Hagen-Mitte. Ausgerechnet die, die so viel Hilfe in Hagen geben, sind jetzt genau darauf angewiesen. Der Kinderschutzbund, das Allerwelthaus und eine Kirche.

Sie sind es ja eigentlich, die anderen helfen. Den Kindern, den Bedürftigen, der Stadtgesellschaft. Jetzt sind sie es, die Hilfe benötigen – und zwar dringend. Die Kirche am Widey, der Kinderschutzbund und das Allerwelthaus befinden sich mit ihren Einrichtungen nur einen Steinwurf entfernt von der Volme in der Innenstadt, die am 14. Juli bei der Jahrhundertflut über die Ufer trat und ihre Gebäude und Einrichtungen teilweise oder ganz zerstörte. Ein aktuelles Lagebild.

Manuela Pischkale-Arnold, Leiterin des Kinderschutzbundes in Hagen, schiebt Schlamm aus der Einrichtung.
Manuela Pischkale-Arnold, Leiterin des Kinderschutzbundes in Hagen, schiebt Schlamm aus der Einrichtung. © WP | Michael Kleinrensing

Der Kinderschutzbund

Der Keller war bis unter die Decke geflutet, Enten schwammen nahe des Foyers. Verkaufsraum, Technik, Bürokeller, Waschräume, Café – alles zerstört. Das Haus für Kinder des Kinderschutzbundes an der Potthoffstraße ist im unteren Gebäudeteil quasi zerstört worden. „Alle Akten sind hin, die Elektrik ging lange nicht, die Hausratversicherung deckt einiges ab, aber eine Elementarversicherung haben wir nicht. Im Erdgeschoss müssen wir komplett renovieren. Böden, Fußbodenheizung und vieles mehr. Das wird in den fünfstelligen Bereich gehen“, sagt Kinderschutzbund-Leiterin Manuela Pischkale-Arnold. Von der Welle der Hilfsbereitschaft sind sie auch hier erstaunt. Pischkale-Arnold: „Wie viele Menschen hier herkamen und geholfen haben, ist unglaublich.“ Doch auch wenn innerhalb der Einrichtung der Optimismus herrscht, dass nach den Sommerferien wieder mit der Arbeit präventiver Gruppen begonnen werden soll: das Herz des Kinderschutzes in Hagen ist infrastrukturell schwer getroffen.

Das Allerwelthaus

Das gilt auch für das benachbarte Allerwelthaus, das aktuell von einer riesigen Helferschar getragen wird. Der Müllberg vor dem Haus ist abgetragen worden. Der Lionsclub hat Bautrockner kommen lassen. 80 Stühle vom Veranstaltungssaal wurden vom „Filmriss Gevelsberg“ abgeholt und können dort eingelagert werden, bis der Saal eines Tages wieder genutzt werden kann. An manchen Wänden im Keller muss noch alter Putz abgeschlagen werden. Wer bei Wiederaufbau- und Handwerksarbeiten einbringen will, darf sich unter info@allerwelthaus.de melden. Hilfe wird noch hierbei benötigt: Wände verputzen, Maurerarbeiten, Trennwände einsetzen, Kellertüren einsetzen, Fußboden verlegen oder Regale und Schränke aufbauen. Zuversicht herrscht im Allerwelthaus knapp zweieinhalb Wochen nach der Katastrophe. Es sind schon viele Spenden eingegangen.

Die Kirche am Widey wurde schwer getroffen. Auch die historische Orgel wurde durch das Wasser beschädigt.
Die Kirche am Widey wurde schwer getroffen. Auch die historische Orgel wurde durch das Wasser beschädigt. © Michael Kleinrensing

Die Kirche am Widey

Hart traf es auch die Kirche Am Widey, wo vor der Tür die Grenzmauer zur Volme gerissen war. Das Wasser lief mit voller Wucht direkt in das Gemeindehaus und blieb hüfthoch in der Kirche stehen. Auch die wertvolle Orgel ist getroffen worden. Noch ist unklar, wie hoch der Schaden hier sein mag. Auch hier ist das Problem: eine Elementar-Versicherung hat die Gemeinde angesichts der Nähe zum Fluss nie bekommen. Der geschätzte Schaden liegt laut Gemeindeleitung aktuell bei 1,5 Millionen Euro. Die Gemeinde am Widey, eine evangelisch-freikirchliche, hat ein sehr reges Gemeindeleben und rund 350 Mitglieder. Wie es weitergeht, ist auch hier noch unklar. Auf ihrer Homepage schreibt die Gemeinde zuversichtlich: „Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsgrund gebaut ist (Matthäus, 7:25).

Es sind nur drei von mehreren wichtigen Einrichtungen in Hagen, die schwer von der Flut getroffen wurden. Und doch dokumentieren die immer noch laufenden Aufräumarbeiten, wie groß die Not auch knapp drei Wochen nach der größten Flut der letzten Jahrzehnte immer noch ist.