimslösung und lässt im Gebrauch angesichts stark steigender Stromkosten ebenfalls ein erhöhtes Kostenniveau erwarten.“
Das sagt der Obermeister der Innung in Hagen
Das bestätigt auch Stefan Hofmann, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik in Hagen. Heizlüfter und ähnliche Geräte seien enorm teuer im Verbrauch und stellten eine erhebliche Belastung für das Stromnetz dar: „Sie sind allenfalls eine Notlösung.“
Dass die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs längst bei den Endverbrauchern angekommen sind, spürt auch Hofmann jeden Tag: „Ich werde häufig gefragt, welche Alternativen zu den fossilen Energieträgern es gibt.“ Die Unsicherheit bei den Verbrauchern sei groß und werde noch durch veränderte Rahmenbedingungen bei den staatlichen Förderprogrammen gesteigert.
Effizienz von zahlreichen Faktoren abhängig
Hofmann ist pessimistisch, dass die angestrebte Umstellung auf umweltfreundliche Energien so reibungslos klappt, wie sich das die Politik vorstellt. Wärmepumpen etwa stellten nicht den Stein der Weisen dar, ihr Einbau sei vielmehr komplex und von zahlreichen Parametern abhängig: „Effektiv und materialschonend arbeiten sie nur im niedrigen Temperaturbereich.“ In der Regel gelinge das nur mit Fußbodenheizungen.
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Es gebe sicherlich immer alternative Möglichkeiten zum Gas, aber die seien häufig mit zusätzlichen Kosten verbunden: „Und im Sinne des Klimaschutzes kann das Ganze nur funktionieren, wenn die Umstellung mit einer entsprechenden Gebäudesanierung, was Dach, Dämmung oder Fenster betrifft – einhergeht.“ Unter Abwägung aller Faktoren führe auch in Zukunft an konventionellen Heizkesseln kein Weg vorbei.
Elektrische Wärmespender seien dagegen ganz bestimmt keine Lösung.