Breckerfeld. André Dahlhaus, Bürgermeister von Breckerfeld, wünscht sich ein Ende der Corona-Pandemie und mehr Normalität. Im Interview blickt er auf 2020.

Beim Blick auf permanente Seitenhiebe, Anwürfe und Streitigkeiten in der Nachbarstadt Hagen können in Breckerfeld Politik und Verwaltung nur verwundert mit dem Kopf schütteln. Im Interview zum Jahreswechsel spricht Bürgermeister André Dahlhaus über die Einigkeit im Rat der Stadt, blickt auf die wichtigsten Projekte und hat einen großen Wunsch für 2022.

Jetzt mal ehrlich – fast ausschließlich einstimmige Beschlüsse im Rat und in den Gremien – wird das nicht irgendwann langweilig?

André Dahlhaus: Nein. So kann man das wahrlich nicht sagen. Natürlich gibt es auch bei uns Meinungsverschiedenheiten. Aber man merkt einfach, dass im Großen und Ganzen alle Fraktionen und die Verwaltung an einem Strang ziehen. Diese extreme Rückendeckung empfinden meine Kollegen und ich in der Verwaltung als extrem positiv. Das erleichtert uns die Arbeit und motiviert.

Die Corona-Pandemie breitet ihren Schatten über der Hansestadt aus. Die Zahl der Fälle liegt bei mehr als 50. Wie erklären Sie das?

Wir hatten zuletzt zwei größere Ausbrüche. Einen in der Kindertagesstätte Zwergenwald in Zurstraße, die ja dann auch zeitweise geschlossen war. Auch ein Pooltests an der Grundschule Breckerfeld hat positive Ergebnisse hervorgebracht. Das hat zu mehreren Quarantänefällen geführt. Wenn man die Fälle wiederum auf die Zahl der Einwohner bezieht, lagen wir zuletzt in der Tat vor anderen Städten im Kreis.

Was macht Ihnen in der Pandemie Hoffnung?

Man muss sagen, dass das Impfzentrum hier vor Ort im Martin-Luther-Haus sehr gut angenommen wird. Das betrifft die Booster-Impfungen und die Kinder-Impfungen, die jetzt vor Ort angelaufen sind, in gleichem Maße. Letztlich kommen aber auch immer wieder Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen bislang von einer Impfung abgesehen haben. Ich glaube, dass ein ortsnahes Angebot da eine riesige Rolle spielt. Es ist wichtig, die Hürde so niedrig wie möglich zu halten. Je einfacher man es den Menschen macht, desto mehr entschließen sich, zur Impfung zu kommen.

Welche Rollen spielen die Kirchen?

Eine große. Die katholische und die evangelische Gemeinde bringen sich beim Kampf gegen Corona sehr stark ein. Und dafür möchte ich ausdrücklich danke sagen. Im Martin-Luther-Haus wird geimpft, in der katholischen Kirche wird getestet – das ist ein wichtiger Beitrag und keineswegs selbstverständlich.

Blicken wir auf 2022 - was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Projekte?

Wir haben da einige Investitionen vor der Brust, warten aber auch noch auf Förderbescheide des Landes. Ich denke da beispielsweise an den Sportplatz Buddenkamp in Zurstraße, der einen Kunstrasen erhalten soll. Oder an Fördermittel des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, damit wir den barrierefreien Ausbau von Haltestellen voran bringen können. Das wird höchste Zeit. Dazu kommt ja der Neubau einer Kindertagesstätte, der in 2022 starten soll. Die Plätze brauchen wird dingend. Letztlich hoffen wir auf einen Zuschlag für das Leader-Programm. Mit diesen Mitteln lassen sich kleinere Projekte im ländlichen Raum umsetzen.

Wie steht es um den Ausbau des Offenen Ganztags?

Noch ein wichtiges Projekt. Es gibt schon konkrete Pläne, die wir als Verwaltung sehr positiv bewerten. Die müssen wir jetzt noch mit der Schule und dem Träger, der Evangelischen Jugend, abstimmen. Ich denke, dass wir sie dann in der ersten Politik-Runde 2022 vorstellen können.

Die Entwicklung des Neubaugebietes an der Klevinghauser Straße stockt seit Monaten...

Ja. Das ist ärgerlich. Letztlich waren wir davon ausgegangen, dass Niederschlagswasser ortsnah versickern kann. Ein Bodengutachten hat leider ein anderes Ergebnis gebracht. Gleichwohl scheint es so, als kämen wir um den kostspieligen Neubau eines Regenrückhaltebeckens herum. Weil wir nun wissen, wie viel Fläche am Heider Kopf tatsächlich versiegelt wurde, nämlich weniger als vor Jahren geplant, konnten wir die Kapazitäten des bestehenden Beckens südlich Westerfeld neu berechnen. Selbst wenn noch einmal ein Jahrhundertereignis wie im Somer 2021 auftritt, ist es nach den Berechnungen unserer Ingenieure im Stande, auch das Wasser aus dem neuen Baugebiet aufzunehmen. Diese Berechnungen prüft gerade die untere Wasserbehörde noch einmal.

Verzögerungen gibt es trotzdem...

Ja. Aber zumindest finanziell hat sich das gelohnt. Es kann sein, dass wir am bestehenden Becken kleinere Anpassungen vornehmen müssen. Aber die Kosten sind kein Vergleich zu denen, die bei einem Neubau auf uns zugekommen wären.

Auch an der Glörstraße geht es nicht voran. Der nächste Sommer mit maroder Zufahrt zum Badesee steht bevor...

Ja. Leider. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Sanierung in diesem Jahr startet. Wenn sich jedoch zwischen den Gesellschaftern der Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre gGmbH eine gute Lösung abzeichnen sollte, wären wir die Letzten, die nicht bereit wären, dafür auch kurzfristig außerplanmäßige Mittel im Haushalt bereitzustellen. Aus Sicht der Stadt macht nur die teuerste Variante, ein Vollausbau, Sinn. Andere Gesellschafter haben noch Beratungsbedarf.

Was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?

Wohl das, was sich die meisten Menschen wünschen – mehr Normalität. Wenn im Frühjahr die Corona-Pandemie wieder abebbt, dann habe ich die große Hoffnung, dass es diesmal auch dabei bleibt. Ich hoffe, dass sich das gesellschaftliche Leben auch wieder normalisiert. Ich denke da vor allem an unsere Feste – an das Bauernvogelschießen, an das Schützenfest der Junggesellen mit der Jakobuskirmes, an die Feiern der Feuerwehr. Es wäre zu schön, wenn wir all das 2022 wieder gemeinsam erleben könnten.