Hagen. 66 Prozent der Hagener haben ihre Erstimpfung erhalten. Die Herdenimmunität ist mit zunehmender Impfmüdigkeit immer schwieriger zu erreichen.

Jede Impfung zählt auf dem Weg zur Herdenimmunität – und bis dahin ist der Weg in Hagen noch weit. Mit Blick auf die Erstimpfungen liegt Hagen aktuell bei einer Impfquote von knapp 66 Prozent. Deutschlandweit haben knapp 62 Prozent der Bevölkerung ihren ersten Piks erhalten.

„In Bezug auf die Durchimpfungsquote in Deutschland ist Hagen schon deutlich weiter“, will Gesundheitsamtsleitern Dr. Anjali Scholten betonen. „Eine Herdenimmunität ist wünschenswert, allerdings mit zunehmender Impfmüdigkeit schwieriger zu erreichen. Werden zu wenige Menschen geimpft, wird die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei den Nichtgeimpften gesenkt, aber wir würden ja gerne erreichen, dass man sich gar nicht erst ansteckt“, sagt Scholten mit Blick auf die nur noch langsamen Impffortschritte.

Laut Robert-Koch-Institut ist für eine Herdenimmunität eine Impfquote von gut 85 Prozent bei den 12- bis 59-Jährigen bzw. 90 Prozent bei den Über-60-Jährigen nötig. Grob überschlagen fehlen in Hagen somit noch rund 40.700 Impfungen – außen vor 22.840 Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahre, die nicht impfberechtigt sind und für die bislang kein Impfstoff zugelassen ist. Auch wenn sich diese Zahl nicht so genau berechnen lässt, wie Stadt-Sprecherin Clara Treude betont.

Geimpfte oft asymptomatisch

Einbezogen werden müssen theoretisch auch bereits Coronainfizierte, die sich aufgrund der Erkrankung erst später impfen lassen können sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die eine Impfung unmöglich machen. „Hinzu kommt, dass sich auch Auswärtige in Hagen impfen lassen oder andersrum“, so Treude.

Dennoch gilt: „Wenn wir die Herdenimmunität nicht erreichen, werden vorrangig Nicht-Geimpfte erkranken, dies sieht man jetzt schon. Die schweren Krankheitsverläufe haben Ungeimpfte. Falls Geimpfte – beispielsweise im Zuge von Reiserückkehrtestungen – nachweisbar Viren haben, dann sind sie in der Regel asymptomatisch und selbst erstaunt, dass sie positiv getestet wurden“, so Dr. Scholten. „Die Delta-Variante ist bereits zu circa 80 Prozent in Hagen verbreitet. Von unseren aktiven Fällen rühren etwa 40 Prozent von Reiserückkehrern.“

Mit dem Ziel der Herdenimmunität fest vor Augen, setzt man in Hagen neben dem (mittlerweile verkleinerten) Impfzentrum derweil auf mobile Angebote, um die Menschen „dort zu erwischen, wo das Leben stattfindet“, erklärt die stellvertretende Impfzentrumsleiterin, Dr. Michaela Kinzius. Und das, wie die Zahlen belegen, mit Erfolg. Mehr als 400 Dosen wurden bei den vier mobilen Aktionen im Stadtgebiet verimpft.

Kinder-Impftag im Impfzentrum

Allerdings werden perspektivisch vor allem die Hausärzte bei der Impfkampagne in den Fokus rücken, wenn der Vertrag für das Impfzentrum Ende September ausläuft und die Türen der Stadthalle wieder für – wenn die Coronalage es zulässt – Veranstaltungen öffnen und nicht mehr für Impflinge.

„Fakt ist, dass unser Impfzentrum richtig gut organisiert ist. Die Praxen spiegeln, dass der Verwaltungsaufwand bezüglich der Impfungen zu groß und die Logistik mühselig ist, wenn man nicht ad hoc genügend Patienten für die jeweilige Impfdose hat“, so Dr. Scholten. „Entfiele der Papierkram und es gäbe die Impfungen als Fertigspritzen, bin ich mir sicher, dass sehr viel mehr Praxen sich dran trauten. So haben wir viele Kollegen, welche mit großem Einsatz in den Impfzentren geimpft haben. Nichtsdestotrotz muss jetzt dringend eine Entscheidung getroffen werden, da zum Herbst/Winter in jedem Fall Immungeschwächte, medizinisches und pflegerisches Personal (ambulant wie stationär) sowie Menschen in vulnerablen Einrichtungen erneut geschützt werden müssen!“, betont Scholten mit Blick auf die Fortsetzung der Impfkampagne.

Um auch in den jüngeren Altersgruppen (12 bis 17 Jahre) – die mittlerweile auf Anraten des Gesundheitsministeriums geimpft werden können – zu erreichen, ist nun ein Kinder-Impftag in der Stadthalle geplant. 9491 Kinder und Jugendliche kommen theoretisch in Hagen in Frage. Eine Impfung speziell für diese Altersgruppe bietet das Impfzentrum am kommenden Wochenende, 7. und 8. August, zwischen 14 und 20 Uhr an.