Hohenlimburg. Nach Ostern soll das Gebäude am Langenkamp zugunsten von modernen Wohnhäusern weichen. Eigentümer der Fläche kommen aus Unternehmerfamilie Knauf

Der Abriss des ehemaligen Hoesch-Verwaltungsgebäudes rückt näher: Nach Ostern sollen mehrere Bagger – 40 bis 70 Tonnen schwer – anrücken und mit ihren Greifarmen die Betonwände des massiven Baus einreißen. Rund drei Wochen wird es brauchen, bis der Beton-Koloss dann mit seiner rund 50 mal 50 Meter großen Grundfläche zur Brache geworden ist.

Viel Material wird recycelt

„Mit dem Entkernen des Gebäudes sind wir auf der Ziellinie“, hat Achim Lauff die nächsten Schritte im Blick. Er ist Projektleiter der Westfälischen Bau- & Abbruchservice GmbH aus Kamen, die den Abriss federführend übernimmt. Rund 14 bis 18 Arbeiter des Unternehmens sind seit Wochen in dem Bau aktiv. Mehr als 2000 Kubikmeter an Müll und Reststoffen habe man schon abgefahren, beziffert Lauff. „Bis auf wenige Ausnahmen wird der Großteil der Materialien recycelt.“

Aus Holz werden Spanplatten

Rund 200 Tonnen fielen allein an Holz an, einst Grundmaterial vieler Schränke in dem Bürobau und als Vertäfelung für die Wände genutzt. Es soll in die Spanplatten-Industrie gehen und dort ein zweiter Leben bekommen. Die Teppiche, auch mehrere hundert Tonnen, werden rausgerissen, gesammelt und nach Herten abgefahren, wo sie im Abfallkraftwerk verbrannt werden.

Entkernt: Eine Etage des früheren Hoesch-Verwaltungshauses im Langenkamp. Früher saßen hier zahlreiche Mitarbeiter der Firma Hoesch in Großraumbüros. Zuletzt hatte die Stadt Hagen das Bürogebäude rund zehn Jahre mit der Bücherei Hohenlimburg, dem Hagener Betrieb für Informationstechnologie (Habit) sowie der Volkshochschule genutzt.
Entkernt: Eine Etage des früheren Hoesch-Verwaltungshauses im Langenkamp. Früher saßen hier zahlreiche Mitarbeiter der Firma Hoesch in Großraumbüros. Zuletzt hatte die Stadt Hagen das Bürogebäude rund zehn Jahre mit der Bücherei Hohenlimburg, dem Hagener Betrieb für Informationstechnologie (Habit) sowie der Volkshochschule genutzt. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Schadstoffe auf Deponie

Insgesamt fallen beim Rückbau auch etwa 40 bis 50 Tonnen an Schadstoffen an. Dazu gehören die Dachpappe und die Wolle in den Deckenhohlräumen, die den Bau gedämmt haben. Die Schadstoffe werden gesammelt, abtransportiert und in einer Deponie in Dortmund endgelagert. Asbest sei in dem Gebäude kaum Thema. Insgesamt werde das frühere Hoesch-Verwaltungsgebäude rund 15.000 Tonnen Bauschutt produzieren, der Großteil davon Beton. Dieser soll, soweit möglich, vor Ort gebrochen und für den geplanten Neubau der beiden Wohnhäuser genutzt werden, die an der Stelle des früheren Hoesch-Gebäudes im kommenden Jahr in die Höhe wachsen sollen.

Das frühere Hoesch-Verwaltungsgebäude in Hohenlimburg am Langenkamp wird abgerissen. Von links: Die Projektentwickler Achim Lauff (Westfälischer Bauservice WBA), Jörg Schrameyer (Dorcon Projekt GmbH) und Markus Meier (Architekturbüro Meier + Partner) bei einem Besuch auf der Baustelle.
Das frühere Hoesch-Verwaltungsgebäude in Hohenlimburg am Langenkamp wird abgerissen. Von links: Die Projektentwickler Achim Lauff (Westfälischer Bauservice WBA), Jörg Schrameyer (Dorcon Projekt GmbH) und Markus Meier (Architekturbüro Meier + Partner) bei einem Besuch auf der Baustelle. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Flächen gehören Knauf-Familie

Konkret sollen auf dem Areal zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils 32 Wohnungen und einer Tiefgarage mit 50 Stellplätzen realisiert werden. Zusätzlich werden ebenerdig weitere Parkplätze entstehen. Über dem Neubau steht als Eigentümer die KI Immobilien Hohenlimburg GmbH in Dortmund. Dahinter steckt ein Gesellschafterkonstrukt, das letztlich zur milliardenschweren Unternehmerfamilie Knauf führt. Dieser wiederum gehört der Baustoffkonzern Knauf, nach eigenen Angaben einer der größten Dämmstoffhersteller der Welt.

Innovativer Wohnbau

Die KI Hohenlimburg wird zwar als Eigentümer der zwei geplanten Neubauten ausgewiesen, doch umgesetzt, vermietet und verwaltet werden diese von der Dorcon Project GmbH. Ein junges Unternehmen aus Dortmund, das innovative Techniken im Wohnbau ausprobiert und aktuell rund vier Bauvorhaben mit etwa 150 Wohnungen plant, wie Geschäftsführer Jörg Schrameyer berichtet.

Wärmepumpe mit Lennewasser

Bei den Neubauten am Langenkamp hat man mit Blick auf Energieeffizienz viel vor: So soll aus dem Flussbett der Lenne, das auch unter dem Langenkamp verläuft, Wasser über Wärmepumpen zum Heizen der Gebäude umgewandelt werden. Danach wird das Wasser in das Flussbett zurückgeführt. Nach dem Abriss des Hoesch-Gebäudes sind hierzu Probe-Bohrungen auf der Fläche vorgesehen. Man wolle für die Wärmepumpen künftig nur 0,01 Prozent des vorhandenen Wasservolumens im Erdreich nutzen, sagt Markus Meier vom zuständigen Architekturbüro Meier+Partner. „Ökologisch hat dies keine Auswirkungen.“

Zwei viergeschossige Wohngebäude sollen bis Ende 2023 im Hohenlimburger Zentrum entstehen. Aktuell befindet sich auf dem Areal noch das alte Verwaltungsgebäude von Hoesch. Dieses soll nach Ostern 2022 abgerissen werden.
Zwei viergeschossige Wohngebäude sollen bis Ende 2023 im Hohenlimburger Zentrum entstehen. Aktuell befindet sich auf dem Areal noch das alte Verwaltungsgebäude von Hoesch. Dieses soll nach Ostern 2022 abgerissen werden. © Meier+Partner Architekten Hagen

Dächer mit Photovoltaik

Darüber hinaus sollen die Dächer der Wohnhäuser mit Photovoltaik bestückt werden. Im Keller sind Räume geplant, die Platz für mögliche Batterieanlagen oder ähnliches vorhalten, in denen Speicheranlagen für Strom nachgerüstet werden können. „Wir hoffen, dass in ein paar Jahren die passenden Speichermedien zur Verfügung stehen, damit wir die Sonnenenergie speichern können“, so Jörg Schrameyer, Dorcon Project GmbH. Man wolle so langfristig unabhängiger von den schwankenden – und derzeit stark steigenden – Preisen auf dem Energiemarkt werden, „In der Hoffnung, uns verhältnismäßig autark aufzustellen und unseren Mietern einen möglichst gleichbleibenden Preis anzubieten.“

Die Höhe der Miete sei noch unklar. Im Frühjahr soll der Rohbau beginnen, die Bauarbeiten werden rund 15 Monate dauern. Die Vermietung der neuen Wohnungen soll zum Jahresende 2022 anlaufen.

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Neue Kita und Seniorenzentrum

Der Bauschutt des Hoesch-Gebäudes soll in Teilen auch für die weiteren Neubauten am Langenkamp genutzt werden. Neben den beiden Wohnhäusern sind auf den Parkflächen hinter dem ehemaligen Hoesch-Gebäude noch eine neue Kita sowie ein Seniorenzentrum geplant. Derweil bleibt die mehr als 120 Jahre alte Walzhalle des Limburger Fabrik- und Hütten-Vereins (später Hoesch, heute Thyssenkrupp) von den Plänen unberührt. Die Halle wird von Thyssenkrupp Hohenlimburg als Gästehaus und für das Hoesch-Werksmuseum genutzt. Auf Anfrage teilt Thyssenkrupp Hohenlimburg mit, man plane an dem Gebäude derzeit keine Veränderungen.