Hagen. Die steigenden Kosten für Treibstoff belasten die Straßenbahn AG in Hagen schwer. Mehrkosten in Millionenhöhe drohen dem Unternehmen.
Zurecht haben sie sich der modernen Abgassysteme gerühmt. Und doch muss die Hagener Straßenbahn AG nun ein Millionenloch stopfen. Die drastisch gestiegenen Kraftstoffpreise stellen für die Stadttochter eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar.
Rund 8,2 Millionen Kilometer rollen die Busse des Unternehmens seit der Fahrplanerweiterung durch die Stadt. Addiert man die der Subunternehmer, die im Auftrage der Straßenbahn AG unterwegs sind, hinzu, so summiert sich die Fahrleistung auf 9,9 Millionen Kilometer.
Preise in zwei Jahren mehr als verdoppelt
Aber nicht nur die Fahrleistung hat zugenommen. Nahezu parallel haben sich die Spritpreise in den letzten beiden Jahren mehr als verdoppelt. Besonders dramatisch ist der Anstieg seit dem russischen Überfall auf die Ukraine.
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Im Jahr 2020 hätten die Kosten noch in Höhe von 0,83 Euro pro Liter gelegen, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. 2021 seien 1,03 Euro pro Liter fällig gewesen. „Stand heute zahlen wir 1,96 € pro Liter Diesel im Einkauf für die Hagener Straßenbahn“, sagt Alicia Pieper, Sprecherin des Verkehrsunternehmens.
8,3 Millionen Euro Kosten drohen
Dramatische Dimensionen, die Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther noch einmal in der Addition der jährlichen Gesamtkosten verdeutlicht: „Im Jahr 2019, vor der Pandemie, beliefen sich die Treibstoffkosten auf insgesamt rund 3,9 Millionen Euro“, sagt Köther. Und weiter: „Unterstellt man, dass der Dieselpreis für den Rest des Jahres auf dem aktuellen Niveau verharrt, würden die Treibstoffkosten auf circa 8,3 Millionen Euro in 2022 ansteigen.“
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Diese extreme Zunahme gegenüber 2019 sei mit 3,8 Millionen Euro ganz überwiegend preisbedingt und nur mit 0,6 Millionen Euro auf die zwischenzeitlich angestiegene Fahrleistung zurückzuführen, so der Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, zu der die Hagener Straßenbahn zählt, weiter. Allein die Flotte der Hagener Straßenbahn schluckt fast 4 Millionen Liter Diesel im Jahr.
Auch Zusätze sind teurer geworden
Neben den steigenden Kraftstoffpreisen sind auch die Kosten für Additive signifikant in die Höhe geschossen. Die Kosten für das sogenannte „AdBlue“, ein Harnstoffgemisch zur Verringerung des Schadstoffausstoßes, haben sich für die Hagener Straßenbahn nahezu vervierfacht.
Ob diese drastische Steigerung, unter der alle Verkehrsunternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (und natürlich auch darüber hinaus) leiden, Auswirkungen auf die Ticketpreise hat, ist offen. „Zum aktuellen Zeitpunkt haben die erhöhten Treibstoffpreise keine Folgen für die VRR-gebundenen Tarife“, teilt die Hagener Straßenbahn dazu mit.
VRR muss über Preissteigerungen befinden
Letztlich Bedarf es für eine Preisänderung einer politischen Entscheidung durch die zuständigen VRR-Gremien. Konkretes allerdings vermeldet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr noch nicht: „Das oberste Entscheidungsgremium im VRR ist der Verwaltungsrat. Dort sitzen Politikerinnen und Politiker aus den Verbandsversammlungen der Zweckverbände, also aus den Kommunen, und vier Leiter von im VRR tätigen Verkehrsunternehmen.“ Tarife würden für gewöhnlich für die Laufzeit eines Jahres beschlossen. Der aktuelle Tarif gelte vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022. „Tarifmaßnahmen werden im aktuellen Sitzungsblock nicht behandelt“, erklärt VRR-Sprecher Dino Niemann.
Vorsitzender des Verwaltungsrats ist übrigens der Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Weil die Stadt letztlich für die Verluste des Unternehmens aufkommen muss, wird sein Kämmerer Christoph Gerbersmann die Folgen der Dieselkosten-Explosion über den Haushalt abfedern müssen. Eine Anfrage an den Kämmerer blieb unbeantwortet.