Hagen. Die Hasper fordern: Beim Thema Lkw-Abkürzungsverkehr soll der Umweltausschuss auf die gesamte Stadt blicken, nicht bloß auf Vorhalle und Mitte.

Zu Hunderten kreuzen sie quer durch die Stadt, belasten die Straßen, die Luft und die Nervenkostüme der übrigen Verkehrsteilnehmer und Anwohner – die Lkw-Flotten ungezählter Spediteure aus der gesamten Republik, die die Stadt Hagen als Abkürzungsstrecke entdeckt haben. Vorzugsweise die Strecke zwischen dem A1-Anschluss in Vorhalle und dem Zubringer in Richtung A45/46 erscheint offenkundig attraktiv, weil sich der Zwölf-Kilometer-Schlenker über das Westhofener Kreuz abzwacken lässt.

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Doch die Politik sucht nach Wegen, diese Ströme zu stoppen. Und dabei wollen auch die Hasper berücksichtigt werden, die an Stautagen rund um Funckenhausen unter belastenden Abkürzungsverkehren zwischen Volmar­stein und Hagen-Mitte bzw. Hagen-Süd (A45) leiden.

Einstimmig hat die Bezirksvertretung Haspe jetzt die Fachpolitiker im Ausschuss für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität aufgefordert, ihren Blick nicht bloß nach Vorhalle und Mitte, sondern auch in den Hagener Westen zu richten. Zumal, so betont Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki, bei einer Betrachtung der Anschlussstellen entlang der A1 sogar nach Wuppertal-Nord und Gevelsberg geblickt werden müsse, weil schon dort so mancher Lkw-Fahrer ins Tal der Ennepe hinab rolle, um dann über Haspe und am Hauptbahnhof vorbei das Hagener Kreuz oder gar die Auffahrt Hagen-Süd (A45) anzusteuern.

Angriff auf die Lebensqualität

Vor diesem Hintergrund hat Michael Gronwald (Hagen Aktiv) vorzugsweise mit Blick auf die Lebensqualität der Anwohner angeregt, seitens der Stadtverwaltung konkrete Gespräche mit der Bezirksregierung in Arnsberg aufzunehmen, um bereits an der Autobahn für die Lkw-Piloten Durchfahrtsverbotsschilder zu montieren. „Ähnliche Beispiele gibt es in Nordrhein-Westfalen vielfach, beispielsweise auf der A43 in Höhe Bochum-Riemke und der A40 in Dortmund“, verweist Gronwald auf weitere Exempel aus der Praxis.

Die Abkürzungs-Speditionsverkehre aus der gesamten Republik quer durch die Stadt belasten nicht bloß die Luft-, sondern auch die Lebensqualität in Hagen.
Die Abkürzungs-Speditionsverkehre aus der gesamten Republik quer durch die Stadt belasten nicht bloß die Luft-, sondern auch die Lebensqualität in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Bereits vor drei Jahren hatte sich eine Gruppe um den damaligen CDU-Ratsherren Martin Erlmann intensiv mit den Lkw-Abkürzungen durch Hagen beschäftigt und in mehreren Zählungen die Verkehrsbewegungen zwischen Vorhalle und dem Autobahnzubringer in der Innenstadt dokumentiert. Damals, so hielten die engagierten Mandatsträger akribisch fest, pendelten allein an einem Freitagmorgen zwischen 6 und 9 Uhr 150 Schwerlaster über den Boeler Ring zwischen A1 und A45/46. „Jeder einzelne dieser Laster hinterlässt gravierende Spuren in Hagen – das muss ein Ende haben“, formulierte Erlmann seinerzeit die prompte politische Forderung.

Am Zentrum vorbeilotsen

Doch die Verwaltung hegte damals Zweifel an der Ermittlungsmethodik der Zahlen und beauftragte zuletzt eine offizielle Lkw-Verfolgungszählung durch ein Ingenieurbüro. „Diese Messungen an zwei aufeinanderfolgenden Dienstagen haben noch viel weniger Aussagekraft“, kritisierte Gronwald die jüngst im Fachausschuss vorgelegten Zahlen. Die Profis kamen letztlich zu dem Ergebnis, dass lediglich zwischen den Anschlussstellen Hagen-West (Vorhalle) und Hagen-Mitte „ein signifikanter Abkürzungsverkehr ermittelt werden“ konnte und rechnen für einen normalen Werktag insgesamt lediglich 200 Lkw für beide Fahrtrichtungen hoch.

Für wenige Minuten Zeitgewinn quer durch die Stadt

Praktiker wie der Hasper Spediteur Hans-Georg Schmitz hatten zuletzt verdeutlicht, dass die Mautgebühren auf Autobahnen kaum ein finanzieller Grund sein könnten, dass Lkw-Fahrer das Hagener Stadtgebiet als Abkürzungsstrecke entdecken würden.

Vielmehr wären die Autobahnen der weitaus ökologischere und ökonomischere Weg, weil dort der Spritbedarf deutlich unter dem Verbrauch im Stadtverkehr liege, so der Praktiker. Damit wäre also kein Kostengewinn möglich.

Hauptproblem seien vielmehr die Standard-Navigationsgeräte, die oft die schnellsten Routen anzeigten. Dadurch würden die Lkw für einen Zeitgewinn von nur wenigen Minuten quer durch die Städte der Republik geleitet.

Diese würden sich vorzugsweise auf der Route Herdecker Straße – Schwerter Straße – Hagener Straße – Feithstraße bewegen oder über die Herdecker Straße – B54 – Emilienplatz – Heinitzstraße zum Autobahnzubringer rollen. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Experten, mit entsprechender Beschilderung die Abkürzer vorzugsweise über den Boeler Ring zu lotsen, damit die Innenstadt von diesen Strömen verschont und die Luftqualität dort nicht noch weiter verschlechtert wird. Alle weiteren Bewegungen zwischen anderen Abfahrten, so das Fachbüro, seien gering und somit wenig relevant.

Eine Aussage, mit der zumindest die Hasper sich nicht abfinden möchten. Sie setzen einhellig auf die Durchfahrtsverbotskarte und regen sogar an, für Sünder entweder Mautstationen zu platzieren oder mit Blitzeranlagen den querenden Lkw-Flotten aufzulauern. Und zwar nicht bloß zwischen Vorhalle und dem Zentrum, sondern auch schon auf der Enneper und Kölner Straße. Zumindest wird sich der zuständige Fachausschuss jetzt mit diesem Vorstoß aus Haspe beschäftigen müssen.

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