Hagen. Konflikte in Altenhagen machen vielen Anwohnern im Quartier zu schaffen. So geht die Stadt Hagen die Probleme an.

Die Gemengelage in Altenhagen bleibt schwierig. 11.737 Deutsche (darunter auch Einwanderer) leben auf engstem Raum mit 7203 Ausländern aus 80 verschiedenen Nationen zusammen. Im jüngsten Landtagswahlkampf war gar von einem „Clash der Nationalitäten“ – also einem Zusammenprall – die Rede, der reichlich atmosphärischen Zündstoff in sich berge. Alteingesessene beschwerten sich zuletzt über die Medien über vagabundierende Kinder- und Jugendbanden, die dort Anwohner und ihr Hab und Gut attackieren sowie Beleidigungen und Drohungen aussprechen.

Übergriffe, bei denen auch die Polizei angesichts der personellen Ausstattung nicht immer helfen könne, so NRW-Innenminister Herbert Reul bei seinem letzten Hagen-Besuch. Bei einer Veranstaltung mit seinen CDU-Parteifreunden machte der Ressortchef mit dem Ruf des Durchgreifers aber auch deutlich, dass es vor allem Aufgabe der Kommune und der Lokalpolitik sei, sich diesen sozialen Verwerfungen zu stellen. Eine Einschätzung, die in dieser Form von der Stadt Hagen so gar nicht geteilt wird.

Stadt setzt auf Kombi-Lösung

„Eine Kombination aus polizeilichen, ordnungsrechtlichen und sozialpädagogischen Maßnahmen ist erfahrungsgemäß immer zielführender als losgelöste Einzelmaßnahmen“, heißt es jetzt in einer Stellungnahme der Stadt. Daher sei eine erhöhte Präsenz von Ordnungskräften keineswegs der Königsweg, um sich der oft angespannten Situation in Altenhagen, aber auch in Teilen von Wehringhausen sowie in der Innenstadt entgegenzustellen.

Bei einem Wahlkampfauftritt im April machte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zuletzt deutlich, dass er für ein gelingendes Miteinander der Nationen in Altenhagen vor allem die Stadt und weniger die Polizei in der Pflicht sehe.
Bei einem Wahlkampfauftritt im April machte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zuletzt deutlich, dass er für ein gelingendes Miteinander der Nationen in Altenhagen vor allem die Stadt und weniger die Polizei in der Pflicht sehe. © Alex Talash

Vielmehr komme es in Quartieren mit besonders hoher Zuwanderung – verursacht durch eine zum Teil sehr hohe Absonderung und Abkapselung im sozialen und ethnischen Bereich – leicht zu Konflikten zwischen den unterschiedlichen Bewohnern. Diese könnten nicht immer eigenständig zufriedenstellend geklärt werden. Seitens des städtischen Quartiersmanagements Südosteuropa werden in solchen Fällen Gesprächstermine vereinbart, um begleitet von pädagogischen Fachkräften sowie Sprach- und Kulturmittlern bei Konflikten eine Lösung zu finden – teilweise auch im Rahmen mehrere Gespräche.

Einsätze in den Quartieren

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„Diese Maßnahmen zur Förderung des positiven nachbarschaftlichen Miteinanders in Wohnquartieren mit besonders hoher Zuwanderung konnten zum größten Teil auch während der Coronapandemie durchgeführt werden“, betont die Stadt: „Allein im Jahr 2021 erfolgten in den Quartieren mit besonders hoher Zuwanderung, darunter auch in Altenhagen, etwa 200 Einsätze.“ Hinzu kommen weitere regelmäßige Streifeneinsätze von Ordnungsamt und Polizei gemeinsam mit den Sprach- und Kulturmittlern.

Wobei der wesentliche Fokus der Stadt auf Sozialprojekten für Kinder und Jugendliche liegt. Bei diesen freiwilligen Angeboten ist bevorzugter Adressat der Nachwuchs aus Familien mit Migrationsgeschichte. Die Arbeit des Jugendzentrums Friedenshaus Altenhagen, die mobile Jugendarbeit, Kultur- und Mädchenprojekte greifen hier ineinander mit Schulsozialarbeit, Familienbegleitung, Erziehungshilfe sowie den Familiengrundschulzentren einschließlich Schulsprechstunden, in denen auch die Lehrer sich anonymisiert zu Einzelfällen beraten lassen können.