Hagen. Jörn Raith berichtet darüber, was er in zehn Jahren in der Hagener Stadthalle umgestellt hat und wie er mit dem dominanten Grün umgegangen ist.

Zehn Jahre hat Jörn Raith als Geschäftsführer die Hagener Stadthalle geleitet. Jetzt möchte der 63-Jährige beruflich kürzer treten und übergibt den Posten an Volker Wolf (42).

Herr Raith, als Sie in Hagen anfingen, kannten die Hagener ihre Stadthalle eigentlich nur als Veranstaltungsstätte.

Jörn Raith: Genau, und das war auch das erste, was ich geändert habe. 2012 war die Halle fast ausschließlich eine Showstätte, in der Eigenveranstaltungen stattfanden. Das bedeutete, dass das gesamte wirtschaftliche Risiko aufseiten der Halle lag. Ich bin dann umgeswitcht – Veranstalter mieten seitdem die Halle und tragen das Risiko.

Wie hat die Branche damals darauf reagiert?

Ich habe den professionellen Veranstaltern signalisiert, dass wir ab sofort keine Konkurrenten mehr sind, sondern Partner. Und das hat hingehauen. 2011 fanden in der Stadthalle 40 Shows statt. 2019 – also das letzte Jahr vor Corona und somit das letzte „normale“ Geschäftsjahr - waren es über 60.

Parallel dazu haben Sie damals den Tagungs-, Seminar-, Kongress- und Fachmessenbereich aufgebaut. Ihr Steckenpferd?

In Duisburg geboren

Jörn Raith wurde 1958 in Duisburg geboren, ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkel.

Nach seiner kaufmännischen Ausbildung war er von 1983 bis 1999 PR-Veranstaltungsleiter in der Brauerei Diebels. In dieser Zeit (1990 – 1992) absolvierte er auch ein PR-Studium.

Von 1999 bis 2012 besetzte er den Geschäftsführerposten in der Stadthalle Oberhausen. 2012 wurde er in Hagen Stadthallen-Chef.

Zumindest ein Steckenpferd. Ich bin seit 2009 Vorsitzender des Verbandes der Kongress- und Seminarwirtschaft und bin auch noch bis 2024 gewählt. Das Businessgeschäft hat drei Vorteile: Im gastronomischen Bereich ist Planungssicherheit gegeben, die Verweildauer von zum Beispiel Kongressteilnehmern ist natürlich wesentlich länger als die von Besuchern einer Veranstaltung, und die Erlöse sind im Tagungsgeschäft einfach höher. Außerdem ist es rentabler, wenn die Halle nicht nur abends bespielt, sondern auch tagsüber genutzt wird.

Was haben Sie im Laufe der Jahre noch umgestellt?

Wir sind weg vom Ein-Saal-Haus, das Konzept ist meiner Meinung nach Schnee von gestern. Wir verstehen uns mittlerweile als multifunktionale Stätte, in der in mehreren kleinen Bereichen parallel – zum Beispiel in Form von Workshops – gearbeitet werden kann. Und das Restaurant wurde vor zweieinhalb Jahren umgebaut und ist jetzt zeitgemäß, schick und hell.

Apropos Licht – der Bereich war Ihnen immer besonders wichtig.

Licht weckt Emotionen – ob zu Hause oder in einer großen Halle. Wir haben peu à peu ein modernes Beleuchtungssystem eingerichtet. Beim Licht ist oft weniger mehr, aber natürlich muss man auf die Wünsche des Kunden eingehen. Schon 2014 haben wir auf dem Außengelände eine große LED-Wand installiert, und in der Halle befinden sich mittlerweile überall digitale Monitore. Man muss mit der Zeit gehen.

Das dominante Grün der Stadthalle wird nicht von jedermann geliebt, oder?

Richtig. Doch statt Bereiche mit Plakaten zu zupflastern – wie früher üblich - und noch weitere Farben ins Spiel zu bringen, hab‘ ich das ,grüne Konzept‘ eingeführt. Der große Saal heißt heute zum Beispiel grüner Saal.

Was hat sich im Gastrobereich getan?

Bei Veranstaltungen ist heute Fingerfood angesagt und vom Kunden gewollt. Statt mit Messern und Gabeln rum zu hantieren, werden praktische Snacks angeboten. Übrigens auch immer mehr bei Tagungen. An Stehtischen kann in lockerer Runde Networking natürlich viel besser betrieben werden als an großen Tischen.

Ein Blick nach vorn – Volker Wolf wird ihr Nachfolger.

Guns n‘ Roses und Fischbrötchen

Kino oder Konzert?

Auf jeden Fall Konzert. Ich mag‘ Live-Musik, am liebsten Alternativ Rock von zum Beispiel den Foo Fighters oder Guns n‘ Roses.

Berge oder Meer?

Eher Meer. Ich bin Skandinavien-Fan. 2015 haben meine Frau und ich unsere Hochzeitsreise nach Island gemacht – das war herrlich.

Fisch oder Fleisch?

Beides, aber mit Augenmaß. Ein Fischbrötchen an der holländischen Küste ist genau so etwas Feines wie ein gutes Steak.

Als ich 2012 nach Hagen kam, war Volker Wolf hier schon als gastronomischer Leiter beschäftigt. Ich hab‘ gleich gedacht ,Ein junger Mann mit guten Ideen‘ und hab’ gespürt, dass Arbeit für ihn mehr bedeutet als das Ausüben eines Jobs. Vor drei Jahren reifte in mir vor allem aus gesundheitlichen Gründen dann der Entschluss, mich nicht um weitere fünf Jahre um den Geschäftsführerposten zu bewerben. Und da habe ich aus Volker Wolfs Richtung eindeutige Signale empfangen und mich darüber gefreut.

Das heißt was?

Ich habe Volker Wolf mit weiteren Aufgaben betraut, damit er langsam in alles reinwachsen konnte. So hat er zum Beispiel die Abteilung Besuchermanagement übernommen. Vor zwei Jahren wurde Volker Wolf dann Prokurist. In der Coronazeit hat er und macht er noch immer als Hygienebeauftragter des Hauses einen guten Job. 2021 hat sich Volker Wolf dann um den Geschäftsführerposten beworben, und der Aufsichtsrat hat sich einstimmig für ihn ausgesprochen.

Am 14. Februar ist für Sie als Stadthallen-Chef Schluss. Aber nicht ganz, oder?

Ich bin noch ein paar Monate in beratender und helfender Funktion hier. Ich unterstütze zum Beispiel eine Weile Sabine Hartl, die zu meiner Freude nun Leiterin des Marketing- und Vertriebsbereichs wird.

Haben Sie einen gut gemeinten Tipp für Ihre Kollegen? Oder ein Leitmotiv?

Ja, und zwar ,Mit vernünftigem Aufwand schaffen, was der Markt braucht‘.

Und ihre persönlichen Pläne für die Zukunft?

Meine Frau und ich schaffen uns einen Hund an, einen Gordon Setter. Dadurch komme ich weg vom Sitzen, denn so ein Hund will bewegt werden.