Hohenlimburg. Schon wieder: Das Team von „Talfeuerwerk“ sitzt erneut in einem vollen Lager. Es sei ein Schlag ins Gesicht einer ganzen deutschen Branche.

Sie stehen wieder im Lager. Bereiten vor, verpacken die vorbestellte Ware. Und das, obwohl sie nicht einmal wissen, ob in diesem Jahr überhaupt auch nur eine Kiste das Lager wieder verlassen wird. Und sie fragen sich, ob es überhaupt jemals wieder ein normales Silvester, mit Feuerwerk, geben wird. „Ich weiß es nicht“, sagt Marcel Wroblewski offen und ehrlich. „Ich weiß es nicht. Aber: Wir haben noch ein Fünkchen Hoffnung für dieses Jahr. Es ist zwar nur ein sehr, sehr kleines Fünkchen. Aber es ist da. Und daran halten wir solange fest, bis es die endgültige Entscheidung gibt.“

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Keine bunten Explosionen

Denn: Entsprechend der Beschlüsse der Bund-Länder-Runde sollen Feuerwerk und Böller vor Silvester auch in diesem Jahr wieder nicht verkauft werden dürfen. Die nordrhein-westfälische Regierung will für ein Böllerverkaufsverbot zum Jahreswechsel zunächst noch eine bundesgesetzliche Regelung abwarten. Daher das kleine Fünkchen Hoffnung. Es wäre auch für die Firma „Talfeuerwerk“ schon das zweite Jahr in Folge ein Silvester, ein neues Jahr, ohne bunte Explosionen am Himmel – und dementsprechend auch ohne Verkauf.

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Schlag ins Gesicht der Branche

„Das Lager ist rappelvoll. Zum einen mit der Ware, die noch vom letzten Jahr eingelagert ist. Zum anderen, weil wir auch Ware zugekauft haben. Bis vor ein paar Wochen sah ja alles danach aus, dass alles normal stattfinden darf“, sagt Marc Wroblewski, Veranstaltungskaufmann und staatlich geprüfter Pyrotechniker für Großfeuerwerk und Bühne – und Vertriebsleiter für das Feuerwerk-Unternehmen, das jedes Jahr auch bei Berlet in Hohenlimburg seine Ware verkauft. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die gesamte Branche, die ihren Hauptumsatz nun mal im letzten Monat des Jahres macht“, sind sich Wroblewski und Geschäftsführer Maik Lorenzen einig.

Ein Bild aus der Zeit, in der es die Corona-Pandemie noch nicht gab. In der Innenstadt entzünden Menschen Feuerwerkskörper und feiern den Jahresübergang.
Ein Bild aus der Zeit, in der es die Corona-Pandemie noch nicht gab. In der Innenstadt entzünden Menschen Feuerwerkskörper und feiern den Jahresübergang. © Michael Kleinrensing

Die Zeiten waren ohnehin hart

Und das nach den ohnehin schwierigen Coronazeiten für die Veranstaltungs-, aber eben auch die Pyrotechnik-Branche: „Wir hatten nur einige wenige Veranstaltungen mit Feuerwerk im Sommer, ansonsten hat ja nichts stattgefunden – alles ist coronabedingt ausgefallen“, sagt Marc Wroblewski. Im letzten Jahr hatte sich der Schaden für Talfeuerwerk im hohen fünfstelligen Bereich bewegt.

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Und auch dieses Jahr sieht es nicht besser aus: „Man hat ja laufende Kosten, wir haben Ware eingekauft, die nun vermutlich im Lager liegen bleibt.“ Den Kunden wolle man anbieten, die Ware bis nächstes Jahr einzulagern oder Bestellungen – sofern das Verbot so beschlossen wird – zu stornieren. Aber all das sind eben noch Unwägbarkeiten. „Da fällt es schon manchmal schwer, positiv zu denken“, sagt der Pyrotechniker.

Bleibt es auch in Zukunft dunkel?

Dennoch ist man überzeugt, dass Feuerwerk im Leben der Menschen einen festen Platz hat. Dass es in Zukunft Festivals geben wird, Hochzeiten, Feiern, wo die Arbeit von Talfeuerwerk gefragt ist. Mit Blick auf Silvester befürchten die beiden Unternehmer jedoch, dass es auch in Zukunft „dunkel“ bleiben könnte. „Über so ein Verbot wird ja jedes Jahr aufs Neue diskutiert. Wer weiß, ob es jemals wieder anders wird?“.

Zumindest für sie soll Silvester aber nicht ganz dunkel bleiben. Schon im letzten Jahr riefen Maik Lorenzen und Marc Wroblewski die Aktion „Wir bringen den Funken im Dunkeln“ ins Leben und verschenkten einige hundert kostenlose F1-Sortimente (Kinderfeuerwerk, welches noch verkauft werden durfte) an Familien mit Kindern. Das können sie sich grundsätzlich auch in diesem Jahr wieder vorstellen. „So können wir wenigstens den Familien noch eine schöne Erinnerung zum Abschluss des Jahres bescheren.“