Wehringhausen. Trinker und Drogenkonsumenten an der Bohne waren der Politik lange ein Dorn im Auge. Die Stadt will nun ein Ladenlokal anmieten. Die Hintergründe

Es ist ein tristes Bild. Zwei Einkaufswagen und ein Klappstuhl stehen einsam unter dem Dach vor der blechernen Zwischenwand, die mit schwarz-grünen Graffitis beschmiert ist. Blick auf den ebenso leeren Pump-Track an einem wolkenverhangenem Tag. In der Drogen- und Trinkerszene wird dieser triste, graue Unterstand in Hagen-Wehringhausen übrigens nur „Käfig“ genannt. Was einen Hinweis darauf gibt, wie die Menschen sich dort fühlen.

Freizeitareal Bohne, Millionen sind in dieses Projekt geflossen, von dem sich Politik und Stadt einen regelrechten Besuchermagneten erhofft haben. „Ehrlich gesagt: dieser Erfolg blieb bislang aus. Das Interesse an dem Projekt war groß, aber dass der Platz mal richtig voll ist, das kommt eigentlich nicht vor“, sagt Jugendamtsleiter Reinhard Goldbach offen.

In der Politik sorgt genau das immer wieder für Diskussionen. Vor allem darüber, dass die Drogen- und Trinkerszene das Freizeitareal rund um den „Käfig“ belagert – und Besucher womöglich verschreckt werden und deswegen fernbleiben. „Allerdings“, betont Friedrich Schmidt vom sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt, „wird der Unterstand kaum noch von der Szene genutzt. Die Menschen fühlten sich dort wie auf einem Präsentierteller.“ Nach Forderungen nach einem neuen Gesamtkonzept und einer Verlagerung des Käfigs will die Stadt nun ein Ladenlokal in Wehringhausen anmieten.

Trauriger Anblick am Unterstand an der Bohne in Hagen-Wehringhausen: Die Menschen fühlen sich hier wie auf einem Präsentierteller.
Trauriger Anblick am Unterstand an der Bohne in Hagen-Wehringhausen: Die Menschen fühlen sich hier wie auf einem Präsentierteller. © Kleinrensing

Bohne in Wehringhausen: Keine Beschwerden von Anwohnern

Fairerweise muss man zu dem Thema sagen: Beschwerden von Anwohnern oder gar Familien über die Trinker oder Drogenkonsumenten gibt es nicht, weder bei der Stadt, noch den Streetworkern, die vorwiegend auch in Wehringhausen im Einsatz sind. „Uns sind keine Konflikte mit dem Klientel bekannt. Und Massenansammlungen dieser Menschen gibt es dort schon lange nicht mehr“, betont Schmidt, dass die Bohne längst kein fester Anlaufpunkt mehr ist. Vielmehr verlagern sich kleinere Gruppen an verschiedene Orte im Quartier.

Bereits seit 2018 fordert die Politik, die im Rahmen des Planungsprozesses dem aktuellen Standort zugestimmt hat, um den Bodelschwinghplatz und die Unterführung „frei zu halten“ – eine Alternative. Zuletzt wurde die Verwaltung daher damit beauftragt, zwei neue Standorte für den Trinkerstand zu prüfen (westlicher Bereich direkt am Lärmschutzwall und ein Standort an der dem Lärmschutzwall gegenüberliegenden Seite des Weges). „Das war planungsrechtlich allerdings nicht zulässig“, so Reinhard Goldbach. Auch die Idee, den Platz einfach offiziell als Spielfläche auszuweisen, womit dann ein Alkohol- und Rauchverbot dort gelten würden, ließe sich nicht einfach so umsetzen. „Letztlich würde das nur dafür sorgen, dass sich die Probleme verlagern. Diese Menschen brauchen irgendwo einen Anlaufpunkt.“

Ladenlokal in Wehringhausen als temporäre Anlaufstelle

Dieser Anlaufpunkt könnte ein leerstehendes Ladenlokal werden, welches die Stadt nun im Blick hat. Dieses Ladenlokal soll – sofern die Politik und am Ende der Stadtrat – zustimmen, temporär geöffnet werden, „und zwar nur, wenn die Streetworker in Wehringhausen sind.“ Dort soll es Internet geben, Rechner, Handys, „es können vertrauliche Gespräche geführt werden, die nicht auf der Straße stattfinden müssen“, betont Schmidt, welche Vorteile das haben könnte. Gleichwohl würde das die Möglichkeit schaffen, Papierkram zu erledigen oder weitere Hilfestellungen zu bieten.

Der Integrationsausschuss hat die Idee bereits einstimmig befürwortet. Gleichwohl wird es sich nicht um einen ganztätigen Anlaufpunkt handeln. „Wir gehen auch davon aus, dass das von den Menschen gar nicht gewollt ist“, betont Schmidt, dass das Klientel vorwiegend gern unter sich und ohne die „Beaufsichtigung“ der Streetworker ist (obwohl der Kontakt gut ist). „Wir erhoffen uns dadurch eine Verbesserung der Situation für beide Seiten“, gibt Goldbach seine Einschätzung ab. In einem weiteren Schritt könnte man prüfen, ob und inwiefern eine Attraktivierung des Freizeitareals in Frage kommt – „und gleichzeitig sehen, ob die Anlage dann besser genutzt wird. Das wird sich zeigen.“

Toilettenanlage an der Bohne soll bald gebaut werden

Für die seit langem geplante Toilettenanlage am Platz liegt bereits eine Baugenehmigung vor. Das öffentliche WC soll von jedem Bürger genutzt werden können. Allerdings ist die „Öffnungszeit“ an die Arbeitszeiten des Parkbetreuers gebunden.

Dieser soll das WC morgens auf- und nachmittags wieder abschließen, um Vandalismus und Verunreinigungen vorzubeugen. „Aktuell läuft die Ausschreibung. Wir gehen davon aus, dass die Anlage im Laufe des Jahres gebaut werden kann“, so Friedrich Schmidt.