Hagen. Eine Woche gegen Antisemitismus und Rassismus in Hagen neigt sich dem Ende. Wichtig ist, Opfer einzubeziehen – findet Jens Stubbe.

Den Worten folgen Taten – Jugendliche und junge Erwachsene aus Hagen beschäftigen sich aus den unterschiedlichsten Perspektiven mit Antisemitismus und mit Rassismus. Es sind Jugendliche, die zu großen Teilen selbst in ihrem Alltag mit Rassismus konfrontiert worden sind. In der Schule, in Vereinen, auf der Straße.

„Aus dem Dunkeln ein Licht“ heißt das außergewöhnliche, das bewegende Projekt von Jüdischer Gemeinde, Lutz und Kultopia, das unsere Zeitung in dieser Woche intensiv begleitet. Und da rückt eine Perspektive in den Fokus, die viel zu oft vergessen wird. Die Perspektive der Opfer.

Perspektive der Opfer fehlt

So wie die von Michael Rubenstein zum Beispiel, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der zu einer Podiumsdiskussion ins Kultopia gekommen war: „Der 9. November darf kein Gedenkkranzabwurftag werden. Wir brauchen keine Inszenierungen, bei denen nichts rumkommt.“

Oder die von Ibrahim Arslan, dessen Großmutter, Schwester und Cousine beim Brandanschlag von Mölln am 23. November 1992 ums Leben kamen: „Die Erinnerungspolitik in Deutschland ist gescheitert. Es gibt eine Gedenkkultur über die Köpfe der Betroffenen hinweg.“

Verantwortung, nicht zu schweigen

Dahinter steckt eine Botschaft: Wenn bei Gedenkveranstaltungen Bundespräsidenten, Ministerpräsidenten, Oberbürgermeister oder Bürgermeister sprechen, Bürger betroffen diesen Worten lauschen, Empathie bekunden und sich dann zu Hause vor dem Kamin aufs Sofa setzen und den Fernseher einschalten, dann reicht das eben nicht aus.

„Keiner von uns muss ein Held sein“, sagt Michael Rubenstein, „aber jeder hat die Verantwortung, nicht zu schweigen.“ Wohl wahr. Immer und zu jeder Zeit. Und übrigens nicht nur an den Gedenktagen.