Hagen. Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund wächst in Hagen stetig. Das spiegelt sich jedoch unzureichend in den Kitas wider. Aktuelle Zahlen:

In Hagen haben 3291 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren einen Migrationshintergrund. In einer Stadt, die NRW-weit den höchsten Ausländeranteil hat, kann eine solche Zahl nicht überraschen. Genauso wie die Nachricht, dass sich die Verteilung der zugezogenen Familien und ihrer Kinder besonders auf einige Quartiere – Mitte, Altenhagen, Wehringhausen, Eilpe und Haspe – konzentriert.

Mit Blick auf genau diese Kinder hat die Stadt sich schon lange zum Ziel gesetzt, die Familien frühestmöglich abzuholen. Durch den Kita-Besuch sollen die Kinder schon von Anfang an in die Stadtgesellschaft integriert werden. Aber klappt das? Die ehrliche Antwort ist: Nicht immer. „Da der Besuch einer Kindertageseinrichtung nicht verpflichtend ist, die Mütter nicht berufstätig sind und meist mehrere Kinder in einem Haushalt leben, ist es insbesondere bei den südost-europäischen Familien sehr schwierig, die Eltern von einem Besuch einer Kita zu überzeugen“, sagt Stadt-Sprecher Michael Kaub.

Zuwanderung schluckt Kitaplätze

Von den 3291 Kindern sind gut die Hälfte – 1640 Kinder – noch unter drei Jahren alt. Die vom Rat der Stadt Hagen festgelegte Versorgungsquote mit Kinderbetreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren liegt bei 38 Prozent. „In Bezug auf die U3-Kinder mit Migrationshintergrund wären 623 Kinder mit Betreuungsplätzen zu versorgen“, sagt Michael Kaub. Also rein formal gesehen. Dass eine höhere Quote wünschenswert wäre, braucht man an dieser Stelle kaum zu betonen. Ein Problem ist aber auch: Die Zuwanderung schluckt die ohnehin schon begrenzten Kita-Plätze (und Schulplätze). Wie die verabschiedete Bildungsdezernentin Margarita Kaufmann zuletzt betonte: „Wir kommen mit dem Bauen neuer Einrichtungen nicht mehr hinterher, die anhaltende Zuwanderung schluckt es auf.“

Bei der Verteilung der Flüchtlings- und Zuwanderer-Kinder gibt es klare Schwerpunkt-Stadtteile.
Bei der Verteilung der Flüchtlings- und Zuwanderer-Kinder gibt es klare Schwerpunkt-Stadtteile. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Aber zurück zu den Zahlen: Im laufenden Kindergartenjahr sind 225 U3-Kinder in einer Kita angemeldet. Davon stammen 163 Kinder aus Familien mit Fluchthintergrund (in erster Linie Kinder aus Syrien). „Aus dem Bereich der EU-Zuwanderung werden 62 U3-Kinder in einer Kita betreut“, so Michael Kaub. Dazu müsse auch berücksichtigt werden, dass eine „institutionelle Betreuung von Kindern unter drei Jahren in vielen Ländern nicht üblich ist.“ Vor dem Hintergrund, dass die Mütter in den meisten Fällen zu Hause sind, werde in den Familien vielfach auch keine Erfordernis gesehen.

+++ Nichts Wichtiges mehr verpassen: Hier Anmeldung für den Newsletter +++

441 Kinder aus Südosteuropa nicht in Hagen in der Kita

Ein Blick auf die Kinder zwischen drei und sechs Jahren (1651): In der genannten Altersklasse besuchen 959 Kinder in der Stadt eine Kita. Der Anteil der Kinder mit Fluchthintergrund liegt bei 62 Prozent (592 Kinder). 367 der betreuten Kinder stammen aus EU-Ländern. „Insgesamt sind 146 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren mit Fluchthintergrund bisher nicht in einer Kita angemeldet worden. Im Bereich der EU- Zuwanderung sind es 510 Kinder, davon stammen 441 Kinder aus Südosteuropa“, so Michael Kaub.

Wie zuletzt berichtet, werden alle Vierjährigen einmal jährlich zu einer Sprachstanderhebung eingeladen. Das Problem: Viele Zuwanderer-Familien folgen diesem Aufruf nicht. Die Stadt hatte zuletzt 194 Kinder ermittelt, die eine „Sprachförderung“ benötigen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: in Wahrheit dürften es noch mehr sein.

„Die Familienbegleiterinnen in den Sozialräumen, vornehmlich in Altenhagen, der Innenstadt, Wehringhausen, Haspe-Zentrum und Eilpe, versuchen permanent durch Ansprache der Familien, unterschiedliche Projekte, die in den Familienzentren vorgehalten werden und zusätzliche Sprachkurse, Überzeugungsarbeit zu leisten und die Familien für die frühkindlichen Bildung in den Kitas und im Vorfeld der Schule zu gewinnen“, so Michael Kaub. Aber auch das klappt eben nicht immer.

+++ Auch lesenswert: Hagen will Tempo 30 zur Regel auf den Straßen machen +++