Hagen. Nach den Skandalen im Hagener Ordnungsamt in der jüngeren Vergangenheit haben sich Mitarbeiter mit einer bemerkenswerten Rede zu Wort gemeldet.

Die Fehltritte weniger Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die an die Öffentlichkeit kamen, rissen zuletzt nicht ab: Ein Kollege, der Prostituierte in illegalen Wohnungen unter Druck setzte und sich sein Schweigen in Naturalien bezahlen lassen wollte. Mitarbeiter, die bei Querdenker-Demos mitliefen. Kollegen, die einem jungen Masken-Verweigerer die Nase brachen oder zwei Mitarbeiter, die einen „Passierschein“ mit Nazi-Symbolen entwarfen. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund ein Auftritt der beiden Stadtordnungsamtsmitarbeiter Anne Dietrich und Dirk Stucken, die vor dem Hauptausschuss der Stadt einen Vortrag gehalten haben. Noch bemerkenswerter ist der Umgang mit den eigenen Fehlern.

Anne Dietrich vom Stadtordnungsdienst in Hagen. Sie geht ihrem Job gern und mit großer Disziplin nach.
Anne Dietrich vom Stadtordnungsdienst in Hagen. Sie geht ihrem Job gern und mit großer Disziplin nach. © Stadtordnungsdienst Hagen

Nickende Köpfe im Ratssaal an der Volme, als Dirk Stucken, der sich mit seinen Händen an seiner Schutzweste festhält, diesen Satz sagt: „Wir sind Menschen und auch Bürger in dieser Stadt.“ Ja, das sind sie. Und zwar solche, die – und das ist höchst respektvoll gemeint – jene Arbeit verrichten, die viele als Drecksarbeit bezeichnen würden. Sie sichern öffentliches Recht und Ordnung. Sie sprechen jene Ignoranten an, denen Rücksichtnahme kein Begriff ist. Die, die sich daneben benehmen, anderen Menschen ein Gefühl von Unsicherheit geben, diese Stadt verdrecken und auch jene, die auf Ordnungshüter pfeifen. Sie sind der Grund, warum Hagen an den meisten Orten eben doch das ist, was niemand nach vorne redet: angemessen sauber, angemessen sicher, angemessen in Ordnung.

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Und das, wie Dietrich und Stucken erklären, obwohl sie beim Stadtordnungsdienst nicht gerade in Personal schwimmen. Der Fachbereich „Öffentliche Sicherheit“ arbeite nach einem Drei-Säulen-Prinzip. 15 Politessen, acht Waste Watcher und eben 16 Mitarbeiter im Stadtordnungsdienst, der sich allgemein um den Ermittlungs- und Vollzugsdienst und die „klassischen“ Gefahrenabwehrmaßnahmen kümmert. 16 Mitarbeiter im Schichtbetrieb für eine ganze Stadt mit knapp 190.000 Einwohnern. Aber Dietrich und Stucken sagen: „Nicht nur Quantität auf der Straße, sondern Qualität bei der Aufgabenbewältigung - unter diesem Leitsatz arbeiten wir ständig an uns“. Kein Gejammere über die Personalsituation, sondern ein Blick nach vorne.

Juristische Folgen in allen Fällen

Dass Fehler in der Vergangenheit geschehen sind, bestreiten die beiden nicht. Und im Übrigen auch nicht der Ordnungsamtsleiter Thomas Lichtenberg und auch nicht der über ihm stehende Dezernent Sebastian Arlt. Ordnungsamtsleiter Thomas Lichtenberg: „Was in der Öffentlichkeit oft nicht gesehen wird, ist, dass die Vorfälle auch juristisch aufgearbeitet wurden und werden und die Behörde aus jedem Fall Konsequenzen gezogen hat.“

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Ordnungs- und Umweltdezernent Sebastian Arlt unterstrich, was seine Mitarbeiter im Vortrag erklärt hatten. Und er sprach aus, was man auf diesem Podium von Verwaltungsseite nicht so oft hört: „Wir machen Fehler, ja. Aber ich will auch deutlich sagen, dass wir die zum Anlass nehmen, uns umzustellen und daraus zu lernen.“

Dass er „wir“ sagte, unterstrich, dass er sich nicht von der ihm zuzuordnen Einheit distanzierte, sondern sich als Teil des Teams bezeichnete.