Hohenlimburg. In der Hohenlimbuerger Fußgängerzone fand die vorerst letzte Auflage des „Extramarkts“ beim Wochenmarkt statt – mit wenig Zulauf

Händlerin Sonja Schulte steht an ihrem Wagen auf dem Markt, um selbst gemachte Seifen zu verkaufen. Sie war von Beginn an dabei und hat das Projekt „Extramarkt“ damals mit initiiert. Nach drei Jahren, in denen neben ihr mal mehr, mal weniger Händler am ersten Freitag des Monats um Laufkundschaft in der Hohenlimburger Innenstadt warben, zieht sie ein ernüchterndes Fazit: „Ein Kampf war es immer. Nur zwischendurch waren ein paar mehr Leute da, die ihn gekämpft haben.“

+++ Lesen Sie auch: Extramarkt in Hohenlimburg mit vielen Ständen und Guinness +++

Wenige Stände

Großer Rummel herrschte nicht, als gestern der Extramarkt in der Hohenlimburger Fußgängerzone in seine vorerst letzte Auflage ging. Neben den üblichen Ständen des Wochenmarktes gab es in der Fußgängerzone eine Kuchentheke für den guten Zweck plus Kaffeeverkauf vom Weltladen sowie Mitmachaktionen beim Kreativladen, der an diesem Wochenende Jubiläum feiert.

Kein nachhaltiger Impuls

Bei der ersten Auflage des Extramarktes im April 2019 waren rund 12 Händler dabei, es gab Honig, Selbstgenähtes, Deko, Schmuck und mehr. Die Idee: Durch ein breites Angebot an Ständen sollten jeweils am ersten Freitag des Monats positive Impuls für den Wochenmarkt gesetzt werden. Doch das Markttreiben in Hohenlimburg nachhaltig zu beleben, diese Hoffnung erfüllte sich nicht, so der Eindruck nach drei Jahren.

Gemüsehändler fehlt

Gefragt nach den Gründen, fällt nicht nur das oft gehörte Stichwort „Pandemie“. Die Probleme liegen tiefer. Abgesehen vom veränderten Einkaufsverhalten und der niedrigen Kundenfrequenz in der Innenstadt wog zuletzt der Verlust des Obst- und Gemüsehändlers schwer. „Solange es noch einen Gemüsestand auf dem Markt gab, da lief es ganz gut.“ Seit Monaten bleibt dieser Platz jedoch leer. Weniger Frequenz heißt weniger Interesse von Händlern von außerhalb, nach Hohenlimburg zu kommen. „Ich kann nicht guten Gewissens einen Kunsthandwerker anrufen, der sich frei nimmt, anreist und unterm Strich dann gerade die Standgebühr einnimmt.“ Sie bemühe sich zwar, einen neuen Gemüsehändler nach Hohenlimburg zu lotsen, sagt Schulte, „aber vielen Händlern fehlt es auch schlicht an Personal, um die Stände zu betreiben.“

+++ Lesen Sie auch: Hohenlimburg: Innenstadt – Der rote Faden, der keiner wurde +++

Verkehr in der Innenstadt

Während sie erzählt, braust ein Lieferwagen zwischen den Ständen vorbei, um Pakete zu Anwohnern in der Fußgängerzone zu bringen. „Das ist auch so ein Problem“, sagt sie. Zwischendurch habe man beim Extramarkt auch mal Bänke für den Direktverzehr aufgestellt, „aber die Leute setzen sich doch nicht hin, wenn sie Angst haben müssen, dass ein Lieferwagen sie über den Haufen fährt.“ Schulte legt Wert darauf, dass der Extramarkt nicht auf Dauer beendet sei, sondern erstmal nur pausiert. „Ich finde das Konzept weiter gut und der Begriff ist bei vielen auch positiv belegt“, sagt sie. Es müssten aber neue Ideen her. Sie könne sich vorstellen, dass der Extramarkt künftig kleiner wird und unregelmäßiger stattfindet.

Treue Stammkundschaft

Gegenüber von ihr steht Händlerin Birgit Radtke hinter der Theke. Sie stand schon Jahre vor dem ersten Extramarkt freitags in der Hohenlimburger Innenstadt, um Wurst und Käse zu verkaufen. Auf diese Initiative angewiesen ist sie daher nicht, lebt von vielen Stammkunden. Dennoch: Sie finde es schade, dass der Extramarkt eingestellt wird. Die Idee fand sie gut. Dass Gemüse und Obst fehlen, auch für sie ein Grund für weniger Publikum. „Wir stehen samstags auf dem Markt in Letmathe auch nur mit ein paar Händlern, decken aber mit Blumen, Bäcker, Wurst, Käse und Gemüse den Grundbedarf ab.“

Daran gemessen deckt ein paar Meter weiter auch Silke Brenne mit ihrem breiten Angebot an Wurstwaren ein stückweit den Bedarf. Es sei schwieriger geworden, sagt sie, betont aber auch, dass sie weiter ihren Stand in Hohenlimburg aufbauen will.

+++ Lesen Sie auch: Hohenlimburg: Zwei bunte Sitzbänke für die Fußgängerzone +++

Jubiläum im Kreativmarkt

In Sichtweite steht Bettina Bechte, die in ihrem Kreativladen an der Freiheitstraße dieses Wochenende gleich drei Jubiläen feiert: das fünfjährige Bestehen in Hohenlimburg, das zehnjährige Bestehen des Kunst und Kreativmarktes und 20 Jahre im Gewerbe. Am Samstag, 11. Juni, findet deshalb im Kreativmarkt an der Freiheitstraße um 14 Uhr eine Tombola mit Preisen statt. Zudem wird es Workshops und Angebote im Laden geben. „Corona war eine Durststrecke“, sagt Bechte und hofft in der nächsten Zeit auf Besserung.

Vom Umzug profitiert

Positives hat hier bereits Annette Leisten zu berichten, die gestern an der Kuchentheke für den guten Zweck tatkräftig mitwirkte. An Karneval dieses Jahres sind sie und ihr Team vom Weltladen umgezogen, vom Ladenlokal an der Reformierten Kirche in ein größeres Geschäft am Brucker Platz. Obwohl nur 80 Meter entfernt – der Unterschied ist spürbar. „Unsere Umsätze sind gestiegen“, blickt Leisten auf erfolgreiche erste Monate des Weltladens zurück. Das Gespräch muss sie dann kurz unterbrechen – die Parkscheibe am Auto war abgelaufen.

Erfolgreich war die Kuchentheke für den guten Zweck: Ganga Hartmann (links) bekam den Rührkuchen von Helferin Angela Giacovelli gereicht, die auch im Weltladen aktiv ist.
Erfolgreich war die Kuchentheke für den guten Zweck: Ganga Hartmann (links) bekam den Rührkuchen von Helferin Angela Giacovelli gereicht, die auch im Weltladen aktiv ist. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Erfolgreiche Kuchentheke

Am Ende des Markttages steht für die Händler weniger Kundschaft als sonst. Immerhin: Die Kuchentheke war ein voller Erfolg: Fast alle gestifteten Kuchen wurden verkauft und rund 468 Euro gesammelt. Sonja Schulte rundete auf 500 Euro auf und nimmt auch nach dem Extramarkt weiter Spenden entgegen. Das Geld fließt in einen Hilfstransport in die Ukraine.

.