Hagen. . Die Groß-Razzia gegen einen Clan aus Hagen war aus Polizei-Sicht erfolgreich: Autos und mehrere Millionen Euro Bargeld wurden beschlagnahmt.

Als Polizeibeamte am Donnerstagmorgen kistenweise Bargeld aus drei Wohnhäusern am Quambusch schleppten und Ermittler die Wohnräume durchsuchten, funkelten draußen vor den Häusern teure Luxus-Karossen von Lamborghini und Mercedes. Der Polizei ist am Donnerstag ein riesiger Schlag gegen die von Hagen aus organisierte Kriminalität gelungen. Ein laut Polizei türkisch-kurdischer Familienclan aus Haspe, der Spielhallen in ganz NRW betreibt, ist wegen Steuerhinterziehung und Manipulation von Spielautomaten ins Visier der Ermittler geraten. Drei Familienmitglieder (38, 42 und 49) wurden festgenommen. Allein bei dem 42-jährigen Hauptverdächtigen gehen die Ermittlungsbehörden von einem Steuerschaden in zweistelliger Millionenhöhe aus.

Die Polizei geht NRW-weit gegen einen Spielhallen-Betreiber vor.
Die Polizei geht NRW-weit gegen einen Spielhallen-Betreiber vor. © Westfalenpost

Die Fahrzeuge der Spielhallen-Betreiber sind bekannt aus dem Hagener Stadtbild. Die Kennzeichen der noblen Wagen haben alle dieselbe Buchstabenkombination. Teile der edlen und hochpreisigen Flotte ließ die Polizei gestern direkt aus der ruhigen gutbürgerlichen Siedlung abschleppen. Auf richterlichen Beschluss wurden neun Edel-Sportwagen (Ferrari, Lamborghini und Mercedes) fortgebracht. Die Ermittler waren auf der Suche nach Vermögenswerten.

40 Spielhallen landesweit betroffen

Die Familie beobachtete die Beamten bei der Durchsuchung und hielt sich zurück. Widerstände gab es an keinem der durchsuchten Orte in NRW. 40 Spielhallen der Betreiber-Familie wurden landesweit durchsucht und das Geld aus Hunderten Automaten und Kassen beschlagnahmt. In Hagen betreibt die Familie nach Aussage der Polizei lediglich eine Spielhalle, auch diese wurde durchsucht.

Der Schwindel mit den Automaten

Der große Steuerbetrug mit Spielautomaten funktioniert über die Manipulation der Umsatzdaten der Geräte. So soll es nach Informationen der WESTFALENPOST auch im Fall der Hasper Bande gewesen sein. Die Geräte werden dabei so manipuliert, dass die Betriebsergebnisse der Automaten nach unten gesenkt werden. Vereinfacht gesagt: Der Speicher gaukelt vor, dass weniger Umsätze erzielt werden. Dementsprechend weniger Steuern müssen die Betreiber abführen. Die Differenz zu den tatsächlichen Umsätzen ist der illegale Gewinn.

Bundesweit hat die Polizei zuletzt größere Aktionen gegen Automaten-Betrüger gefahren. Beispielsweise im vergangenen März in der Region um Stuttgart herum. 160 Beamte durchsuchten 30 Wohnungen und dazu Betriebe in ganz Deutschland. 270 000 Euro wurden beschlagnahmt.

Die Umsätze im Wirtschaftszweig Spielhallen und Betrieb von Spielautomaten steigen seit Jahren in Deutschland kräftig an. Laut dem Portal „Statista“ wurden im Jahr 2016 deutschlandweit 5,61 Milliarden Euro in dieser Branche umgesetzt. In Hagen gibt es aktuell 75 Spielhallen. Zuletzt waren in Hagen rund 1000 Spielautomaten registriert.

„Es ist eine riesige Menge Bargeld bei den Durchsuchungen zusammengekommen, die wir so schnell gar nicht gezählt bekommen“, sagt Polizei-Sprecher Tino Schäfer. Mehrere Millionen Euro wurden mitgenommen. Die Münzen und Scheine wurden in einem gepanzerten Geldtransporter in die Bundesbank nach Frankfurt gebracht. Polizisten aus Hessen waren mit zwei Banknotenspürhunden an den Quambusch gekommen. Darüber hinaus konnten eine scharfe Schusswaffe, zwei Schreckschusswaffen sowie geringe Mengen Betäubungsmittel gefunden und beschlagnahmt werden

In ganz Nordrhein-Westfalen lief gestern die durch aufwändigen Ermittlungen des Hagener Kommissariats zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität möglich gewordene Aktion. Mehrere Hundert Polizeibeamte und mehr als 70 Steuerfahnder waren im Einsatz. Es liefen Durchsuchungen in Hagen, Dortmund, Duisburg, Hilden, Hattingen, Holzwickede, Lüdenscheid, Langenfeld, Datteln, Menden und Meinerzhagen.

Die Polizei geht NRW-weit gegen eine Hagener Spielhallen-Firma vor.
Die Polizei geht NRW-weit gegen eine Hagener Spielhallen-Firma vor. © Westfalenpost

Der Sitz der Spielhallen-Firma wurde von einem Großaufgebot von Polizeikräften durchsucht, wie auch viele Spielhallen und Privathäuser. Zudem gab es Kontopfändungen. Nach WP-Informationen waren ein Experte einer Bank und ein PC-Experte vor Ort, die ebenfalls helfen sollten, Vermögenswerte zu sichern.

Keine Reaktion der Betroffenen

Dem Familien-Clan, der in das Visier der Ermittler geraten ist, gehören direkt oder über Verbindungen sämtliche Spielhallen, die gestern durchsucht wurden. Die WP hat versucht, Kontakt zu den Spielhallen-Betreibern aufzunehmen. Beim Anruf im Unternehmen erhielt unsere Redaktion die Antwort, dass man keine Stellung nehmen wolle.

Nähere Einzelheiten werden Polizei und Staatsanwaltschaft nach Auswertung der Durchsuchungsergebnisse und weiterer Ermittlungen bekanntgeben. „Dass die Aktion gelungen ist, liegt an der guten Zusammenarbeit von Polizei, Steuerfahndung und der Hagener Staatsanwaltschaft“, sagt Polizei-Sprecher Tino Schäfer.

Polizei geht NRW-weit gegen Spiehallen-Betreiber vor

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Die Polizei geht NRW-weit gegen einen Spielhallen-Betreiber vor. © Westfalenpost | Westfalenpost
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