Hagen. Eigentlich sollten Radfahrer ab Mai die Brücke über die Volmemündung nutzen können. Doch der Bau wird erst im Herbst fertig – nach der Saison.
Wieder einmal zu früh gefreut: Die beim Spatenstich vor zehn Monaten noch für Mai dieses Jahres in Aussicht gestellte Fertigstellung der Radfahrer- und Fußgängerbrücke über die Volmemündung hinweg wird nicht gelingen. Stattdessen wird das touristische Schlüsselstück des Freizeitreviers rund um den Harkort- und Hengsteysee, das die Attraktionen entlang des Hagener Ufers mehr in den Fokus der Menschen rücken soll, erst zum Herbst fertig – dann neigt sich die Radfahrsaison längst wieder dem Ende zu.
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Der Grund ist ebenso nachvollziehbar wie unabänderlich: Bei den Ausschachtungsarbeiten für die vier Brückenpfeiler sind bereits im Sommer vergangenen Jahres bis dato nicht dokumentierte Leitungen aufgetaucht, die den gesamten Bauablauf und somit den ursprünglichen Zeitplan wieder einmal pulverisiert haben. Nicht die erste Verzögerung bei dem bislang unter keinem günstigen Stern stehenden Tourismusprojekt, das vorzugsweise vom Land NRW sowie vom Regionalverband Ruhr (RVR) finanziert wird.
Von Flughafenbaustelle überholt
Als der einstige Hagener Baudezernent Thomas Grothe im Herbst 2016 erstmals im Stadtentwicklungsausschuss die Idee präsentierte, dass eine 132 Meter lange und drei Meter breite Stahlbrücke über die Volmemündung errichtet werde, konnte sich seinerzeit niemand vorstellen, dass sowohl der Berliner Flughafen als auch die spektakuläre Verschiebung der Lennetal-Autobahnbrücke früher realisiert werden könnten als diese eher schlichte Rohrfachwerk-Konstruktion aus einem Fertigbausatzkasten. Doch nicht bloß die größten Optimisten, die bereits auf eine Montage der metallenen Streben in der Saison 2017 hofften, wurden schnell von den Realitäten eingeholt.
Im Februar 2018 gab es mit Rodungsarbeiten an beiden Uferböschungen zumindest die ersten Indizien für bauliche Aktivitäten. Doch der Bewilligungsbescheid über 2,4 Millionen Euro, der die Bau- und Planungskosten abdecken sollte, ließ noch einige Zeit auf sich warten. Und als dann der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), der die Errichtung der Brücke übernehmen sollte, letztlich im Jahr 2019 den Auftrag erhielt, rechnete dieser angesichts der zwischenzeitlich rasanten Kostensteigerungen der vergangenen Jahre lieber noch einmal mit spitzem Bleistift nach und kam zu dem Ergebnis: Das Budget muss um 300.000 Euro (+12,5 Prozent) aufgestockt werden. Eine finanzielle Realität, der der Zuschussgeber letztlich zähneknirschend zustimmte.
Es fehlt noch ein Brückenpfeiler
Doch bis es zum tatsächlichen Baubeginn kam, wurde bereits das 2020er-Kalenderblatt des Junis aufgeblättert. Das Volme-Hochwasser des Frühjahres und der aufziehende Kommunalwahlkampf hatten letztlich dafür gesorgt, dass der Oberbürgermeister und sein Gefolge erst im Sommer symbolisch zum Spaten griffen. Was prompt in die nächste ungebetene Überraschung mündete: „Mit Beginn der Ausschachtungsarbeiten für die vier Stützpfeiler wurden im Juli im Baugrund nicht dokumentierte Leitungen angetroffen“, erklärt Arne Schwarz, Leiter des WBH-Fachbereichs Bau, die unplanmäßige Unterbrechung der Bauausführung direkt nach dem Auftakt. „Durch aufwendige Recherchen musste zunächst geklärt werden, ob diese noch in Betrieb sind. Das hatte wiederum Auswirkungen auf die zwingend durchzuführenden Kampfmittelvorsorgeuntersuchungen. So mussten zusätzlich Sondierungsbohrungen ausgeführt und ausgewertet werden.“
Fakt ist jedenfalls, dass zurzeit noch ein Brückenpfeiler sowie ein Widerlager – auf dieser Stahlbetonkonstruktion liegt die eigentliche Brücke auf – noch fehlen. Bis die 132 Meter lange Querung montiert werden kann, gehen also noch einige Wochen ins Land. Im Anschluss müssen noch die Rampen hergestellt und die späteren Wege befestigt werden. „Durch die Verzögerungen verschiebt sich die Fertigstellung der Maßnahme voraussichtlich auf Ende September 2021“, schätzt Schwarz. Bis dahin kann es durchaus passieren, dass die ersten Herbststürme den Radlern den Regen waagerecht ins Gesicht peitschen.