Hagen. Die drei Autobahnen, die an Hagen vorbei führen, bilden eine ständige Lärmquelle. Die Betroffenen kämpfen gemeinsam in einer Bürgerinitiative.

Wahre Autokolonnen befahren täglich die drei Hagener Autobahnen A 1, A 45 und A 46. Besonders stark frequentiert ist die A1 im Hagener Norden. In Vorhalle sind es laut Messungen des Landesbetriebs Straßen NRW täglich knapp 100.000 Fahrzeuge zwischen den Anschlussstellen Hagen-Nord- und Hagen-West, die die Menschen zur Verzweiflung treiben. Besonders infernalisch ist der Krach im Umfeld von Espenweg, Ulmen- und Mühlenbrinkstraße.

Jeder achte Wagen ist ein Lkw, nachts steigt der Anteil der Brummis gar auf 28 Prozent. Die Tunnel, durch die die A 1 unter der Eisenbahn und der Weststraße geführt werde, wirkten wie Schalltrompeten, so Bernd Widera, Sprecher der Bürgerinitiative zur Verbesserung des Lärmschutzes an Hagener Autobahnen: „Da brüllt es regelrecht heraus.“

Verkehrsreichste Strecken in ganz Deutschland

Damit gehören die Hagener Autobahnen zu den verkehrsreichsten Strecken in ganz Deutschland. Ob das so bleiben soll, soll am Mittwoch bei einer Bürger-Diskussionsveranstaltung in Vorhalle erörtert werden.

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„Die Autobahnen bringen Verkehrslärm mit sich, der etwa 58.800 Hagener Bürger massiv beeinträchtigt und Hagen zur lautesten Stadt im Gebiet des Regionalverbandes Ruhr macht“, meint Widera.

Die Menschen in Vorhalle, Bathey, Boloh, Emst, Haßley und Halden haben sich 2019 in der stadtteilübergreifenden Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Gemeinsam wurden Positionen insbesondere für die schon in den 1980er-Jahren sechsspurig ausgebaute A 1 (Lärmschutz im Bestand) und für den anstehenden Ausbau der A 45 (Lärmschutz bei Neubau/wesentlicher Änderung) entwickelt.

Hagener Proteste sind in Berlin bekannt

Ebenfalls 2019 nahm sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages der Hagener Sache an, woraufhin das Bundesverkehrsministerium im vergangenen Jahr die seit 2011 geltenden Auslösewerte für die sogenannte „Lärmsanierung“ (Lärmschutz im Bestand) in allgemeinen und reinen Wohngebieten um 3 dB/A auf jetzt 64 dB/A tagsüber und 54 dB/A nachts absenkte. Diese Werte muss die Autobahn GmbH bei durchzuführenden Erhaltungsmaßnahmen einhalten.

Für den Ausbau der A 45 sind die deutlich niedrigeren Grenzwerte laut Bundesimmissionsschutzgesetz von 59 dB/A am Tag und 49 dB/A in der Nacht zu gewährleisten. „Das bedeutet konkret: Es darf nur halb so laut werden wie im Hagener Norden“, skizziert Widera die Situation.

Für die gebeutelten Anwohner der A 1 ist nun von großem Interesse, mit welchen Maßnahmen die Autobahn GmbH bei den kurzfristig anstehenden Erhaltungsmaßnahmen den Lärmpegel senken will. „Hierfür stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, etwa der Einbau von Flüsterasphalt auf allen Fahrspuren, Lärmabsorber am Tunnel Vorhalle und der Unterquerung der B 226, eine Verbesserung der Lärmschutzwände oder auch Tempobeschränkungen“, beschreibt Widera den denkbaren Maßnahmen-Setzkasten.

Die Informationsveranstaltung findet statt am Mittwoch, 1. September, um 16.30 Uhr im Stadtteilhaus Vorhalle, Vorhaller Straße 36. Alle vom Lärm betroffenen und sonst interessierten Bürger sind eingeladen.