Hagen. Die Polizei Hagen will mit großem Aufgebot für eine ruhige Silvesternacht sorgen. Angriffe auf Rettungskräfte werden nicht geduldet.

Dieser Satz ist Wunsch und Anspruch zugleich. „Hagen hält sich an die Regeln“ steht auf einem Flyer, der in acht Sprachen übersetzt worden ist. Bezirksbeamte der Polizei ziehen dieser Tage durch ihr Revier und stecken die Handzettel in die Briefkästen. Die Hinweise aber, dass einige keinesfalls gewillt sind, die Regeln ernst zu nehmen, häufen sich.

Denn auch am Ende des Jahres 2020 gibt es bereits an den Tagen vor dem Jahreswechsel eine ernstzunehmende Lage. Im Fokus stehen die Stadtteile Wehringhausen und Altenhagen.

Polizei: Intensivtäter machen Probleme

„Wir haben es mit Intensivtätern zu tun“, sagt Polizeidirektor Hubert Luhmann, der den Silvestereinsatz für Hagen plant und leiten wird. „Ein Drittel davon lebt in Altenhagen. Das Verhalten dieser kleinen Gruppe hat in die den letzten Tagen immer wieder zu Einsätzen geführt. Wir mussten eingreifen, sind am letzten Wochenende bereits mit Böllern angegriffen worden.“

Dabei haben die Täter auch gegenüber der Polizei selbst deutlich gemacht, dass sie keineswegs gewillt sind, sich an das Böllerverbot, das in Hagen auf öffentlichen Plätzen gilt, zu halten. Im Gegenteil: Sie planen massive Angriffe. „Von einem ,Krieg gegen die Polizei‘ war da sogar die Rede“, erzählt Luhmann, der auf eine genaue Gefährdungsanalyse verweist. „Deren Ziel ist es, möglichst viele Polizisten in der Silvesternacht zu verletzen. Wir haben schriftlich belastbare Aussagen.“

Absprachen erfolgen über Whats-App-Gruppen

Neben diesen unverhohlenen Drohungen weiß die Polizei von Verabredungen über Whats-App-Gruppen und über soziale Netzwerke. „Es handelt sich um Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits durch Gewalttaten - auch an Silvester – aufgefallen sind“, so Luhmann, der über die Motive nur mutmaßen kann. „Eine prekäre Situation und Perspektivlosigkeit mag da eine Rolle spielen – in Verbindung mit Alkohol und Drogenkonsum.“

Womit die Polizei tatsächlich in der Silvesternacht konfrontiert wird – für Luhmann und seine Kollegen ist das eine Wundertüte. „Wir bauen darauf, dass sich der allergrößte Teil der Hagener an die Regeln hält“, so Luhmann. „In vielen Vierteln wird es friedlich bleiben. Eine Nacht ohne Besonderheiten wäre mir am liebsten, aber wir sind auch auf den anderen Fall vorbereitet.“

Deutlich mehr Polizei auf den Hagener Straßen

Und zwar laut Aussage der Verantwortlichen so gut wie selten zuvor. „Wir haben deutlich mehr Polizei auf der Straße als in der Vergangenheit“, so Luhmann, der darauf verweist, dass außerdem Kräfte der Bereitschaftspolizei für Hagen bereitstehen. „Wer es darauf anlegt, wird erfahren, mit welcher Konsequenz wir vorgehen. Insbesondere was Intensivtäter angeht, haben wir eine kurze Lunte. Wir werden Angriffe auf die Rettungskräfte verhindern.“

Um im Zweifel alle Mittel des Rechtsstaates unmittelbar umsetzen zu können, stellt auch das Amtsgericht Hagen einen Richter ab, der in der Silvesternacht im Dienst ist. Auch die Staatsanwaltschaft befindet sich in Bereitschaft. „Wenn die Voraussetzungen entsprechend vorliegen, werden wir Intensivtäter bereits in Gewahrsam nehmen, bevor das eigentliche Silvestergeschehen losgeht und erst am nächsten Morgen wieder laufen lassen“, so Luhmann.

Polizei leistet Aufklärungsarbeit auf allen Kanälen

Damit die Situation nach Möglichkeit nicht eskaliert, hat die Polizei neben den Flyern auf allen Kanälen Aufklärungsarbeit betrieben. „Wir haben damit auf die Kritik der Vergangenheit reagiert und setzen auf Prävention“, so Hubert Luhmann. „So haben einige in Altenhagen und Wehringhausen noch gar nichts vom Böllerverbot mitbekommen.“

Auch in den sozialen Netzwerken streut die Polizei gezielt Informationen zum Vorgehen in der Silvesternacht – unter anderem über die eigene Facebook-Seite. „Die Kommentare allerdings, die wir auf diese Posts bekommen, sind teilweise schon feindselig“, so Tino Schäfer, Sprecher der Polizei Hagen, „einige bearbeitet jetzt der Staatsschutz.“

Polizei Hagen warnt vor Polen-Böllern

Intensiv beschäftigt hat man sich auf der Hoheleye auch mit dem Verkaufsverbot für Böller und Raketen und den Folgen. „Wir haben eine massive Zunahme von Bestellungen sogenannter Polen-Böller im Internet beobachtet“, so Luhmann. Sowohl in Polen als auch in Frankreich seien Feuerwerkskörper immer noch frei verkäuflich. „Diese Böller sind aber nicht für den deutschen Markt zugelassen. Ein Drittel der Verletzungen, die zuletzt in den Hagener Krankenhäusern an Silvester behandelt werden mussten, waren auf solche Feuerwerkskörper zurückzuführen.“

Deshalb appelliert die Polizei noch einmal dringend, auf Feuerwerk jeglicher Art – auch auf privaten Grundstücken – zu verzichten. „Allein schon, um unsere Kliniken zu entlasten“, so Luhmann.