Hagen. Im Süden von Hagen ist das Verkehrschaos perfekt. Im Fokus stehen nach Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A 45 Dahl, Priorei und Rummenohl.

Es donnert im Volmetal. Eigentlich schon immer. Seit Tagen, seit Wochen, seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid, aber noch mehr, weil Auto-, aber vor allem Lkw-Fahrer nach Ausweichrouten als Alternative zur Autobahn 45 durch Hagen suchen. Die Bundesstraße 54 ist die naheliegendste.

Was an einem Punkt, an dem die Verkehrsverhältnisse ohnehin bereits chaotisch sind, die Situation noch einmal verschärft. In Rummenohl, ganz im Süden der Stadt, wo Abbieger in Richtung Heedfeld an einer Ampel-Kreuzung einen Bahnübergang queren müssen. Weil sowohl Rechtsabbieger aus Richtung Schalksmühle, aber vor allem Linksabbieger aus Richtung Hagen keine eigene Spur haben, staut sich der Verkehr auf hunderten Meter Länge.

Probleme am Bahnübergang

Erst recht, wenn einmal in der Stunde die Schranken für fünf bis sechs Minuten heruntergelassen werden. „Sobald da nur einer von der B54 aus über den Bahnübergang abbiegen möchte, steht alles“, beschreibt Grünen-Ratsherr Rüdiger Ludwig einen Zustand, den es bereits vor der A-45-Sperrung gab, der sich durch den zunehmenden Verkehr nun noch einmal drastisch verschärft hat.

Seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A 45 hat der Schwerlastverkehr im Volmetal noch einmal massiv zugenommen. Das bestätigen Zählungen der Stadt Hagen.
Seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A 45 hat der Schwerlastverkehr im Volmetal noch einmal massiv zugenommen. Das bestätigen Zählungen der Stadt Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Aus dem Stau heraus rollen sie dann los, die Lastwagen. Und wenn es sich einmal nicht staut, dann donnern sie hintereinander wie an einer Perlenschnur gezogen durch das Tal. In einer Anzahl, dass es Rüdiger Ludwig, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt, Klima und Mobilität, die Zornesröte ins Gesicht treibt. „Auf dem Weg zur Sitzung sind mir 39 Lastwagen entgegengekommen“, sagt der Grünen-Politiker, der in Rummenohl wohnt und bis Delstern durchs Volmetal gerollt ist. „Was sich hier abspielt, ist nicht zumutbar.“

Gefährliche Kurve mitten in Dahl

Ähnliche Erfahrung hat auch Martin Schroll gemacht, der für die Grünen in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl sitzt, die für den gesamten Hagener Süden verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit der Wählergemeinschaft Hagen Aktiv haben die Grünen das Thema noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt. Schwerpunkte: eine bessere Ampelschaltung in Rummenohl, mehr Sicherheit für Fußgänger und vor allem Schüler, Tempolimit und Rummenohl und Dahl, Haltverbote in den Kurven in Dahl, alternative Routen für Radfahrer, weitere Fahrspuren in Rummenohl.

Besonders, was den letzten Punkt angeht, erhoffen sich die beiden Politiker mehr Kreativität. „In Rummenohl ist der Gehweg gegenüber des Bahnübergangs ja sehr breit. Wenn man dort zumindest für Autos eine Möglichkeit schaffen würde, den Stau rechts zu passieren, wäre ja schon etwas erreicht“, sagt Schroll.

Lastwagen zerstören die Fahrbahn

Hagen: 20 Prozent mehr Lkw als vor Sperrung der A 45

Rund um den Bahnübergang Rummenohl ist der Verkehr in der zweiten Januar-Woche gezählt worden.

Der Schwerlastverkehr auf der B54 liegt bei 20 Prozent.

An einem Werktag sind am Volmeabstieg nach der Sperrung 1751 Fahrzeuge mehr als zuvor gezählt worden.

Fehlanzeigen. Nichts von all dem, was Grüne und Hagen Aktiv formuliert haben, ist bislang umgesetzt. Und die Hoffnung, dass sich noch etwas tut, schwindet zusehends. Dabei hinterlassen die tonnenschweren Fahrzeuge ihre Spuren. Auf der Bundesstraße 54, die deutliche Risse zeigt, und auch am Bahnübergang, wo ein Fußgängerweg, der gern von Lkw in enger Kurve überfahren wird, bereits ramponiert ist. „Die Stadt und die Bahn haben eine Kreuzungsverbindung abgeschlossen“, erklärt Rüdiger Ludwig. „Damit ist der Zustand zementiert.“

Die Stadt Hagen hat in Rummenohl den Verkehr überwacht.
Die Stadt Hagen hat in Rummenohl den Verkehr überwacht. © WP | Michael Kleinrensing

Zementiert scheint er auch in Dahl, wo sich die Politiker gut vorstellen könnten, dass dort eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gilt. Doch auch dieser Vorstoß droht zu verhallen. Es handele sich nicht um einen Unfallschwerpunkt – so der Landesbetrieb Straßen NRW. Dafür um eine Bundesstraße. Tempo 30? Nicht vorgesehen. „Ich musste neulich selbst voll in die Eisen, weil ein entgegenkommender Lastwagen seine Spur nicht gehalten hat“, berichtet Ludwig. „Sonst hätte es geknallt. Morgens zwischen 6 und 8 Uhr sind da viele Schulkinder unterwegs. Nicht auszudenken, wenn da was passiert.“

Ampelschaltung wird angepasst

Die Stadt hat Verkehrsdaten erhoben. Automatisiert und in Rummenohl auch manuell. „Auffällig sind auch hier einerseits die hohen Schwerverkehrsanteile sowie die hohe Anzahl linkabbiegender Fahrzeuge aus der Rummenohler Straße in die Heedfelder Straße“, heißt es in einer Vorlage. Immerhin: Die Ampelschaltung soll nun den neuen Verkehrsbelastungen angepasst werden. Die Schilder, die den Weg über den Bahnübergang Rummenohl auch noch als Umleitungsstrecke für die A 45 ausweisen, sind jetzt überklebt. „Das hat nun wirklich gar keinen Sinn mehr gemacht, Auswärtige in Richtung Hedefeld zu schicken, damit sie dann an der Auffahrt Lüdenscheid Nord feststellen, dass die A 45 gesperrt ist“, so Ludwig.

Eine weitere Spur, so haben es die Untersuchungen der Stadt ergeben, komme nicht in Frage. Zu eng sei dort der Raum. Ein neuer Gefahrenherd drohe.