Wehringhausen. . Verwaltung und Politik wollen das Freizeitareal „Bohne“ nicht der Drogen- und Trinker-Szene preisgeben. Jetzt soll ein neues Gesamtkonzept her.

Bei einer Kapitulation der Stadt vor der wachsenden und von den Bürgern zunehmend als Bedrohung wahrgenommenen Drogen- und Trinkerszene rund um das neue Wehringhauser Freizeitareal „Bohne“ soll es nicht bleiben. Nachdem der Fachbereich Jugend und Soziales zunächst deutlich gemacht hatte, das für eine tiefergehende Betreuung dieser Szene schlichtweg das Geld für weiteres Personal fehle, tauchte zur jüngsten Ratssitzung eine nachgeschobene Stellungnahme des Fachressorts auf.

Darin wird das Ziel formuliert, bis zur Ratssitzung Ende September eine Strategie präsentieren zu wollen, wie man durch verschiedene Einzelmaßnahmen vielleicht doch noch glaubt, der Situation Herr zu werden. Das bedeutet jedoch im Klartext, dass sich in diesem Sommer rund um den Pumptrack, die Spielflächen sowie die Grünanlagen offenkundig nichts Entscheidendes mehr tun dürfte.

Mütter fegen Scherben zusammen

Dass es bei dem Nebeneinander von Trinker- und Drogenszene am Rande eines kostspielig entwickelten Stadtteilquartier-Kindertreffs nicht bleiben könne, machten im Rat zuletzt Sprecher sämtlicher Fraktionen deutlich. „Das sind Menschen, die von den Kindern als Monster wahrgenommen werden“, fand vor allem AfD-Fraktionschef Michael Eiche drastische Worte, um den Ist-Zustand zu beschreiben.

Alkoholverbot soll durchgesetzt werden

Bis zum September, so die Entscheidung des Rates, soll die Verwaltung ein Gesamtkonzept erarbeiten, über das die Politik beraten und entscheiden kann.

Darin soll die Verwaltung die Durchsetzung eines Alkoholverbots erarbeiten, aber auch die Planungen für die fest installierten Toilettenanlagen überprüfen, die eigentlich im kommenden Jahr für gut 100 000 Euro errichtet werden sollen.

Außerdem soll hinterfragt werden, ob es andere Möglichkeiten der Substitution für die etwa 150 Methadon-Patienten, die sich rund um den Bodelschwinghplatz bewegen, in Hagen gibt.

Dabei sollen auch die Chancen durch aufsuchende Arbeit durch weitere Streetworker und die Etablierungen eines Szene-Treffs in einem Ladenlokal hinterfragt werden.

Hagen-Aktiv-Ratsherr Michael Gronwald wusste zudem zu berichten, dass dort die Mütter zunächst die Scherben zerschlagener Alkoholflaschen zusammenfegen, um ihren Kindern das gefahrlose Spielen zu ermöglichen. Zustände, die der Rat, der einst selbst das millionenteure Nebeneinander von Freizeitareal und Szene-Treff beschlossen hat, nicht länger tolerieren will. „Wir müssen die Situation noch einmal vertiefend diskutieren“, forderte Ramona Timm-Bergs (SPD) als Vorsitzende des Sozialausschusses und empfahl, auch die Fachmeinung des Jugendhilfeausschusses zu nutzen.

Abgestimmte Maßnahmen

Dort möchte die Fachverwaltung jetzt nach der politischen Sommerpause ein breiteres Maßnahmenpaket präsentieren, um die Situation zu entzerren: „Hierbei soll das Ziel verfolgt werden, soziale, planerische und ordnungsrechtliche Maßnahmen aufeinander abzustimmen“, heißt es in der jüngsten Stellungnahme der Stadt.

Denn durch die von der Fraktion „Hagen Aktiv“ geforderte Einrichtung eines Szene-Treffpunkts in einem nahegelegenen Ladenlokal mit psychosozialer Betreuung ­allein seien die vielschichtigen Probleme der Trinker- und Drogen-Szene nicht lösbar. Vor allem an den dort herumvagabundierenden Säufern, zu denen sich ohnehin nur mühsam ein Zugang finden lasse, gehe ein solches Angebot komplett vorbei.

„Bohne“ als Spielraum ausweisen

Um die Nutzung des Bodelschwingh­platzes und der „Bohne“ für Kinder und Jugendliche dauerhaft zu gewährleisten, wird daher derzeit auch die Möglichkeit der Ausweisung von sogenannten Spielräumen geprüft. „Da diese unter die Spielsatzung fallen, könnte mit entsprechendem Personaleinsatz auch ordnungsrechtlich gehandelt werden“, setzt die Stadt mit diesem Schritt auf bessere Durchgriffsrechte. Dass damit allein lediglich ein Verdrängungs-, aber kein Lösungsprozess eingefädelt wird, ist allen Beteiligten klar.