Hagen. Hamsterkäufe haben Supermärkte in Hagen erreicht. Dabei gibt es kaum Lieferengpässe. Auch Bäckereien spüren die Folgen des Ukraine-Kriegs.

Es klingt bitter. Aber es ist wieder so weit: Hagen hamstert, der Ukraine-Krieg hinterlässt Spuren. Mehl, Sonnenblumenöl, Nudeln und teilweise Zucker sind in vielen Supermärkten Mangelware. Zum Teil werden bestimmte Produkte nur noch eingeschränkt verkauft.

„Hamsterkäufe?“, fragt Sven Eklöh, Betreiber des Rewe-Marktes an der Lindenbergstraße in Hohenlimburg, „da sind wir mittendrin.“ Und weiter sagt er mit Blick auf die Corona-Krise, als plötzlich im ersten Lockdown kein Klopapier mehr zu bekommen war: „Als hätten die Menschen nichts dazu gelernt.“

Großfamilien teilen Einkäufe auf

Ganze Großfamilien kämen ins Geschäft und packten Einkaufswagen voll. „Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln“, so Eklöh, der durchaus versucht, mit guten Worten auf die Hamster-Käufer einzuwirken: „Keine Chance. Ich habe darauf hingewiesen, dass es sinnvoll ist, lediglich seinen normalen wöchentlichen Bedarf einzukaufen. Dann würde genug für alle übrig bleiben. Aber mit guten Argumenten dringt man nicht durch.“

Von einigen Produkten werden nur zwei pro Haushalt abgegeben. trotzdem sind sie bei Edeka Clever am Remberg in Hagen ausverkauft.
Von einigen Produkten werden nur zwei pro Haushalt abgegeben. trotzdem sind sie bei Edeka Clever am Remberg in Hagen ausverkauft. © WP | Michael Kleinrensing

Ähnlich sind die Erfahrungen bei Edeka Clever an der Eppenhauser Straße: „Plötzlich waren sogar die Dosensuppen aus den Regalen verschwunden“, erklärt Filialleiterin Anja Grimm. „Wir haben den Verkauf rationiert. Mehl, Öl, Küchenrolle, Klopapier – da geben wir für jeden Kunden nur noch zwei Pakete heraus. Die meisten akzeptieren das, ohne zu murren. Allerdings gibt es nun Familien, die ihre Einkäufe unter den Mitgliedern aufteilen.“ Auch hier die klare Empfehlung: Einkaufsgewohnheiten nicht umstellen, lediglich den Wochenverbrauch ins Auge nehmen.

Explosion der Spritpreise

Bei den Lieferungen in die Märkte fallen die Mengen nur teilweise geringer aus. Trotzdem müsste es – so weit die Theorie – für alle reichen. „Die Probleme haben auch mit den Explosionen der Spritpreise zu tun“, so Eklöh, „das wirkt sich auf Transporte aus. In der Ukraine wird zwar Weizen angebaut. Aus einem großen Teil wird aber gar kein Mehl produziert. Es wird zu Futtermittel.“

Auch für Nudeln gilt bei Edeka Clever in Hagen: nur zwei Pakete pro Haushalt.
Auch für Nudeln gilt bei Edeka Clever in Hagen: nur zwei Pakete pro Haushalt. © WP | Michael Kleinrensing

Auch bei Discountern sind die Hamsterkäufe zu spüren: „Der Abverkauf einiger Warengruppen, unter anderem bei Speiseölen, schwankt derzeit sehr stark von Tag zu Tag. Wir gehen davon aus, dass sich einige Kundinnen und Kunden mit diesen Artikeln bevorraten“, sagte eine Sprecherin von Aldi Nord. „Dadurch kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind.“ Der Discounter sei aber bemüht, rasch für Nachschub zu sorgen.

Sorge auch in Bäckereien

Die Lieferprobleme schlagen durch bis in die Backstuben. Allerdings weniger, was das Mehl betrifft. „Wir haben längerfristige Vereinbarungen mit den Mühlen. Wir bekommen die Mengen, die wir benötigen“, sagt Christian Pfeiffer, Betriebsleiter der Bäckerei Borggräfe. „Wir hoffen allerdings, dass die Hamsterkäufe bald enden und das Preisniveau stabil bleibt.“ In nächster Zeit müsse man über die Verlängerung der Kontrakte verhandeln. Darüber hinaus macht sich der Bäcker Sorgen um Sonnenblumenkerne und Öl. „Diese Produkte beziehen wir direkt aus der Ukraine.“

Dass es künftig aufgrund von möglichem Mehlmangel Probleme beim Brot gibt, glaubt auch Stefanie Kamp (Stadtbäckerei Kamp) nicht. Auch bei Kamp habe man langfristige Kontrakte abgeschlossen. „Das“, so sagt Stefanie Kamp, „ist allerdings bei vielen anderen Stoffen und Waren, die wir für unsere Produkte brauchen, anders.“ So zahle man beispielsweise mehr für Butter und Wurst, die man auf belegten Brötchen verkaufe, ohne dass man die Kosten bislang weitergegeben habe. „Unsere Kunden wiederum werden schon an Tankstellen und für Energie zur Kasse gebeten. Das ist ein Thema, dass uns sehr bewegt. Letztlich sind wir an einem Punkt, an dem wir alle lernen müssen, Produkte mehr wertzuschätzen. Wir müssen uns fragen, ob wir künftig noch erwarten können, dass auch am Abend noch sechs Brotsorten zur Auswahl im Regal liegen.“

Keine Hamsterkäufe im Bioladen

Immerhin: Im Wehringhauser Bioladen an der Lange Straße ist von Hamsterkäufen noch nichts zu spüren. „Lediglich das Sonnenblumenöl ist knapp“, sagt Betreiberin Susanne Timmerbeil, räumt allerdings ein: „Im Lockdown hat uns die Welle auch erst zeitversetzt erreicht.“