Hagen. Die Finanzbehörde will sich ihr Geld von der Familie zurückholen: Das Haus soll heute versteigert werden. Verkehrswert: fast 900.000 Euro.
Die Bilder der spektakulären Razzia sind unvergessen: Ein goldener Mercedes am Abschlepphaken. Elitepolizisten, die mit Maschinenpistolen einen Geldtransporter absichern. Aus dem Reihenhaus einer Spielhallen-Betreiberfamilie in Haspe werden riesige Geldkisten herausgeschleppt. Der Kopf des Casinokonzerns wurde im Dezember 2019 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt: Er sollte längst im Gefängnis sitzen. Doch er ist in der Türkei abgetaucht und wird mit Europäischem Haftbefehl gesucht. Es geht um Abgabenhinterziehung – fast 20 Millionen Euro wie die Große Wirtschaftsstrafkammer später feststellt.
Geld, dass sich die Hagener Finanzbehörde nun unter anderem durch eine Zwangsversteigerung zurückholen will: Das Haus der Familie soll heute Nachmittag bei einem Versteigerungstermin am Amtsgericht in Hagen versteigert werden. Verkehrswert: 890.000 Euro.
Urteil: Vom Ex-Spielhallenchef sollen 1,75 Millionen Euro Wertersatz eingezogen werden
Bei dem Versteigerungsobjekt handelt es sich um ein von außen eher unauffälliges Ein-/Zweifamilienwohnhaus ohne Stellplatz oder Garage mit einer Wohnfläche von rund 220 Quadratmetern. Das Objekt in Haspe (Baujahr 2008/2009) grenzt an zwei Endhäuser an, die im Erdgeschoss mit Durchbrüchen in den Gebäudetrennwänden verbunden sind. Die Wohnräume im Erdgeschoss inklusive Terrasse werden also auch durch die beiden angrenzenden Endhäuser mitgenutzt.
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Um das Objekt separat als Reihenmittelhaus zu nutzen, wären laut Exposee Rückbau-/Umbaumaßnahmen erforderlich, die bei der Wertermittlung durch den Gutachter wertmindernd berücksichtigt wurden.
Der Hintergrund für die Versteigerung: Die Staatsanwaltschaft hatte, nachdem der Gesuchte nicht aus der Türkei zurückgekehrt war, einen nationalen Haftbefehl beantragt, der vom Landgericht in einen Europäischen Haftbefehl umgewandelt wurde. Die Große Wirtschaftsstrafkammer hat in ihrem 166-seitigen Urteil bestimmt, dass vom Ex-Spielhallenbetreiber noch 1,75 Millionen Euro als Wertersatz eingezogen werden sollen.