Vorhalle. Der OB will sie zwar noch eröffnen, doch die Menschen nutzen die Brücke über die Volmemündung längst. Von einem Rad-Routenkonzept fehlt jede Spur.
Die Menschen warten nicht darauf, dass ein Oberbürgermeister symbolisch Schleifen durchschneidet. Die Menschen machen einfach. Und es scheint sie auch niemand zu bremsen. Nachdem die mit so vielen Vorschuss-Lobpreisungen versehene Brücke über der Volmemündung zwischen der Herdecker Straße und dem Ruhrufer mit nun dreijähriger Verspätung fertig ist, nutzen die Menschen sie schon, obwohl sie gar nicht offiziell freigegeben ist. Doch schon vor dem offiziellen Akt dürfen sich Radfahrer und Fußgänger fragen: Wo landet man hier eigentlich?
Die Brücke ist längst in Benutzung
„Wir sind schon länger fertig“, sagt Gabriele Zmarowski, Sprecherin des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH). Auf die Frage, ob die Brücke denn nun auch offen sei, gibt es nur den Hinweis: „Der Oberbürgermeister eröffnet sie am 1. April.“ Das interessiert die meisten Fußgänger und Radfahrer wenig. Denn die Brücke ist längst in Benutzung und das hat sich auch schon herumgesprochen. Es bestehe auch keine Gefahr, wenn man sie nutzt, erklärt der WBH.
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Ohne Ortskenntnis ins Nichts
Eine Gefahr besteht aber wohl, was die Orientierung und die touristische Strahlkraft dieses Bauwerks anbelangt, das einen herrlichen Ausblick auf die Volmemündung in die Ruhr und auf Herdecke bietet. Denn wer vom Hengsteysee kommend über die Brücke Richtung Herdecker Straße fährt, landet ohne Ortskenntnis im Nichts.
Links herum würde es Richtung Vorhaller Kreisel und die Innenstadt gehen. Eine Strecke, die für ungeübte Radfahrer zu den gefährlichsten in Hagen gehört. Das haben nicht nur Tests der Redaktion, sondern auch immer wieder kehrende Hinweise der Ortsgruppe Hagen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) bewiesen. Die Strecke ist symptomatisch dafür, warum Hagen laut ADFC-Rad-Klimastudie die fahrradunfreundlichste Stadt Deutschlands ist.
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Die viel gepriesene „Ruhrtal-Acht“
Fährt man auf der frisch hergestellten Rampe an der Brücke nach rechts, geht es Richtung Herdecke. Da wollten Hagens Verkehrsplaner und Touristiker die Menschen aber ursprünglich nicht hinlotsen, sondern über die Kaisbergauen hin zum Haus Baukey, über Werdringen und zum Harkortsee. So würde zwischen Hengstey- und Harkortsee die oft gepriesene „Ruhrtal Acht“, eine große Schleife, möglich. Eine Beschilderung fehlt nach sechs Jahren der Planung und dreijähriger baulicher Verzögerung bis heute. Der Radtourist erfährt an der Brücke dazu nichts und fährt vermutlich nach Herdecke.
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Hagen-Agentur: Schilder dringend nötig
Kirsten Fischer, bei der Hagen-Agentur zuständig für Touristik und Marketing kann dazu sagen: „Eine Beschilderung wäre dringend notwendig.“ Sie verweist darauf, für derartige Beschilderungen nicht zuständig zu sein.
Aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Stadtredaktion, wie es um die bisherige Umsetzung des 2018 verabschiedeten Radverkehrskonzeptes der Stadt Hagen bestellt ist, geht hervor, dass es für die Radwegverbindung Baukey einen „Vorplanungsauftrag gibt“. Für eine Trasse zwischen Kläranlage und Brockhauser Straße in Vorhalle. Wörtlich heißt es: „Aufgrund geänderter Bedingungen wird der Auftrag aktuell noch mal erweitert.“ Auch ein Volmeradweg zwischen Sedanstraße in Eckesey und Volmemündung ist in Planung. „Ein Planungsauftrag wurde Anfang Mai 2021 vergeben“, berichtet die Verwaltung. Und weiter: „Erste Ergebnisse werden im Mai 2022 erwartet. Die Entwurfsplanungen sollen im Herbst 2022 vorliegen und werden dann in den politischen Gremien vorgestellt.“ Umsetzungszeitraum: in beiden Fällen ungewiss.
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Die Stadt hat für die Brücke nichts bezahlt
Die Brücke hat rund 2,4 Millionen Euro gekostet. Die Stadt Hagen hat dafür kein Geld ausgeben müssen. Ihren 20-prozentigen Eigenanteil hat der Regionalverband Ruhr (RVR) übernommen. Der Rest der Summe kommt aus Fördermitteln des Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramms des Landes NRW und Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
Die ersten Planungen für die Brücke stellte der damalige Baudezernent Thomas Grothe bereits im Jahr 2016 vor. Die Brücke ist 132 Meter lang und nur für Fußgänger und Radler gedacht