Hagen. Kriegsflüchtlinge, die nicht über eine Zuweisung nach Hagen kommen, können nicht mehr aufgenommen werden. Die Unterkünfte sind voll.

Die Stadt kann keine neuen Flüchtlinge aus der Ukraine mehr aufnehmen, die „freiwillig oder privat und nicht über eine Zuweisung nach Hagen kommen“, sagt Natalia Keller, Leiterin des Fachbereichs Integration der Stadt. Täglich strömen weitere Menschen aus den Kriegsgebieten nach Hagen, viele ungesteuert. Die städtischen Aufnahmekapazitäten sind bereits jetzt völlig erschöpft: „Die Karl-Adam-Halle ist komplett belegt. In der Stadthalle gibt es beispielsweise nur noch zehn Plätze“, erklärt Natalia Keller die aktuellen Herausforderungen. Stand Mittwoch befinden sich 1251 registrierte Ukraine-Flüchtlinge in der Volmestadt, davon sind lediglich 381 über die Stadt untergebracht.

Wie berichtet hat die Stadt schon zusätzliche Sporthallen und Flächen in Hagen im Blick, um eine Versorgung der Menschen kurzfristig sicherstellen zu können. „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zwei bis drei Monaten noch einmal 404 Menschen, die sich aktuell schon in Hagen befinden, aber privat untergebracht sind, auf eine Unterkunft angewiesen sein werden“, betont Bildungsdezernentin Margarita Kaufmann vor. „Denn wir erleben gerade auch, dass einige ihre Gäste nun auf einmal zu einer der städtischen Unterkünfte bringen, um sie dort unterbringen zu lassen.“

Die Stadt sei aktuell dabei, Wohnungen einzurichten und neuen Wohnraum anzumieten, so Kaufmann. Parallel werden Gastfamilien gesucht, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen.

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Neuankömmlinge werden aus Hagen nach Bochum gebracht

Kämen jetzt weitere Kriegsflüchtlinge „freiwillig“ – dieses Wort steht hier bewusst in Anführungszeichen – nach Hagen, so sehe die Stadt sich gezwungen, diese Menschen abzuweisen. „Wir werden sie hier bei der Neuanmeldung registrieren und sie dann am Ende des Tages zu einer Erstaufnahme-Einrichtung in Bochum bringen“, so Natalia Keller. Der Flüchtlingszustrom unterscheide sich in sofern ganz entschieden von 2015, als dass die Stadt überhaupt keine Planungssicherheit habe. „Die Menschen kommen komplett ungesteuert und ohne Vorankündigung in die Stadt. Es wurde auch viel über private Initiativen organisiert.“

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Während sich die Stadt nun zunächst vorwiegend um eine Erstversorgung und Unterbringung der Menschen kümmert, zeichnet sich bereits eine nächste Herausforderung für die Verwaltung ab. Mit Blick auf das ohnehin schon eng geschnürte Platzkonzept und fehlende Kapazitäten an Schulen und Kitas will man auch die Bildungssituation für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine genau in den Blick nehmen. „40 Prozent der registrieren Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18“, so Keller.

Insgesamt zählt die Stadt bereits jetzt 112 Kinder im Kindergartenalter sowie 300 Kinder im Grundschulalter. „Das wird eine Herausforderung“, betont Natalia Keller, das hier eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten gefragt sein wird.

Hagen: Infoabend für interessierte Gastfamilien

63 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind aktuell in Hagen – davon bislang elf aus der Ukraine, betont Susanne Lossau (Jugendamt), dass man in den nächsten Wochen und Monaten noch mit weiteren Fällen rechnet. Im Rahmen des Gastfamilienkonzeptes, das bereits 2016 und 2017 erfolgreich eingesetzt wurde, sucht die Stadt gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) nach Familien oder Hagenern, die Zufluchtssuchende bei sich auf unbestimmte Zeit aufnehmen.

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„Wir suchen Menschen mit offenen Herzen, die bereit sind, Zeit zu investieren, zuzuhören, den Jugendlichen Raum zu geben, über ihre Erlebnisse zu sprechen, die Zeit haben, sie während ihres Aufenthaltes hier zu begleiten und zu unterstützen“, sagt Marita Willeke-Wirth vom SkF. Mit dem Konzept habe man, so Geschäftsführer Michael Gebauer, gute Erfahrungen gemacht. „Wir können an Erfahrungen anknüpfen. Seit 2012 engagieren wir uns schon in diesem Bereich.“ Bei einer Infoveranstaltung (siehe Box), können interessierte Hagener mehr erfahren.

Susanne Lossau betont: „Erste Familien haben sich schon gemeldet. Es gibt eine riesige Hilfsbereitschaft in der Stadt. Das ist schön.“