Hohenlimburg. Als einziger Azubi in Hagen hat es Kadir Albayrak unter die Bundesbesten der Industrie- und Handelskammer geschafft. Feste Stelle zugesichert
Bei einem Marathon können Bruchteile einer Sekunde entscheiden, ob der Läufer als Erster oder Zweiter über das Ziel kommt. Überträgt man dieses Bild auf den Marathon, den knapp 300.000 Prüfungsabsolventen der Industrie- und Handelskammern bundesweit hinter sich haben, hat Kadir Albayrak die nötigen Bruchteile geliefert. Als einziger Azubi im Hagener Stadtgebiet hat er es unter die Bundesbesten der Deutschen Industrie und Handelskammer geschafft. Albayrak wurde beim hiesigen Kaltwalzer Bilstein Group ausgebildet und schiebt zunächst den Betrieb vor, als er auf seine Leistung angesprochen wird. „Mein Ziel war es, dem Unternehmen etwas zurückzugeben. Ich wollte zeigen, dass sie keine falsche Wahl getroffen haben.“ Soweit, so ehrenhaft.
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Doch auf seine Vita geblickt zeigt sich, dass technisches Talent auch ein stückweit in der Familie liegt. Als Sohn eines Schweißers ist der Iserlohner schon früh mit Technik in Kontakt gekommen. „Da hat man zuhause viel gemacht und an Projekten geschraubt. Das hat in der Kindheit schon Interesse geweckt.“
Faible für Technik
Bis der berufliche Weg klar war, dauerte es eine Weile. „Es ist ja meistens so, dass man sich nur Berufe wünscht, die man auch kennt. Verfahrensmechaniker sieht man allerdings im Alltag nicht so häufig.“ Doch sein Faible für Technik lotste den Weg und durch Gespräche mit Freunden und Kollegen richtete sich der Blick mehr und mehr auf den Beruf des Verfahrensmechanikers. „Ich habe mir auch andere Berufe angeschaut, aber das hat mir am besten gefallen.“
Vielfältige Aufgaben
Als Verfahrensmechaniker gehört er zu den vielen Arbeitern im Werk, die das präzise Walzen erst möglich machen. Er bedient Maschinen, überwacht Prozesse, kümmert sich um Transporte. Es sei die Abwechslung, die er schätzt. „Man kann bei der Arbeit viel frei gestalten und koordinieren.“
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Ausbildung begann vor drei Jahren
Im August 2017 begann seine Ausbildung bei Bilstein, in diesem Jahr ging sie zu Ende – mitten in der Pandemie. „Das Unternehmen hat uns gut auf die Prüfung vorbereitet. Aber wegen Corona sind manche Themen kürzer behandelt worden. Wir mussten viel zuhause selbstständig erarbeiten“, blickt der Absolvent zurück, „und die Mund-Nasen-Maske bei der praktischen Prüfung war schon eine Belastung – aber es hat ja gut geklappt.“
Feste Stelle zugesichert
„Gut geklappt“ ist bescheiden ausgedrückt, aber diese Haltung vermittelt Kadir Albayrak auch, wenn man mit ihm über seinen Erfolg spricht. Nicht er selbst meldete sich bei dieser Zeitung, sondern sein sichtlich stolzer Ausbildungsbetrieb. Denn die Bilstein Group konnte in diesem Jahr neben einem Bundesbesten auch einen Landesbesten in ihren Reihen vorweisen: Gabriel Perez-Sanchez. Er hat ebenfalls eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker gemacht und konnte zum Abschluss mit hervorragender Leistung punkten. Für die beide Azubis gab es von der Bilstein Group neben einem warmen Händedruck von der Geschäftsführung auch eine Sonderzahlung und die Zusage, dass sie eine feste Stelle im Betrieb bekommen.
Blick geht nach vorne
Nun, wo dieser Marathon geschafft ist, geht der Blick für Kadir Albayrak auf neue Ziele. „Vielleicht mache ich den Meister oder ein Studium? Auf jeden Fall möchte ich in eine Richtung gehen, wo Bedarf ist.“
IHK-Bestenehrung seit 2006
Seit 2006 ehrt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag die bundesbesten Absolventen einer IHK-Ausbildung im feierlichen Rahmen. Als Festredner kamen bereits unter anderem die Bundeskanzlerin.
Zwei Azubis aus dem hiesigen Kammerbezirk haben es diesmal unter die Bundesbesten geschafft: Kadir Albayrak, Bilstein Group, und Bilal El Mach, Heinrich Stamm GmbH aus Iserlohn.
Zusätzlich ehren die 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen die besten Azubis des Landes. Aus Hagen wurde dieses Jahr neben den zwei Azubis von Bilstein auch Lina Marie Meyer ausgezeichnet, die eine Ausbildung zur Bürokauffrau an der Fernuniversität gemacht hat.