Wehringhausen. Parkbetreuer Christian Foer­ster dreht jeden Tag seine Runden durch das Viertel. Schon jetzt machen sich Veränderungen bemerkbar.

9 Uhr am Dienstagmorgen. Wehringhausen ist noch verschlafen, kaum Menschen auf den Straßen, eine Frau sitzt einsam auf dem Bodelschwinghplatz und raucht. Ein Basketballer im gelben Trikot wirft auf dem Platz an der Bohne Körbe und hört Musik.

Um diese Uhrzeit ist Christian Foer­ster normalerweise schon seit zwei Stunden mit „Schoppi“ auf den Straßen im Viertel unterwegs. Schoppi nennt er den Wagen, den er vor sich herschiebt. Der Wagen, in dem der ganze Müll landet, der hier im Stadtteil auf den Wegen und Plätzen verteilt liegt.

Foerster ist „Parkbetreuer“. Seit April 2021. Eine 16i-Maßnahme – Teilhabe am Arbeitsmarkt. „Ich war seit 2003 arbeitslos – von einigen Jobcenter-Maßnahmen abgesehen“, sagt der 54-Jährige, der gelernter Bäcker ist und gebürtig aus Hagen stammt. „Dieser Job hier bei der Stadt bietet mir endlich eine Perspektive. Ich bin lebensfroher, motivierter. Alles macht wieder mehr Spaß“, sagt Foerster. Ein Job, der auch dem Quartier zugute kommt.

Zweiter Kollege zur Unterstützung

Er hat feste Wege. Morgens um 7 Uhr startet er an der Villa Post. Foer­ster sammelt den Müll auf, der an den Nachmittagen und Abenden auf Wiesen, Schotterwegen und Parkplatz landet. Dann geht es ein Stück den Fußweg an der Ennepe entlang, parallel zur Bahnhofshinterfahrung, mit Blick auf den Fluss. „Das Schöne ist: Ich bin die ganze Zeit draußen. Sauerstoffversorgung pur“, sagt Foerster und lacht.

Er geht den gleichen Weg wieder zurück zur Bohne. Flyer auf dem Boden. Scherben. Essensreste. Kippenstummel. „Manchmal ist man natürlich frustriert, wenn man am Vortag stundenlang sauber gemacht hat und alles sieht wieder genauso aus“, sagt Foerster, der nach der Bohne den Bodelschwinghplatz und die Unterführung anfährt.

An der „Bohne“ in Hagen ist der Parkbetreuer ebenfalls im Einsatz.
An der „Bohne“ in Hagen ist der Parkbetreuer ebenfalls im Einsatz. © Hans Blossey

Aber es gibt Lichtblicke. Kinder, die angelaufen kommen, wenn Christian Foerster und Schoppi um die Ecke biegen und ihren Müll bei ihm in den Sack werfen statt auf die Straße. Anwohner, die sich freuen, weil das Umfeld sauberer wird. Die Leute kennen Foerster mittlerweile. „Ich wurde hier noch nie respektlos behandelt. Mann kennt sich und grüßt sich, viele bedanken sich für meine Arbeit. Es ist schon schön, positive Rückmeldungen zu bekommen“, sagt Foerster. Bald bekommt er einen weiteren Kollegen, der ihn unterstützt. Genug Arbeit für zwei ist allemal.

Die städtischen Parkbetreuer arbeiten eng zusammen mit dem Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) und den Streetworkern. Der HEB holt täglich die Müllsäcke an der Villa Post ab. „In einer Woche sind bestimmt zehn Säcke voll. Manchmal mehr, manchmal weniger“, sagt Foerster und zuckt mit den Schultern. Wenn er größere Müllmengen entdeckt oder illegal abgeladenen Unrat, dann meldet er das dem HEB über den Mängelmelder: „Das kann ich mit Schoppi nicht abtransportieren.“

Nachhaltig etwas verändern

David Pauli, Streetworker in Hagen, freut sich über den Einsatz im Stadtteil, in dem er selbst unterwegs ist: „Wir erhoffen uns viel von dem Konzept. Wir denken, dass sich hier dadurch nachhaltig etwas verändern kann. Dass die Leute sensibilisiert werden.“

Und: Es gibt Menschen wie Christian Foerster die Chance, auf dem Arbeitsmarkt endlich wieder Fuß zu fassen.