Hagen. Ab Hagen sollen in den nächsten Jahren wesentlich mehr Züge fahren als bisher. Aber es gibt auch einen entscheidenden Haken.
Die Perspektive klingt vielversprechend: In nahezu allen Himmelsrichtungen ist von Hagen aus eine dichtere Taktung als bisher vorgesehen. Davon profitieren S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpresse. Hinter all dem steht das Ziel, die Zahl der Fahrgäste in NRW bis 2040 zu verdoppeln. Allerdings ist auch Teil der Wahrheit: Die Finanzierung zahlreicher Vorhaben ist nicht ansatzweise gesichert. Und: Wann und wie Bahnhöfe in Hagen attraktiver werden, ist zu großen Teilen ebenfalls völlig offen.
Umwelt- und Verkehrsausschuss der Stadt Hagen: Die Experten des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) haben das Wort. Und sie zeichnen ein Bild, in dem dem Schienenverkehr in Hagen, in der Region und im ganzen Land die Bedeutung zukommen könnte, die es für eine Verkehrswende denn braucht. Nicht kurzfristig, aber in den nächsten 20 Jahren. Ein Bild, so sagen sie, das mit dem Verkehrsministerium NRW abgestimmt sei.
S-Bahn nach Düsseldorf alle 15 Minuten
Beispiele: Die S-Bahn 5 in Richtung Dortmund soll einmal alle halbe Stunde fahren (bisher einmal pro Stunde), die S 8 in Richtung Düsseldorf im 15-Minuten-Takt. Eine neue S-Bahn-Linie 9 ist in Planung – von Recklinghausen quer durchs Ruhrgebiet über Hattingen nach Hagen. Dazu kommen neue und dichtere Verbindungen nach Köln, ein Regionalexpress, der im 15-Minuten-Takt Dortmund erreicht, eine neue Verbindung zwischen Hagen und Neuenrade und weitere Verbesserungen.
„Dafür“, so erklärt Ralf Damann, zuständig für Angebotsplanung beim VRR, „braucht es letztlich auch Investitionen in die Infrastruktur.“ Und zwar in Schienen und Stationen. So sollen beispielsweise die S-Bahn-Linien endlich barrierefrei werden. In Hagen sind die Stationen Westerbauer und Wehringhausen für Menschen im Rollstuhl nicht zu erreichen.
Keine Perspektive für Tunnel
Mit neuer Infrastruktur ist allerdings nicht ein fast fünf Kilometer langer Eisenbahntunnel gemeint (unsere Zeitung berichtet), der das Lenne- und das Volmetal einmal verbinden könnte. Durch solch ein Projekt könnte der Hagener Hauptbahnhof auf der Achse Dortmund-Siegen vernünftig eingebunden werden. Züge müssten nicht mehr in Hagen „Kopf machen“ – vorwärts hinein und quasi rückwärts wieder hinausfahren.
Das Urteil der VRR-Experten zu diesem Wunschprojekt: „Eine solche Verbindung wäre von Vorteil, aber ein echtes Mammutprojekt. Dafür braucht es reichlich Phantasie, und das Tor für eine Verkehrswende müsste sich noch weiter öffnen“, so Damann, „das ist bestimmt nichts, was man in den nächsten 20 Jahren umsetzen kann.“
Vorerst keine Regionalbahn nach Meinerzhagen
Zurückgestellt ist übrigens auch das Projekt Regionalbahn 55 von Hagen nach Meinerzhagen. Die Planung steht, das Geld fehlt. Umsetzung ungewiss.
Pragmatischer denken da ohnehin Politiker vor Ort: „Bei der Sperrung der Rahmedetalbrücke würde es den Hagener Süden entlasten, wenn die Regionalbahn bis Lüdenscheid wieder fahren würde“, so Rainer Voigt (CDU). Defizite bei der Verknüpfung des Nordens von Hagen und des Dortmunder Süden macht Jürgen Sporbeck (Grüne) aus und plädiert für neue Haltepunkte.